Die Elektromobilität gerät ins Stocken. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) macht dafür die CDU und „Gegner der E-Mobilität“ verantwortlich. Er kritisiert, dass diese die Wende zur Elektromobilität mit Kampagnen und Kritik am Verbrenner-Aus behindert hätten. Um die Attraktivität von Elektroautos zu steigern, plädiert Kretschmann für eine Subventionierung des Ladestroms durch Steuergelder – und das über einen Zeitraum von zehn Jahren (focus: 20.11.24).
Subventionen als Lösung für hohe Strompreise?
Hohe Stromkosten sind für Kretschmann ein zentrales Hindernis für den Durchbruch der Elektromobilität. Während in China die Kilowattstunde Ladestrom nur 3 Cent kostet, zahlen Verbraucher in Deutschland ein Vielfaches. Kretschmann schlägt vor, Ladestrom mit öffentlichen Geldern zu subventionieren, um Elektroautos wettbewerbsfähiger zu machen. „Dass Energiepreise eine Rolle spielen, sieht man daran, dass Menschen weite Wege fahren, um minimal günstigeren Sprit zu tanken“, erklärte der Grünen-Politiker.
Diese Subventionen sollen nicht nur den Verbrauchern zugutekommen, sondern auch die Akzeptanz der E-Mobilität stärken. Die Maßnahme steht jedoch in der Kritik, da sie Steuergelder für einen stark regulierten Markt beanspruchen würde.
Milliardenstrafen als Chance für die Elektromobilität?
Ein weiteres Finanzierungskonzept sieht Kretschmann in der zweckgebundenen Nutzung der Strafzahlungen, die deutschen Autobauern drohen, wenn sie die CO₂-Flottenziele nicht erreichen. Anstatt diese Gelder in den allgemeinen Haushalt fließen zu lassen, sollen sie laut Kretschmann in den Ausbau der Ladeinfrastruktur und Zukunftstechnologien investiert werden. So könnte die gesamte Branche profitieren.
Michael Haberland vom Autoclub „Mobil in Deutschland“ lehnt diese Vorschläge entschieden ab. Er betont, dass ein modernes Dieselauto mit Klimakraftstoff oft klimafreundlicher sei als ein Elektroauto, das mit Kohlestrom betrieben wird. Gleichzeitig kritisiert er die pauschale Förderung von Elektroautos und fordert, dass die tatsächliche CO₂-Bilanz stärker berücksichtigt werden müsse.
Hersteller reagieren auf politische und wirtschaftliche Signale
Die Autoindustrie zeigt sich anpassungsfähig. Mercedes hat etwa seine „Elektro-only“-Strategie überarbeitet und bietet Modelle wie den CLA sowohl mit Elektromotoren als auch als Benzin-Hybride an. BMW verfolgt weiterhin einen technologieoffenen Ansatz, während VW am vollständigen Umstieg auf Elektroantriebe festhält. In Asien setzen Hersteller wie Toyota und Hyundai ebenfalls auf eine diversifizierte Strategie.
Internationale Unterschiede erschweren den Markt
Während Europa konsequent auf Elektromobilität setzt und ab 2035 ein Verbrennerverbot einführt, bleibt die Situation in anderen Regionen uneinheitlich. China fördert zwar massiv Elektroautos, entwickelt aber weiterhin Benzin- und Hybridantriebe. In den USA könnte sich mit einer neuen Regierung die Subventionierung von E-Autos drastisch ändern, was deutschen Herstellern zusätzliche Herausforderungen bereiten würde.
Die Frage bleibt, ob Subventionen und politische Vorgaben ausreichen, um die Elektromobilität global wettbewerbsfähig zu machen. Der Erfolg hängt maßgeblich davon ab, wie stark Verbraucher von den vorgeschlagenen Maßnahmen überzeugt werden.
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