Die Insolvenz der Fosen Werft GmbH erschüttert die Branche. Nur einen Tag nach der Rettung der Meyer Werft meldet das traditionsreiche Unternehmen seine Zahlungsunfähigkeit. Dies zeigt, wie fragil die Lage im Schiffbau in Deutschland ist (ruhr24: 04.09.24).
Rettung in letzter Minute: Scholz bewahrt Meyer Werft vor dem Aus – Hoffnung für 18.000 Jobs
Am 22. August trat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit einem Lächeln und optimistischen Worten vor die Belegschaft der Meyer Werft in Papenburg. Dort kündigte er an, dass der Staat einspringt, um das traditionsreiche Unternehmen vor der Pleite zu bewahren. Die Meyer Werft bleibt damit vorerst erhalten, und Kreuzfahrtschiffe sollen weiterhin in Deutschland gefertigt werden.
Die Verstaatlichung ist jedoch nur eine Übergangslösung, bis sich das Unternehmen selbst sanieren kann und ab 2027 wieder unabhängig agiert. Diese Nachricht dürfte für die rund 18.000 Beschäftigten eine große Erleichterung bedeuten.
Doppelschock im Schiffbau: Nach staatlicher Rettung der Meyer Werft meldet Fosen Insolvenz an
Trotz dieser Rettungsaktion ist die Krise im deutschen Schiffbau nicht vorbei. Am selben Tag, an dem die Rettung der Meyer Werft verkündet wurde, musste ein weiteres traditionsreiches Unternehmen Insolvenz anmelden. Die Fosen Werft GmbH und ihre Tochtergesellschaft in Stralsund reichten ihren Insolvenzantrag ein. Das zuständige Gericht setzte den Rechtsanwalt Biner Bähr von der Kanzlei White & Case als vorläufigen Insolvenzverwalter ein.
Die IG Metall sprach von einem „Schlag ins Gesicht“ für die Beschäftigten, die nun um ihre Arbeitsplätze bangen müssen. Erst einen Tag zuvor hatte die Stadt Stralsund den Pachtvertrag mit der Fosen Werft vorzeitig beendet. Diese Entscheidung fiel, weil das Unternehmen nicht in der Lage war, genügend Schiffbauprojekte nach Stralsund zu holen oder die angestrebten Arbeitsplätze zu schaffen. Dies ist ein herber Rückschlag für die Region, die stark vom Schiffbau abhängig ist.
Historische Bedeutung der Fosen Werft
Die Fosen Werft blickt auf eine lange Tradition zurück. Gegründet im Jahr 1918, war das Unternehmen über viele Jahrzehnte ein wichtiger Akteur im europäischen Schiffbau. Besonders in den letzten Jahren kämpfte die Firma jedoch mit erheblichen finanziellen Problemen. Bereits zu Beginn des Jahres meldete die Muttergesellschaft in Norwegen Insolvenz an. Bis dahin waren die deutschen Tochterunternehmen nicht direkt betroffen, doch nun haben auch sie die Auswirkungen der Krise zu spüren bekommen.
Die Werft in Stralsund spielte eine bedeutende Rolle bei der Sanierung der „Gorch Fock 1“, einem historischen Segelschiff, das als Wahrzeichen der Stadt gilt. Bis Ende Mai dieses Jahres arbeiteten Fachkräfte der Werft an der Restaurierung des Schiffes. Für die Sanierung wurden über zehn Millionen Euro aus EU-, Bundes- und Landesmitteln aufgebracht. Trotz dieser prestigeträchtigen Projekte konnte die Fosen Werft in den letzten Jahren nicht die notwendige Anzahl an Aufträgen akquirieren, um wirtschaftlich überlebensfähig zu bleiben.
Hoffnung auf einen Neuanfang
Die Zukunft der Werft ist ungewiss, doch es gibt bereits erste Interessenten, die das Unternehmen übernehmen könnten. Laut Berichten plant die Strela Shiprepair Yard, die ebenfalls in Stralsund ansässig ist, die Lücke zu füllen, die durch den Rückzug der Fosen Werft entstanden ist. Ob dies gelingt, wird die Zeit zeigen.
Diese Entwicklungen verdeutlichen, wie tiefgreifend die Herausforderungen in der Schiffbaubranche sind. Viele Unternehmen kämpfen mit den Folgen globaler Marktveränderungen, dem wachsenden Kostendruck und dem starken internationalen Wettbewerb. Auch wenn die Rettung der Meyer Werft ein positives Signal setzt, bleibt die Situation für viele Beschäftigte in der Branche unsicher.
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