Der Industriekonzern Thyssenkrupp plant einen massiven Stellenabbau in seiner Stahlsparte. Bis 2030 soll die Zahl der Arbeitsplätze von aktuell 27.000 auf rund 16.000 sinken. 5.000 Stellen fallen weg, während der Konzern weitere 6.000 durch Outsourcing oder Geschäftsverkäufe an externe Dienstleister auslagern will. Hintergrund sind die schwache Nachfrage am Stahlmarkt und der Zwang, die Produktionskapazitäten zu reduzieren. Statt bisher 11,5 Millionen Tonnen will das Unternehmen künftig nur noch 8,7 bis 9 Millionen Tonnen jährlich produzieren. Damit entspricht die geplante Kapazität der Versandmenge des letzten Geschäftsjahres (rp-online: 25.11.24).
Optimierung und Verschlankung als Strategie
Dennis Grimm, Chef von Thyssenkrupp Steel, unterstreicht, dass das Unternehmen langfristige Perspektiven für möglichst viele Beschäftigte schaffen möchte. Um dies zu erreichen, setzt man auf Kapazitätsanpassungen und Kostensenkungen. „Um uns zukunftsfest aufzustellen, ist eine umfassende Optimierung und Verschlankung unseres Produktionsnetzwerkes und unserer Prozesse notwendig“, erklärt Grimm.
Parallel dazu soll der Stahlbereich eine eigenständigere Rolle im Konzern einnehmen. Bereits heute besitzt das tschechische Energieunternehmen EPCG 20 Prozent der Stahlsparte. In einem nächsten Schritt könnte dieser Anteil auf 50 Prozent erhöht werden, wie Thyssenkrupp bestätigte.
Interne Konflikte und personelle Veränderungen
Die Zukunftspläne der Stahlsparte führten im Sommer zu massiven Spannungen. Im August legten der damalige Stahlchef Bernard Osburg, zwei weitere Vorstände und vier Aufsichtsratsmitglieder ihre Ämter nieder. Unter den Rücktritten befand sich auch der frühere SPD-Politiker Sigmar Gabriel. Um eine tragfähige Perspektive für den Stahlbereich zu entwickeln hat Thyssenkrupp zwei Gutachten beauftragt: eines zur kurzfristigen Fortführung und ein weiteres zur langfristigen Ausrichtung der Sparte. Diese Ergebnisse beeinflussen nun die geplanten Veränderungen.
Herausforderungen durch Kosten und Klimaschutz
Deutschlands größte Stahlfirma steht unter immensem Druck. Billigimporte aus Asien, hohe Energiekosten und eine schwache Nachfrage setzen das Unternehmen stark unter Zugzwang. Gleichzeitig erfordern Klimaschutzmaßnahmen hohe Investitionen, um die CO₂-Emissionen der energieintensiven Stahlproduktion zu senken. In Duisburg plant Thyssenkrupp daher die Produktion von sogenanntem „Grünstahl“ mithilfe von Wasserstoff. Dieses Vorhaben erhält Förderungen von Bund und Land Nordrhein-Westfalen in Höhe von zwei Milliarden Euro.
Große Investitionen trotz schwieriger Rahmenbedingungen
Die geplante Direktreduktionsanlage, eine Schlüsseltechnologie für klimafreundliche Stahlproduktion, wird trotz hoher Kosten vorangetrieben. Medien berichteten, dass intern ein Ausstieg aus dem Projekt diskutiert wurde. Dennoch bleibt das Unternehmen offiziell dabei, die Anlage fertigzustellen. Gleichzeitig laufen Gespräche, um die Wirtschaftlichkeit des Projekts unter sich verändernden Marktbedingungen abzusichern.
Die nächsten Jahre entscheiden über die Zukunft der Stahlsparte und ihrer Beschäftigten. Sowohl der geplante Stellenabbau als auch die Investitionen in grüne Technologien zeigen den Spagat, den das Unternehmen zwischen Kosteneffizienz und Nachhaltigkeit bewältigen muss.
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