Welcome Center in der Kritik – Millionenprojekt mit minimalem Erfolg

Im Dezember 2023 eröffnete in Kiel das Welcome Center, ein Prestigeprojekt gegen den Fachkräftemangel. Die Einrichtung sollte internationale Fachkräfte anwerben und vermitteln. Heute aber steht das Millionenprojekt stark unter Druck. Nur fünf erfolgreiche Vermittlungen im ersten Jahr zeigen, wie groß die Lücke zwischen Anspruch und Realität bleibt (welt: 20.08.25).


SPD-Kritik an Struktur und Ressourcen

Die SPD-Kritik richtet sich vor allem gegen fehlende Strukturen und mangelnde Ausstattung. Kianusch Stender erklärte: „Als das Welcome Center 2023 eröffnet wurde, war die Rede von einem Meilenstein im Kampf gegen den Fachkräftemangel.“ Doch mit nur sieben Angestellten startete die Einrichtung geschwächt. Inzwischen zählt das Zentrum 14 Mitarbeiter, die Bilanz bleibt jedoch ernüchternd. Nur fünf Fachkräfte fanden über das Welcome Center tatsächlich eine Anstellung.

Welcome Center in Kiel - Millionenprojekt gegen Fachkräftemangel erzielt nur fünf Vermittlungen. SPD-Kritik wächst, Kosten explodieren
Welcome Center in Kiel – Millionenprojekt gegen Fachkräftemangel erzielt nur fünf Vermittlungen. SPD-Kritik wächst, Kosten explodieren

Die Landesregierung sieht die Verantwortung anders. In einer Antwort auf eine kleine Anfrage hieß es, die reine Zahl der Vermittlungen sei wenig aussagekräftig. „Vor dem Hintergrund der mangelnden Aussagekraft dieser Kennzahl sowie der Tatsache, dass die Vermittlung von Fach- und Arbeitskräften keine originäre Aufgabe des Welcome Centers Schleswig-Holstein ist, wurde das Kennzahlensystem überarbeitet.“ Künftig sollen Kontaktaufnahmen, betreute Unternehmen und gewonnene Talente als zentrale Indikatoren dienen.

Arbeitsministerium verteidigt das Millionenprojekt

Staatssekretär Tobias von der Heide (CDU) verteidigte das Millionenprojekt. Gegenüber dem NDR betonte er: „Viele, die sich dort melden, werden am Ende auch nicht danach gemessen, ob ein Arbeitsvertrag entsteht, sondern wir lösen Probleme bei der Berufsanerkennung, beim Aufenthaltsrecht.“ Die Regierung hebt damit vor allem die beratende Funktion hervor. Für die SPD wirkt dies wie ein Versuch, die Defizite zu kaschieren.

Stender äußerte deutliche SPD-Kritik: „Das Welcome Center sollte der große Hebel gegen den Fachkräftemangel sein. Heute ist es nur noch ein Luftschloss: Viel zu wenig Beschäftigte, keine ausreichende Präsenz und Vernetzung vor Ort, keine internationale Reichweite.“ Er fordert klare Strukturen, zusätzliche Mittel und mehr politischen Willen, um echte Ergebnisse zu erzielen.


FDP zweifelt am Nutzen

Auch die FDP hält das Projekt für gescheitert. Ein Abgeordneter stellte im NDR klar: „Die Umsetzung ist voll in die Hose gegangen, weil in Wahrheit berät hier eine Behörde die andere. Für beide sind dann auch noch zwei unterschiedliche Ministerien zuständig.“ Damit verstärkt sich die Kritik an der Doppelstruktur.

Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) hatte bei der Eröffnung betont, das Zentrum solle Schleswig-Holstein attraktiver für internationale Fachkräfte machen. Das Welcome Center sollte als zentrale Anlaufstelle für Zuwanderer dienen und den Fachkräftemangel in allen Branchen lindern. Doch die Realität fällt deutlich bescheidener aus.

Reichweite zu gering, Kosten enorm

Auf Social Media zeigt das Projekt kaum Wirkung. Laut NDR hatte das Welcome Center lediglich 1300 Follower auf LinkedIn, 26 auf Instagram und sieben auf Facebook. Damit erreichte es auf Facebook weniger Menschen, als es Angestellte beschäftigt. Für ein Projekt, das Sichtbarkeit verspricht, ist diese Reichweite ein ernüchterndes Signal.

Hinzu kommen hohe Kosten. Laut NDR belastet das Millionenprojekt den Landeshaushalt in den ersten fünf Jahren mit fast 13 Millionen Euro. Angesichts dieser Summe und der schwachen Vermittlungszahlen wächst die SPD-Kritik. Die Opposition fordert klare Ziele, bessere Vernetzung und eine transparente Auswertung der Resultate. Nur so könnte das Welcome Center eine echte Rolle im Kampf gegen den Fachkräftemangel spielen.

Lesen Sie auch:

Nach oben scrollen