Stihl zieht sich mit dem gesamten Geschäftsbereich der Mähroboter aus Deutschland und Österreich zurück. Produktion und Entwicklung wechseln nach China. Der Konzern verlagert damit einen zentralen Teil seiner Innovationsarbeit – und begründet den Schritt mit einer strategischen Neuausrichtung. Vertriebspartner wurden bereits informiert (agrarheute: 02.08.25).
Mähroboter künftig aus asiatischen Innovationszentren
Die Entscheidung folgt laut Unternehmensangaben einer umfassenden Analyse internationaler Technologietrends. Ziel bleibt die langfristige Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit im Segment der Mähroboter. Ein Entwicklungszentrum in China soll künftig das technische Rückgrat für neue Modelle bilden und alle Innovationsprozesse bündeln.

„Wir sind davon überzeugt, dass es in Asien die besten Voraussetzungen gibt, den Mähroboter der nächsten Generation zu entwickeln und zu produzieren. Asien steht heute für vieles, was im Bereich digitaler Technologien relevant ist: für nutzerfreundliche digitale Anwendungen, schnelle Innovationszyklen und für Spitzentechnologie zu attraktiven Marktpreisen“, heißt es in der offiziellen Mitteilung.
China übernimmt damit die Führungsrolle in Entwicklung, Produktion und Produkttests – und ersetzt die bisherigen Standorte in Europa vollständig.
Kein neuer Mähroboter zur Saison 2026
Mit der Verlagerung entsteht eine zeitliche Lücke im Produktsortiment. Die Mitteilung an den Fachhandel enthält eine klare Ankündigung: „Bitte beachten Sie auch, dass die strategische Neuausrichtung bedeutet, dass wir für die Saison 2026 keine neuen iMow-Modelle auf den Markt bringen werden.“ Das bestehende Sortiment bleibt jedoch im Handel verfügbar.
Gleichzeitig kündigt Stihl neue Produkte an, die das Segment neu beleben sollen. Der Konzern sieht sich langfristig klar im Wachstumsmarkt automatisierter Gartentechnik positioniert – wenn auch außerhalb Europas.
Standortpolitik unter Druck – Schweiz als Alternative
Bereits im Januar konfrontierte Stihl die Bundesregierung mit klaren Erwartungen. In einer Erklärung hieß es: „Wenn die Standortbedingungen in Deutschland unter der neuen Regierung besser werden, sind wir bereit, eine neue Fertigung hier in der Region aufzubauen. Die Politik hat jetzt bis 2030 Zeit.“
Ein ursprünglich geplantes Werk in Ludwigsburg ist damit vom Tisch. Stattdessen prüft das Unternehmen nun Alternativen im Ausland – darunter die Schweiz. Der Druck auf die Politik wächst, denn mit dem Rückzug im Bereich Mähroboter verliert Deutschland einen weiteren industriellen Zukunftsbereich.
Auswirkungen auf Beschäftigte – Gespräche mit Betriebsräten
Die strukturellen Anpassungen betreffen mehrere Standorte in Deutschland und Österreich. In Waiblingen sowie an weiteren Produktionsstätten laufen derzeit Gespräche mit den Betriebsräten. Personalvorstand Dr. Michael Prochaska betonte: „Transparenz, Fairness und soziale Verantwortung haben bei Stihl einen festen Platz. Wir werden in den kommenden Wochen mit dem Betriebsrat faire und tragfähige Lösungen für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erarbeiten.“
Parallel richtet sich der Konzern mit einer Botschaft an seine Fachhandelspartner: Ihre Rolle bleibe entscheidend für Kundennähe und Markentreue – gerade in Phasen strukturellen Wandels.
Strategiewechsel mit globaler Perspektive
Dr. Nikolas Stihl, Vorsitzender des Beirats, bekräftigte die Neuausrichtung in einer Videobotschaft. Ziel bleibe es, weltweit Maßstäbe im Bereich smarter Gartentechnologie zu setzen. Dafür sei eine stärkere internationale Aufstellung erforderlich.
Mit dem strategischen Fokus auf Asien verschiebt sich die Innovationsachse des Unternehmens – zulasten des Produktionsstandorts Deutschland.
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