Seit September kommt kein russisches Gas mehr durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream1. Mittlerweile wurden beide Pipelines durch einen Sabotageakt zerstört. Die USA sind damit zum wichtigsten Gaslieferanten für Deutschland geworden. Laut Charif Souki, dem Co-Founder des Texas-basierten Unternehmens Tellurian gehört die Zeit, in der Deutschland billiges LNG aus den USA beziehen konnte, der Vergangenheit an. Damit landet Deutschland in den Fängen des Raubtierkapitalismus.
Die Zeit, in der Deutschland billiges LNG aus den USA beziehen konnte, gehört der Vergangenheit an.
Deutschland hat sich in der zuspitzenden Energiekrise auf günstige Erdgasimporte aus den USA verlassen. Doch nach Aussage von Charif Souki, Co-Founder von Tellurian, einem in Texas ansässigen Flüssigerdgas-Unternehmens ist mit den günstigen Preisen für amerikanisches Flüssiggas jetzt Schluss. Flüssigerdgas (LNG) aus USA kostet mittlerweile doppelt so viel wie vorher. Grund dafür sei die Inflation so Charif Souki. „Aus diesem Grund gehören die Tage, in denen man Gas für 4 bis 5 Dollar auf dem Wasser bekommen konnte, der Vergangenheit an“, so Souki auf dem Energy Intelligence Forum (energyintel: 04.10.22). „Wir müssen in Dimensionen von 10 bis 12 Dollar denken.“
Ganz Europa steht in diesem Winter vor einer drohenden Energiekrise. Europa muss für die ausbleibenden Erdgasmengen aus Russland schnellstmöglich neue Lieferanten finden. Der Sabotageakt auf die Ostseepipelines hat die Preise noch einmal kräftig steigen lassen. Dabei kommen gut 70 Prozent der europäischen Importe mittlerweile aus den USA. Die USA sind damit zum weltgrößten Flüssiggasexporteur geworden. Der Leiter der Internationalen Energieagentur,Fatih Birol , hat davor gewarnt, dass die Gaslieferungen auch im nächsten Jahr massiv steigen könnten. Denn wenn China seine Corona-Beschränkungen aufhebt, steigt der Wettbewerb um das verfügbare Gas. „Es ist durchaus möglich, dass die LNG-Märkte im Jahr 2023 ziemlich eng sein werden, vielleicht noch enger als in diesem Jahr. Wenn sich die chinesische Wirtschaft erholt, wird es für Europa schwierig sein, so viel LNG anzuziehen“, sagt Birol.
Gewinn pro LNG-Tanker steigt binnen weniger Wochen von 150 auf 200 Millionen Dollar
Europa zahlt bereits das Zwei- bis Dreifache des Preises, den asiatische Käufer für Erdgas bisher bereit waren zu bezahlen. Die Amerikaner verdienten deshalb bereits vor wenigen Wochen bis zu 150 Millionen Dollar pro LNG-Tanker (Blackout-News: 22.08.22). Das ist das Dreifache des Warenwerts. Binnen weniger Wochen ist dieser Gewinn auf 200 Millionen Dollar, und damit auf das Vierfache, angestiegen. Die hohen Energiepreise sind für die deutschen Unternehmen bereits zu einem erheblichen Wettbewerbsnachteil geworden. Für den Bundestagsabgeordneten Klaus Ernst (Die Linke) ist klar, dass Deutschland und die USA in Zukunft wirtschaftlich „krasse Konkurrenten“ sein werden. Dabei sieht er die deutsche Wirtschaft eher auf der Verliererseite. Schon vor dem Ukrainekrieg wollten die USA den Bau vor Nord Stream 2 verhindern. „Bei jedem Tanker, der zu uns kommt, verdienen die USA 200 Millionen Euro“, sagt Ernst (ntv: 10.10.22). Deutsche Unternehmen müssten dies mit einem Wettbewerbsnachteil bezahlen.
Deutschland landet in den Fängen des Raubtierkapitalismus
Von der Abhängigkeit von russischem Gas ist Deutschland jetzt in den Fängen des amerikanischen Raubtierkapitalismus gelandet. Die Situation dürfte sich in den nächste Monaten und Jahren noch weiter verschärfen. Denn es ist nicht absehbar, dass andere Staaten, wie Katar oder Saudi-Arabien kurzfristig als Lieferanten einspringen können. Dazu kommt der weltweit steigende Bedarf, insbesondere in den asiatischen Ländern. Letztendlich bekommt derjenige das Gas, der bereit ist am meisten dafür zu bezahlen. Solange am Weltmarkt nicht mehr Gas zur Verfügung steht, dürfte sich deshalb die Preisschraube immer weiter nach oben drehen.