Viele deutsche Firmen kämpfen in der aktuellen Gaskrise bereits ums Überleben. Weitere Einsparungen beim Gasverbrauch seien laut Industrie- und Handelskammer nur noch durch Stilllegung von Produktionskapazitäten möglich (Spiegel: 26.10.22). Nur 20 Prozent der Unternehmen sehen ein Einsparpotential von mehr als 5 Prozent.
60 Prozent der Unternehmen sehen kein Einsparpotential beim Gas mehr
Nach einer Erhebung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) sehen 60 Prozent der deutschen Unternehmen keine Einsparmöglichkeiten beim Gasverbrauch mehr. In den kommenden fünf Jahren sei das Einsparpotenzial mit 1 bis zu zwei Prozent sehr gering. Die DIHK hat mehr als 3500 Firmen aus allen Branchen zur Möglichkeit weiterer Einsparungen beim Gasverbrauch befragt. Lediglich 20 Prozent sehen nach eigener Einschätzung noch ein Einsparpotential im Bereich von zwei bis fünf Prozent ihres bisherigen Verbrauchs. Weitere 20 Prozent könnten nach eigenen Angaben noch mehr als fünf Prozent einsparen.
Weitere Einsparung nur durch Produktionsstilllegungen erreichbar
Der Präsident der DIHK, Peter Adrian, kommentiert die Situation in den Unternehmen so: „Der Überlebenskampf der Betriebe angesichts der explodierenden Energiepreise hat dazu geführt, dass die kurzfristigen betrieblichen Potenziale ausgeschöpft wurden. Deshalb sind weitergehende Ziele, den Gasverbrauch im laufenden Produktionsbetrieb noch stärker zu verringern, einfach unrealistisch.“ Die bisherigen Einsparungen beim Gasverbrauch in der Wirtschaft sein in erster Linie eine Folge von Betriebsstilllegungen oder Produktionseinschränkungen. „Wir müssen daher nach anderen Möglichkeiten suchen, um zusätzliches Gas zu mobilisieren oder Gas zum Beispiel bei der Stromerzeugung einzusparen. Nur so werden wir Insolvenzen vermeiden und Wertschöpfungsketten erhalten“, sagte Adrian.
Einsparziele der EU vollkommen unrealistisch
Der Gasnotfallplan der EU schreibt den einzelnen Mitgliedsstaaten von August 2022 bis März 2023 eine Einsparung beim Gasverbrauch von 15 Prozent gegenüber dem Durchschnittsverbrauch in den Jahren 2016 bis 2021 vor. „Für die überwiegende Mehrheit der Betriebe ist es unrealistisch, auf der Basis der bisherigen Reduktionen noch einmal 15 Prozent draufzulegen, ohne dass wir weiter schmerzhafte Produktionseinschränkungen sehen“, kommentiert Adrian diese Vorgabe.
Unternehmen werden Produktion ins Ausland verlegen
Die Forderung nach weiteren Einsparungen wird letztendlich dazu führen, dass energieintensive Unternehmen ihre Produktion ins nichteuropäische Ausland verlagern. Mit BASF hat der erste DAX-Konzern bereits einen Stellenabbau in Deutschland angekündigt. Der Konzern will in die Produktionsstätten in China investieren. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis weitere Unternehmen folgen.
Lesen Sie auch:
- Jetzt rollt die Pleitewelle an
- Zwei Drittel der Betriebe in der Gastronomie fürchten um ihre Existenz
- Heger Firmengruppe – Hersteller von Spezialteilen für Windräder – insolvent
- Deutschlands unaufhaltsamer Weg in die Agonie
- Industriemanager verzweifeln an Unkenntnis im Wirtschaftsministerium