Die deutsche Wirtschaft hat im zweiten Quartal einen unerwarteten Rückgang verzeichnet. Vor allem die Investitionen in Maschinen und Bauten gingen zurück, was dazu führte, dass Deutschland hinter anderen großen EU-Staaten zurückbleibt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank von April bis Juni um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Experten hatten zuvor ein geringes Wachstum von 0,1 Prozent erwartet (tagesschau: 30.07.24).
Kein grünes Wirtschaftswunder in Sicht: Deutsche Wirtschaft stagniert trotz wachsender Euro-Zone
Jörg Krämer, Chefökonom der Commerzbank, äußerte sich besorgt: „Der unerwartete Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal um 0,1 Prozent zeigt wieder einmal, dass von einem nennenswerten Aufschwung in Deutschland keine Rede sein kann.“ Diese Aussage reflektiert die anhaltenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Landes. Das von Bundeskanzler Olaf Scholz versprochenen grünen Wirtschaftswunder lässt weiterhin auf sich warten.
Während Deutschland mit einem Rückgang zu kämpfen hat, wächst die Wirtschaft in der Euro-Zone stärker als erwartet. Laut dem EU-Statistikamt Eurostat wuchs die Wirtschaft in der Euro-Zone im zweiten Quartal um 0,3 Prozent, während Ökonomen nur ein Plus von 0,2 Prozent prognostiziert hatten. Besonders Spanien und Irland trugen mit einem Wachstum von 0,8 bzw. 1,2 Prozent erheblich dazu bei. Auch Frankreich konnte ein Wachstum von 0,3 Prozent verzeichnen.
Die deutsche Wirtschaft hingegen stagniert seit dem Frühjahr 2022 und pendelt um die Null-Linie. Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, sieht schwierige Standortfaktoren und eine verunsichernde Wirtschaftspolitik als Hauptursachen. Zudem gefährdet das sinkende Auftragspolster in der Industrie Arbeitsplätze.
Deutschland in der Wirtschaftskrise: Wachstumshoffnungen schwinden
Die Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft sind vielfältig. Auf den Weltmärkten verliert China als wichtiger Wachstumstreiber an Dynamik, und im Inland steigt die Zahl der Firmenpleiten. Auch die Zinssenkung der Europäischen Zentralbank im Juni hat noch keine spürbaren Verbesserungen gebracht. Viele Ökonomen hatten einen Aufschwung für die zweite Jahreshälfte erwartet, doch die aktuellen Daten zeichnen ein anderes Bild.
Der ifo-Geschäftsklimaindex, ein wichtiger Frühindikator, sank im Juli bereits den dritten Monat in Folge. Clemens Fuest, Präsident des ifo-Instituts, kommentierte dazu: „Die deutsche Wirtschaft steckt in der Krise fest.“
Optimismus durch Fußball-Europameisterschaft?
Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen hat sich die Stimmung unter den Verbrauchern zuletzt verbessert. Die Fußball-Europameisterschaft im eigenen Land hat die Konsumlaune gesteigert. Die Bereitschaft zu größeren Anschaffungen ist laut einer Umfrage der GfK und des Nürnberger Instituts für Marktentscheidungen so hoch wie seit März 2022 nicht mehr. Allerdings bleibt unklar, ob dieser Effekt von Dauer sein wird oder lediglich ein kurzfristiges Phänomen darstellt.
Maßnahmen der Bundesregierung
Um die Wirtschaft zu beleben, hat die Bundesregierung ein Paket zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts verabschiedet. Dieses umfasst unter anderem erweiterte Abschreibungsmöglichkeiten, um Investitionsanreize zu schaffen. Weitere Maßnahmen sollen in den kommenden Monaten folgen. Ziel ist es, einen zusätzlichen Wachstumsimpuls von etwa einem halben Prozentpunkt zu erzielen, was einer zusätzlichen Wirtschaftsleistung von 26 Milliarden Euro entsprechen würde.
Monika Schnitzer, die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, äußerte jedoch Skepsis bezüglich der Wirkung dieser Maßnahmen. Auch Moritz Schularick, Präsident des Forschungsinstituts IfW, nannte das Paket ein „Wachstumspaketchen“ und zweifelte an dessen Wirksamkeit.
Schlechte Prognose des IWF
Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert für Deutschland in diesem Jahr lediglich ein Wachstum von 0,2 Prozent, die schwächste Rate aller führenden G7-Staaten. Zum Vergleich: Für die Weltwirtschaft rechnet der IWF mit einem Plus von 3,2 Prozent. Dies hat eine Debatte über den Wirtschaftsstandort Deutschland entfacht.
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