Bei der Energiewende in Deutschland setzen die Politiker auf Elektroautos und Wärmepumpen, um den CO₂-Ausstoß zu reduzieren. Mehrere Stromanbieter sehen mittlerweile bei einer zunehmenden Nutzung Probleme, dass das Stromnetz überlastet werden könnte. Deshalb gibt es bereits Überlegungen, dass Stromversorger die Leistung zu deren Versorgung beschränken dürfen. Unternehmen aus der Autoindustrie und Hersteller von Wärmepumpen, wie Tesla und Viessmann, wehren sich jetzt gegen diese Pläne (focus: 07.02.23).
Kontroverse Debatte: Präsident der Bundesnetzagentur fordert Leistungsbegrenzung zum Schutz des Stromnetzes
Der Vorschlag zu einer Leistungsbegrenzung kommt vom Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller. Die Bundesnetzagentur, unter dem grünen Wirtschaftsminister Robert Habeck, will einer drohenden Überlastung des Stromnetzes durch Elektroautos und Wärmepumpen entgegenwirken. Sein Vorschlag, die Stromversorgung vorübergehend zu reduzieren, hat jedoch heftigen Reaktionen in der Elektroauto- und Wärmepumpenbranche ausgelöst.
„Wenn weiter sehr viele neue Wärmepumpen und Ladestationen installiert werden, dann sind Überlastungsprobleme und lokale Stromausfälle im Verteilnetz zu befürchten, falls wir nicht handeln“, so Müller. Daher hat er vorgeschlagen, dass ab nächstem Jahr Stromversorger die Möglichkeit erhalten sollten, die Stromversorgung in Niedrigspannungs-Verteilnetzen vorübergehend zu reduzieren, um Überlastungen zu vermeiden. Dadurch wären Elektroautos nicht mehr in der Lage, ihre Batterien mit voller Leistung zu laden und Wärmepumpen würden mit geringerer Last laufen. Diese Lösung hat bereits Eingang in einen Verordnungsentwurf gefunden, den die Bundesnetzagentur vorgestellt hat.
Empörung bei Unternehmen: Pläne der Bundesnetzagentur zur Drosselung der Stromversorgung stoßen auf Widerspruch
Müllers Pläne, die Stromversorgung vorübergehend zu drosseln, stießen jedoch auf Empörung bei den betroffenen Unternehmen, die vorher nicht einbezogen wurden. Tesla und Volkswagen-Tochter Elli, die sich auf den Bau von Ladestationen spezialisiert hat, unterzeichneten zusammen mit anderen Unternehmen ein Schreiben an die Bundesnetzagentur, in dem sie die geplante Zwangsdrosselung massiv kritisieren. Auch Ladestationen-Spezialist Mobility House und Wärmepumpenhersteller Viessmann unterzeichneten den Brief.
Tesla und Viessmann warnen, dass die geplanten Eingriffe in die Stromversorgung die „Akzeptanz und Kundenzufriedenheit“ für die Schlüsseltechnologien der Energiewende gefährden könnten. Die Firmen fordern stattdessen Lösungen, die die Stromnachfrage flexibilisieren, anstatt Stromversorger zur Drosselung zu berechtigen.
Autoindustrie wehrt sich gegen Pläne der Bundesnetzagentur: Forderungen nach schnellem Ausbau statt Drosselung
Die Autoindustrie hat ihre Kritik an den Plänen der Bundesnetzagentur und ihres Präsidenten Klaus Müller weiter verstärkt. Die Cheflobbyistin des Verbands der deutschen Autobauer, Hildegard Müller, fordert die Distanzierung von der „verbraucherfeindlichen Idee einer zentral gesteuerten Drosselung der Leistung.“ Unternehmen wie Tesla, Viessmann und andere gehen noch einen Schritt weiter. Sollte ein Stromversorger tatsächlich ein Teil seines Verteilnetzes drosseln, müsste der Staat diese verpflichten, es innerhalb von einem Jahr aufzurüsten, fordert die Industrie. Zudem schlagen die Branchenvertreter Strafzahlungen vor, falls der Stromversorger diese Frist nicht einhält.
Das Pilotprojekt von Elli und Mitnetz zeigt einen anderen Ansatz. Mit geschicktem Laden können vorhandene Stromnetze besser ausgenutzt werden. Dazu werden finanzielle Anreize geschaffen, um das Laden zu koordinieren und zu den Zeiten zu ermöglichen, zu denen genug Strom vorhanden ist. Elli betont, dass die E-Mobilität keine Gefahr für die Stromnetze darstellt, sondern vielmehr große Potenziale bietet. Das abgestimmte Laden funktioniert jedoch nur für Elektroautofahrer, die ihre Ladezeiten frei wählen können. Eine Wärmepumpe, die benötigt wird wenn es kalt ist, lässt sich nicht nach Stundenplan verzögern.
Wärmepumpen-Industrie fordert politische Unterstützung für Kapazitätsausbau
Der Bundesverband Wärmepumpen unterstützt seine Mitglieder, da sie in Vorleistung gehen. Der Geschäftsführer Martin Sabel sagt: „Die Industrie investiert momentan massiv in die Erweiterung ihrer Fertigungskapazitäten, neue Werke und Arbeitsplätze. Jetzt ist die Politik gefordert, indem sie der Industrie verlässliche Rahmenbedingungen und politische Unterstützung für den weiteren Ausbau ihrer Kapazitäten bietet.“
Habeck und Bundesnetzagentur bleiben stur und halten an Plänen zur Drosselung fest
Obwohl von der Autoindustrie beauftragte Juristen die geplante Zwangsdrosselung bereits als rechtswidrig einstufen, stoßen die Forderungen beim Chef der Netzagentur, Müller, und seinem Vorgesetzten Robert Habeck auf taube Ohren (blackout-news: 03.02.23). Sie sehen in ihren Behörden kein umsetzbares Modell, das das Laden von E-Autos und den Betrieb von Wärmepumpen so steuern kann, um eine Überlastung des Stromnetzes zu vermeiden. Daher beharrt sowohl Müller als auch Habeck auf dem jetzt eingeschlagenen Weg für eine Zwangsdrosselung entsprechend großer Verbraucher.
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