Westnetz verzögert Auszahlung – Tausende Betreiber von Solaranlagen warten auf ihr Geld

Tausende Betreiber privater Solaranlagen warten auf Geld – trotz gesetzlichem Anspruch. Westnetz, größter Verteilnetzbetreiber Deutschlands, zahlt nicht fristgerecht. Betroffen sind Kunden in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen. Teilweise bleibt die Vergütung seit über einem Jahr aus. Branchenkreise sprechen von Rückständen in Millionenhöhe (waz: 02.08.25).


Bundesnetzagentur prüft Vorgehen von Westnetz

Die Bundesnetzagentur eröffnete ein Verfahren gegen Westnetz wegen anhaltender Verstöße gegen die gesetzlich vorgeschriebenen Zahlungsfristen. Laut Behörde gingen zahlreiche Beschwerden ein, die auf eine schleppende Abwicklung gesetzlicher Pflichten hinweisen. Diese betreffen sowohl Abschlagszahlungen als auch endgültige Abrechnungen.

Westnetz zahlt Einspeisevergütungen verspätet. Tausende Haushalte warten auf gesetzlich zugesichertes Geld für Solarstrom
Westnetz zahlt Einspeisevergütungen verspätet. Tausende Haushalte warten auf gesetzlich zugesichertes Geld für Solarstrom

Westnetz bestätigt die Verzögerungen auf Anfrage. Man spreche von „längeren Bearbeitungszeiten“, deren Dauer je nach Einzelfall variiere. Eine konkrete Zahl der betroffenen Kunden blieb offen. Der Netzbetreiber verwies auf die Größe seines Gebiets sowie die Vielfalt der angeschlossenen Haushalte.

Westnetz kämpft mit Systemumstellung und Nachfrageboom

Ein interner Bearbeitungsstau belastet das Unternehmen zusätzlich. Zwischen 2021 und 2023 explodierte die Zahl der Anschlussanfragen von 30.000 auf über 115.000. Im laufenden Jahr stabilisiert sich das Aufkommen bei etwa 70.000. Der starke Zuwachs überfordert die bestehenden Strukturen.

Hinzu kommt eine komplexe IT-Umstellung. Westnetz führt diese auf gesetzliche Vorgaben zurück. Ziel sei die Vereinheitlichung von Prozessen und Systemlandschaften. Der Konzern spricht von einem „hochkomplexen“ Projekt mit großer kaufmännischer Relevanz. Die neue Technik betrifft auch Tochtergesellschaften wie die ELE-Verteilnetz GmbH.

Auch Tochterfirmen von Westnetz betroffen

Die Folgen dieser Umstellung spüren auch Kunden der Westnetz-Tochter EVNG. In Gelsenkirchen, Bottrop und Gladbeck warten laut Unternehmen über 1.000 Haushalte auf ihre Einspeisevergütung. Die Rückstände summieren sich auf rund eine halbe Million Euro. Ein Sprecher räumt ein: Der technische Umbau sei schwieriger gewesen als geplant.

Westnetz versichert dennoch die Treuhandverwaltung aller Einspeisegelder. „Die Gelder für die Abschläge und Abrechnungen der Einspeisevergütung werden treuhänderisch verwaltet, alle Kunden bekommen die ihnen zustehende Vergütung.“ Zusätzlich habe man Personal aufgestockt, um Rückstände schneller abzubauen.


Verbraucherschützer fordern Konsequenzen

Die Verbraucherzentrale NRW kritisiert die langen Wartezeiten deutlich. Einige Haushalte hätten seit 2021 kein Geld erhalten. Thomas Zwingmann von der Verbraucherzentrale hält den Verweis auf IT-Probleme für unzureichend. „Wenn es weit über ein Jahr lang offenbar nicht möglich ist, die Kunden auszuzahlen, dann ist das nicht akzeptabel.“ Seiner Ansicht nach wurde der IT-Umbau nicht mit der nötigen Priorität behandelt.

Betroffene sollen sich an die Schlichtungsstelle Energie wenden oder rechtliche Schritte prüfen. Laut Bundesnetzagentur besteht Anspruch auf Abschlagszahlung bis zum 15. eines Monats. Bei Verzug können zusätzlich Verzugszinsen fällig werden.

Auch der Landesverband Erneuerbare Energien NRW fordert mehr Tempo bei der Bearbeitung von Netzanschlüssen. Neben Privatkunden klagen auch Betreiber großer Photovoltaik-Freiflächen über lange Wartezeiten. „Ohne anwaltliches Schreiben bleibt oftmals eine Antwort ganz aus. Westnetz ist dabei keine Ausnahme.“

Lesen Sie auch:

Nach oben scrollen