EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen plädiert angesichts der globalen Unsicherheiten für eine verstärkte Nutzung der Atomenergie in Europa. Besonders in Zeiten geopolitischer Spannungen sei es entscheidend, die Energieversorgung unabhängig und sicher zu gestalten. Ihre Forderung formulierte sie auf der Globesec-Sicherheitskonferenz in Prag, wo sie betonte: „Wenn es um unsere Energie geht, müssen wir unsere eigene Energie erzeugen.“ Dabei hob sie die Bedeutung einer ausgewogenen Mischung aus erneuerbaren Energien, Atomkraft und Energieeffizienz hervor (diepresse: 30.08.24).
Von der Leyen: Wie der Ukraine-Krieg unsere Sicherheitsillusion zerstört hat
Ein zentrales Argument von der Leyens ist der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Dieser Krieg hat nach ihren Worten viele grundlegende Sicherheitsannahmen erschüttert. „Mit ukrainischen Städten liegen auch viele unserer grundlegenden Sicherheitsannahmen in Trümmern“, erklärte sie.
Jahrzehntelang sei angenommen worden, dass wirtschaftliche Verflechtung, insbesondere durch den Handel mit russischem Gas, die Stabilität in Europa sichern könne. Diese Strategie sollte garantieren, dass Moskau keinen weiteren Krieg in Europa beginnen würde. Doch die Realität habe gezeigt, dass diese Annahme trügerisch war.
Kehrtwende in der Energiepolitik – Europas Atomkraft-Ausbau
Die Frage, ob Deutschland zur Nutzung der Atomkraft zurückkehren sollte, ließ von der Leyen in ihrer Rede offen. Dennoch wird in der Europäischen Union ein klarer Trend zur verstärkten Nutzung der Atomenergie sichtbar. Länder wie Frankreich, Ungarn und Polen arbeiten aktiv am Ausbau ihrer Atomkraftwerke. Diese Entwicklung zeigt, dass die Atomkraft in vielen Teilen Europas als wichtiger Bestandteil der Energiestrategie angesehen wird.
Deutschland hingegen hat einen anderen Weg eingeschlagen. Im April 2023 wurden die letzten Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet. Dieser Schritt war das Ergebnis einer langjährigen Debatte und spiegelt die spezifische Energiepolitik des Landes wider. Dennoch könnte die zunehmende geopolitische Unsicherheit in Europa die Diskussion über die Atomenergie auch in Deutschland erneut beleben.
Insgesamt zeigt sich, dass die Atomkraft in Europa eine Renaissance erlebt. Von der Leyen argumentiert, dass in Zeiten globaler Unsicherheit und erhöhter Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen eine starke und unabhängige Energieversorgung unerlässlich ist. Die Atomenergie wird in diesem Kontext als Schlüsselkomponente einer sicheren und nachhaltigen Energiezukunft gesehen. Wie Deutschland in dieser Debatte künftig agieren wird, bleibt jedoch offen.
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