Die tatsächliche Leistung vieler Solarmodule entspricht nicht der Leistungsangabe der Hersteller. Eine neue Untersuchung zeigt, dass sich dieser Trend seit 2017 verstärkt. Besonders in den letzten Jahren traten immer größere Abweichungen auf (t-online: 18.03.25).
Diskrepanz zwischen Leistungsangabe und Realwerten
Die Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen bleibt auf Rekordniveau. Verbraucher achten beim Kauf nicht nur auf den Preis, sondern auch auf die angegebene Leistungsangabe. Doch genau hier zeigt sich ein Problem. Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE fanden heraus, dass die tatsächliche Leistung vieler Module geringer als versprochen ausfällt. Besonders auffällig: Seit 2017 hat sich die Diskrepanz kontinuierlich vergrößert.

In ihrer Studie analysierten die Forscher über 70.000 Photovoltaik-Anlagen im Kalibrierlabor Callab PV Modules. Die Untersuchung folgte einer standardisierten Methode zur Leistungsmessung. Dabei wurden 1.034 monokristalline Siliziummodule betrachtet, die als besonders leistungsstark gelten. Bis 2016 lieferten viele Module sogar mehr Leistung als angegeben. Ab 2017 kehrte sich dieser Trend um: Die tatsächliche Leistung lag immer häufiger unter der Leistungsangabe.
Entwicklung der Abweichungen seit 2017
Die größte Differenz wurde 2023 gemessen. Im Durchschnitt wich die Leistung um 1,3 Prozent nach unten ab. Eine positive Differenz, also eine über den Herstellerangaben liegende Leistung, war kaum noch zu beobachten. Diese Entwicklung wirft ein Licht auf mögliche Probleme in der Qualitätskontrolle und Transparenz der Solarbranche.
Dennoch gibt es einen Hoffnungsschimmer. Daten aus dem Jahr 2024 zeigen eine leichte Verbesserung. Laut Daniel Phillip, Abteilungsleiter für Modulcharakterisierung und Zuverlässigkeit am Fraunhofer ISE, beträgt die durchschnittliche Abweichung nun 1,2 Prozent. Damit hat sich der Wert um 0,1 Prozentpunkte verringert. Hersteller scheinen sich der Problematik bewusst zu sein und erste Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Auswirkungen der falschen Leistungsangabe
Trotz der leichten Verbesserung bleibt die Abweichung relevant. Philipp erklärt: „Wenn wir davon ausgehen, dass unsere Daten repräsentativ für den deutschen Installationsmarkt sind, entspricht eine durchschnittliche Minderleistung von 1,2 Prozent bei einem Zubau von 16,2 Gigawatt im Jahr 2024 einer Gesamtleistung von etwa 195 Megawatt.“ Dies entspreche der Nennleistung eines der größten Solarparks in Deutschland.
Die tatsächlichen Konsequenzen dieser Abweichungen betreffen nicht nur einzelne Verbraucher. Im großen Maßstab entstehen signifikante Verluste in der Stromproduktion. Diese können langfristig auch wirtschaftliche Auswirkungen haben, insbesondere für Betreiber von großflächigen PV-Anlagen.
Methodik der Studie
Die Untersuchung folgte strengen Kriterien. Nur Module, bei denen Auftraggeber und Hersteller nicht identisch waren, wurden analysiert. Insgesamt umfasste die Studie 15 Hersteller. Dabei konzentrierten sich die Forscher auf Unternehmen, die im jeweiligen Betrachtungsjahr zu den zehn größten Herstellern zählten. Defekte oder unvollständig dokumentierte Module wurden ausgeschlossen.
Durch diese Vorgehensweise erhielten die Wissenschaftler belastbare Daten. Sie liefern wichtige Erkenntnisse über die Qualität und Zuverlässigkeit von Solarmodulen. Die Ergebnisse legen nahe, dass weiterhin Verbesserungen in der Branche notwendig sind. Hersteller stehen vor der Aufgabe, ihre Leistungsangabe transparenter und realistischer zu gestalten.
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