Mit der Energiekrise mussten bereits mehrere Strom- und Gasanbieter Insolvenz anmelden und haben deshalb die Strom oder Gaslieferung an ihre Kunden eingestellt. Die betroffenen Kunden werden nach einer Kündigung zunächst vom örtlich zuständigen Grundversorger weiter versorgt. Viele Grundversorger haben aber ihre Strom- und Gaspreise insbesondere für Neukunden drastisch angehoben.
Nach einer Auswertung des Vergleichportals Check24 müssen Neukunden im Schnitt 109,5 Prozent mehr bezahlen als vor den Preisanpassungen. Damit müssen Neukunden bei vielen Grundversorgern deutlich mehr bezahlen als Bestandskunden.
260 Stromgrundversorger heben Stromtarife kräftig an
Laut der Auswertung von Check24 habe 260 Grundversorger neue Tarife ausschließlich für Neukunden eingeführt. Dabei zahlt ein Haushalt mit einem Musterverbrauch von 5.000 Kilowattstunden 3.676 Euro mehr im Jahr.
Das Vergleichsportal Verivox stellt ebenfalls stark angestiegene Preise für Neukunden fest. Laut Energieexperte Thorsten Storck ist die Explosion der Großhandelspreise für Strom so noch nie dagewesen. Energieversorger stellt dies vor völlig neue Herausforderungen. Bisher waren Neukunden sehr begehrt, doch jetzt können sie angesichts der hohen Beschaffungspreise für ernsthafte wirtschaftliche Probleme bei den Energieanbietern sorgen.
Gasgrundversorger heben Preise bis zu 400 Prozent an
Deutlich schlimmer als die Stromkunden trifft es allerdings die Gaskunden denen der Gasanbieter gekündigt hat. Gasgrundversorger heben ihre Preise in der Spitze um fast 400 Prozent an
Bei einem durchschnittlichen Musterhaushalt erzeugt dies zusätzliche Kosten in Höhe von 6.288 Euro pro Jahr. Im Durchschnitte stiegen die Neukundentarife bei den Gasgrundversorgern um 172 Prozent.
Verbraucherzentrale kritisiert Differenzierung zwischen Neu- und Bestandskunden
Insbesondere bei Geringverdienern führen die höheren Energiekosten zu einer enormen Belastung. Viele wenden sich gerade an die Verbraucherzentrale.
Der Vorstand der Verbraucherzentrale NRW, Wolfgang Schuldzinski meint dazu: „Die Spaltung der Grundversorgung in Neu- und Bestandskunden widerspricht unserem Verständnis des freien Marktes und der Liberalisierung im Energiemarkt deutlich. Eine Bestrafung oder Schikanierung von Kundenkreisen, die ihren Anbieter gewechselt haben, kritisieren wir“.