Die Welt des Softwaregiganten SAP befindet sich in einem Umbruch, der in der Belegschaft Unruhe auslöst. Die Befürchtungen konzentrieren sich auf mögliche Entlassungen. Diese Veränderungen sind zu Jahresbeginn bei SAP üblich, da das Management, unter der Führung von Vorstandssprecher Christian Klein, regelmäßig organisatorische Anpassungen vornimmt. Doch diesmal fürchten Mitarbeiter, dass diese „Reorganisationen“ erneut mit Personalabbau einhergehen könnten (handelsblatt: 18.01.24).
SAP: Topmanager in Sparmodus – Was steckt hinter den geheimen Plänen?
Gemäß Informationen aus internen Kreisen des Unternehmens wurden Topmanager aufgefordert, in ihren jeweiligen Verantwortungsbereichen Möglichkeiten zur Kosteneinsparung zu identifizieren. Die genauen Pläne sind noch nicht vollständig ausgearbeitet, daher bleibt der Umfang der beabsichtigten Maßnahmen vorerst unklar. Im vergangenen Jahr hat SAP weltweit etwa 3000 Positionen gestrichen, was 2,5 Prozent der Belegschaft entspricht.
Die Bekanntgabe solcher Schritte würde vermutlich eine Mitteilung an die Aktionäre erfordern. Eine denkbare Gelegenheit für diese Information könnte kommenden Mittwoch sein, wenn das Unternehmen ohnehin seine Geschäftszahlen vorlegt. Nach dieser Ankündigung könnten dann Gespräche mit den Mitbestimmungsgremien beginnen. Es ist wichtig zu beachten, dass Entlassungen in Deutschland aufgrund eines bestehenden Rahmensozialplans, der noch für das laufende Jahr gilt, praktisch ausgeschlossen sind.
Wie der Tech-Gigant den Weg zur Profitabilität plant
Bemerkenswert ist, dass das Unternehmen selbst nicht direkt auf die möglichen Stellenstreichungen eingeht. In einer offiziellen Erklärung heißt es lediglich, dass SAP als weltweit führendes Technologieunternehmen ständig die aktuellen Marktentwicklungen bewertet und sich entsprechend anpasst. Dies, so betont SAP, sei entscheidend, um in nachhaltige Innovationen und Wachstum zu investieren.
SAP hat seinen Aktionären versprochen, die Profitabilität zu steigern. Nach umfangreichen Investitionen in die technische Infrastruktur und der Umstellung auf Cloud-Dienste plant das Unternehmen, den bereinigten operativen Gewinn und den Free Cashflow bis 2024 und 2025 zweistellig wachsen zu lassen.
SAPs CEO erhöht den Druck: Wie der Tech-Riese profitabler werden will
In dieser Hinsicht betont Finanzvorstand Dominik Asam die Bedeutung von Kostenkontrolle und appelliert an jeden Mitarbeiter, seinen Beitrag zu leisten. Auch Christian Klein, der CEO von SAP, verstärkt den Druck auf die Belegschaft. In einer internen E-Mail, die dem Handelsblatt vorliegt, betont er, dass es nicht einfach sei, die Nummer eins zu sein. Er betont, dass SAP profitabler wachsen müsse als die Konkurrenz, um Investitionen zu ermöglichen und die Spitzenposition zu sichern.
SAP hat zudem eine Rückkehr der Mitarbeiter zu einer dreitägigen Präsenz im Büro eingeführt. Gehaltserhöhungen werden künftig vollständig an Leistungskriterien gekoppelt. Das neue Leistungsbewertungssystem namens „Winning Culture“ wird den Druck auf die Mitarbeiter weiter erhöhen.
Zunächst wird das System für Führungskräfte eingeführt und ab 2025 für alle Mitarbeiter verpflichtend sein.
SAP im Wandel: Große Umstrukturierung und Bürokratieabbau in Sicht
Ein möglicher Stellenabbau wäre Teil einer umfassenderen Neuausrichtung. Zum einen plant SAP die Konsolidierung von Einheiten, die das Tagesgeschäft in den verschiedenen Geschäftsbereichen und Landesgesellschaften steuern. Diese neue Organisation wird von Chief Operating Officer (COO) Sebastian Steinhäuser geleitet und wird voraussichtlich Tausende von Mitarbeitern betreffen.
Zum anderen hat die steigende interne Bürokratie, insbesondere im Bereich „Operations“, die Aufmerksamkeit von Mitarbeitern und Managern auf sich gezogen. Es wird vermutet, dass das Unternehmen hier erhebliches Einsparpotenzial sieht.
Neue Jobs trotz Stellenabbau für milliardenschweres Wachstum
Trotz der angekündigten Stellenstreichungen plant SAP weiterhin Neueinstellungen in spezifischen Bereichen, um die ambitionierten Wachstumsziele zu erreichen. Im vergangenen Jahr erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 31,1 Milliarden Euro, während das Management für 2025 einen Umsatz von 37,5 Milliarden Euro in Aussicht stellt. Dies unterstreicht die Herausforderungen und Chancen, denen sich SAP in einer sich ständig verändernden Branche gegenübersieht.
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