Die deutsche Stahlindustrie soll die Stahlerzeugung auf CO2-freien Strom umstellen. Allerdings fehlt dazu, sowohl der grüne Strom, als auch die entsprechend dimensionierten Stromleitungen zu den Stahlwerken und beides wird in absehbarer Zeit auch nicht zur Verfügung stehen. Nach dem Arbeitsplatzabbau in der Automobilindustrie verlassen jetzt die ersten Industriebetriebe Deutschland.
Energiewende gefährdet deutsche Stahlproduktion
Laut dem Vorstandsvorsitzende der Stahl-Holding Saar (SHS), Karl-Ulrich Köhler, ist die deutsche Stahlindustrie stark gefährdet. Aufgrund der politisch vorgegebenen Klimaziele muss die Stahlindustrie die Produktion von Kohle auf eine strombasierte Stahlerzeugung umstellen. Die Erzeugung von Stahl ist extrem energieintensiv und benötigt in entsprechenden Elektrolichtbogenöfen sehr viel Strom.
Laut Köhler werden diese Anlagen, aufgrund der hohen Stromkosten, nicht in Deutschland stehen. Die Produktion werde an Standorte verlagert, an denen genügend CO2-freier Strom preisgünstig zur Verfügung steht. Die Rahmenbedingungen zur Produktion von CO2-freiem Stahl sieht Köhler in absehbarer Zeit in Deutschland nicht gegeben.
Industrie fehlt Planungssicherheit durch immer neue Klimaziele
Die Parteien übertreffen sich zur Zeit gegenseitig mit immer neuen Klimaschutzzielen. Mit dieser Unsicherheit ist es unmöglich entsprechende Investitionen, die auf Jahrzehnte ausgelegt sind, zu planen und umzusetzen. Die Industrie braucht hier dringend Planungssicherheit. Die Regierung definiert zwar immer neue Ziele, einen konkreten Plan zur Umsetzung gibt es aber bis heute nicht dazu.
Alle Stahlproduzenten von Thyssenkrupp über Salzgitter, ArcelorMittal und Saarstahl testen gerade neue Produktionsverfahren in Pilotanlagen. Die großtechnische Umsetzung bereitet aber noch viele Probleme.
Die Umstellung der Stahlindustrie ist kostspielig. Die Bundesregierung rechnet dabei mit mindestens 30 Milliarden Euro. Dabei ist die Stahlindustrie auf staatliche Subventionen angewiesen, denn durch die permanent steigenden CO2-Preise sinkt der Gewinn von Jahr zu Jahr.
Stromversorgung zur Umstellung der Stahlproduktion völlig ungeklärt
Weitaus problematischer als die Finanzierungsfrage ist die Stromversorgung. Woher der CO2-freie Strom für die Stahlerzeugung kommen soll ist vollständig offen. Alleine die saarländische Stahlindustrie würde zusätzlich mehr als 8 Terawattstunden CO2-freien Strom pro Jahr benötigen. Für die gesamte deutsche Stahlindustrie liegt der zusätzlich Bedarf sogar bei 130 Terawattstunden. Dazu kommt, dass die vorhandenen Stromnetze gar nicht in der Lage sind diesen Strombedarf zu den Stahlwerken zu transportieren.
Industriebetriebe verlassen Deutschland – saarländische Stahlindustrie verlegt Produktion nach Frankreich
All diese Unsicherheiten hat jetzt die saarländische Stahlindustrie dazu veranlasst die Produktion von grünem Stahl ins benachbarte Frankreich zu verlegen. Deshalb hat SHS zwei Stahlwerke in Frankreich gekauft. Diese sollen, laut einer entsprechenden Mitteilung Standorte zur Produktion von grünem Stahl werden. Die Stromversorgung dafür ist gesichert und erfolgt aus französischen Atomkraftwerken.