Traditionsbrauerei Oettinger schließt Werk in Braunschweig – 150 Jobs in Gefahr

Die Brauerei Oettinger zieht Konsequenzen aus sinkender Nachfrage. Der Standort Braunschweig soll 2026 schließen – 150 Mitarbeiter verlieren ihre Jobs (ndr: 23.07.25).


Oettinger zieht sich aus Braunschweig zurück

Die Brauerei Oettinger plant, ihren über 150 Jahre alten Standort in Braunschweig aufzugeben. Die Produktion verlagert sich nach Oettingen und Mönchengladbach. Sinkender Bierabsatz und strukturelle Überkapazitäten lassen der Geschäftsführung kaum Spielraum. Betroffen sind 150 Arbeitsplätze in Abfüllung und Herstellung. Für die Mitarbeiter ist eine befristete Beschäftigung in einer Transfergesellschaft vorgesehen. Lediglich Teile der Logistik bleiben am Standort.

Oettinger schließt 2026 das Werk in Braunschweig. 150 Jobs betroffen. Grund: rückläufiger Bierabsatz und strukturelle Überkapazitäten
Oettinger schließt 2026 das Werk in Braunschweig. 150 Jobs betroffen. Grund: rückläufiger Bierabsatz und strukturelle Überkapazitäten

Der betroffene Standort wurde 1871 gegründet. Oettinger übernahm ihn 2009 von Carlsberg. Die Anlagen gelten inzwischen als veraltet und hätten bald eine umfassende Generalüberholung erfordert. Der Aufwand wäre hoch gewesen, die Wirtschaftlichkeit fraglich.

Strukturwandel statt Brautradition

Der Rückgang beim Bierausstoß setzt sich seit Jahrzehnten fort. „Seit Jahrzehnten geht der Bierausstoß in Deutschland zurück“, erklärt Geschäftsführer Stefan Blaschak. Der Absatz bei Oettinger entspricht inzwischen dem Stand von vor über 20 Jahren. Eine kostspielige Modernisierung der alten Anlagen in Braunschweig erschien nicht mehr wirtschaftlich. „Ein Abbau unserer hauseigenen Überkapazitäten ist unvermeidlich“, so Blaschak.

Blaschak verfolgt eine langfristige Strategie. Die Ausrichtung verschiebt sich weg vom klassischen Brauereibetrieb hin zu einem innovativen Getränkeanbieter. Dabei stehen nicht nur Effizienzprogramme im Fokus, sondern auch ein erweitertes Produktsortiment und schlankere Prozesse.

Rentabilität kehrt zurück – Werk bleibt dennoch geschlossen

Trotz wirtschaftlicher Fortschritte bleibt der Kurs hart. „Wir sind dadurch zwar seit Kurzem endlich wieder rentabel“, betont Blaschak. Doch um bezahlbare Qualität weiterhin zu sichern, müsse man aktiv auf Marktveränderungen reagieren. „Nicht erst wieder dann, wenn es fast zu spät ist. Sondern, schon heute, geplant und selbstbestimmt.“

In Braunschweig hätten massive Investitionen angestanden. Jüngere Werke wie in Oettingen arbeiten effizienter und flexibler. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht erscheint der Schritt zur Schließung unausweichlich.


Oettinger konzentriert sich auf leistungsstarke Werke

Der Rückzug aus Braunschweig ist kein Einzelfall. Schon 2021 hatte Oettinger das Werk in Gotha geschlossen. Der Konzern fokussiert sich zunehmend auf wenige, aber moderne Produktionsstandorte. Mit einem Jahresausstoß von rund 6,6 Millionen Hektolitern zählt das Unternehmen weiterhin zu den größten Getränkeherstellern Deutschlands.

Gegründet 1731, beschäftigt Oettinger heute etwa 800 Menschen. Rund eine Milliarde Flaschen und Dosen mit Bier, Biermischgetränken und alkoholfreien Getränken verlassen jährlich die Werke. Der Wandel zum vielfältigen Getränkeanbieter schreitet voran.

Bitteres Ende für Braunschweig – strategisch folgerichtig

Für die 150 betroffenen Beschäftigten in Braunschweig bedeutet das Aus einen tiefen Einschnitt. Jahrzehntelange Erfahrung und regionale Verbundenheit zählen plötzlich nicht mehr. Die Transfergesellschaft dient lediglich als Brücke – kein langfristiger Ersatz.

Oettinger reagiert mit klarer Linie auf den Druck der Branche. Der Schritt zur Werksschließung ist hart, aber Teil einer übergeordneten Strategie. Struktur, Effizienz und Anpassungsfähigkeit gelten als Schlüssel zum Überleben in einem stagnierenden Markt.

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