Viele Haushalte in Deutschland können ihre Energierechnungen nicht begleichen. Die Folge: Dunkle Wohnungen und kalte Herde. Zahlungsschwierigkeiten führen dazu, dass im Jahr 2023 der Netzbetreiber über 200.000 Mal die Stromversorgung kappte. Auch die Gaszufuhr wurde mehr als 28.000 Mal eingestellt. Diese Zahlen stammen aus einer Antwort des Wirtschaftsministeriums auf eine Anfrage der Linken (heise: 20.12.24).
Hohe Energiepreise treiben Familien in Not
Die steigenden Energiepreise treffen viele Menschen hart. Besonders einkommensschwächere Familien geraten in finanzielle Bedrängnis, weil die Kosten für Strom und Gas kontinuierlich steigen. Caren Lay, wohnungspolitische Expertin der Linken, kritisierte die aktuelle Situation scharf: „Jeder zwölfte Haushalt in Deutschland kann die Wohnung nicht angemessen heizen.“ Für viele bedeutet dies, zwischen Heizen und ausreichend Lebensmitteln wählen zu müssen. Ein Zustand, der angesichts des Wohlstands im Land inakzeptabel erscheint.
Immer mehr Familien kommen an ihre finanziellen Grenzen, denn hohe Abschlagszahlungen für Strom und Gas belasten bereits knappe Budgets zusätzlich. Wer in Zahlungsrückstand gerät, riskiert eine Versorgungssperre. Besonders in den kalten Wintermonaten hat dies dramatische Folgen für die Betroffenen.
Forderung nach einem Verbot von Energiesperren
Die Linke fordert ein generelles Verbot von Strom- und Gassperren, weil Grundversorgungen nicht vom Zahlungsstatus abhängen sollten. Laut Lay entspricht es einem „Skandal“, dass Menschen in einem der reichsten Länder der Welt im Dunkeln sitzen. Ein gesetzlicher Schutz könnte vielen Betroffenen helfen, die schwierige Lage zu überstehen.
Andere Länder bieten bereits Lösungen an, etwa Frankreich, wo ein gesetzliches Verbot von Stromsperren in den Wintermonaten existiert. Auch in Belgien dürfen Haushalte mit Zahlungsschwierigkeiten nicht einfach von der Energieversorgung getrennt werden. Experten plädieren dafür, dass Deutschland ähnliche Regelungen einführt.
Soziale Folgen von Energiesperren
Strom- und Gassperren haben gravierende soziale Auswirkungen, denn ohne Strom funktionieren keine Heizungen, Kühlschränke oder Kochgelegenheiten. Betroffene Haushalte können oft nicht einmal grundlegende Bedürfnisse erfüllen. Besonders Kinder leiden unter diesen Bedingungen, weil kalte Wohnräume und fehlende warme Mahlzeiten ihre Gesundheit beeinträchtigen.
Zusätzlich geraten viele Menschen in soziale Isolation, denn ohne Strom und Heizung schämen sich Betroffene, Freunde einzuladen oder den Alltag zu bewältigen. Ein Teufelskreis entsteht, der die Armut weiter verschärft.
Politischer Handlungsbedarf
Die Politik steht in der Verantwortung, Lösungen zu schaffen. Neben einem Verbot von Sperren könnten finanzielle Hilfen helfen, Energieschulden abzubauen. Auch Energieversorger könnten flexible Ratenzahlungen anbieten, damit Zahlungsrückstände vermieden werden.
Eine langfristige Strategie zur Bekämpfung von Energiearmut erscheint dringend notwendig, denn nur so lassen sich dunkle Wohnungen und kalte Herde nachhaltig verhindern. Effizientere Sozialleistungen, gezielte Förderungen und faire Energiepreise könnten die Belastung vieler Haushalte lindern. Energiesicherheit sollte in einem wohlhabenden Land wie Deutschland selbstverständlich sein.
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