Die SPD verschärft mit ihrer Blockadehaltung den Konflikt um Gaskraftwerke und riskiert damit die Versorgungssicherheit. Fachleute der Bundesnetzagentur betonen seit Jahren, dass neue Kapazitäten zwingend nötig sind, um die Energiewende stabil zu halten. Dennoch stellt ein Teil der Sozialdemokraten diese Analysen infrage, obwohl keine eigenen Studien existieren. Dieser Kurs läuft auf politische Intuition hinaus und gefährdet die Energiesicherheit, weil der Transformationspfad nur mit verlässlichen Gasanlagen dauerhaften Schutz bietet (welt: 18.11.25).
Fragile Argumentation und ignorierte Fakten
Die Bundesnetzagentur analysierte die Lage mit breiter Expertise und definiert einen Bedarf zwischen 17 und 21 Gigawatt neuer Leistung bis Anfang der 2030er-Jahre. Die Regulierungsbehörde stützt sich auf reale Engpassrisiken, Netzdaten und Klimaszenarien. Dennoch lehnt die SPD zentrale Teile dieser Planung ab. Eine fachliche Grundlage existiert dafür nicht. Kein Gutachten, keine unabhängige Prüfung, kein technischer Gegenentwurf.

Parallel dazu begrenzt die EU die Subventionen für fossile Gasanlagen. Die politischen Spielräume schrumpfen. Diese Begrenzung ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass zusätzliche Gaskraftwerke für eine stabile Versorgung notwendig sind. Genau diesen Punkt ignorieren die Sozialdemokraten und stellen damit politische Botschaften über physikalische Grundbedingungen.
SPD-Position ohne Studienbasis
Die EU signalisiert voraussichtlich Zustimmung für gut zehn Gigawatt neuer Kapazitäten plus zwei Gigawatt anderer „steuerbarer Leistung“. Diese Zahl liegt klar unter dem Bedarf der Bundesnetzagentur. Trotzdem erklärt Armand Zorn: „Dass wir uns bei der staatlichen Förderung beim Bau neuer Gaskraftwerke auf geringere Volumina als ursprünglich im Gespräch geeinigt haben, begrüße ich.“ Er ergänzt: „Es ist gut, dass die Volumina jetzt auf einen für die Versorgungssicherheit realistischeren Wert reduziert werden.“
Diese Aussagen beruhen auf keinem belastbaren Fundament. Die SPD liefert keinerlei Analyse, die ihre Einschätzung stützt. Auf Nachfrage folgt nur der Hinweis auf „‚andere steuerbare Technologien‘ und Demand-side-Flexibilität“. Das ersetzt keine Daten. Es verschiebt Verantwortung und dient als rhetorischer Ausweg aus einem selbst erzeugten Widerspruch.
Grenzen unrealistischer Alternativen
Die Partei klammert sich an Hoffnungstechnologien. Doch flexible Verbraucher helfen kaum. Haushalte mit Wärmepumpen besitzen im Winter praktisch keinen Spielraum. Industrieunternehmen warnen vor technischen Schäden, wenn Produktionslinien ständig angepasst werden müssen. E-Autos taugen ebenfalls kaum als verlässliche Ressource, da bi-direktionales Laden in Deutschland erst im Versuchsstadium steckt.
Batteriespeicher liefern Stabilität nur für kurze Zeit. Sie reichen oft nicht länger als einige Stunden. Dunkelflauten halten jedoch viele Tage an. Gaskraftwerke bleiben damit unverzichtbar. Genau diese Realität blendet die SPD aus – und gefährdet damit die Energiesicherheit.
Widersprüchliche Öko-Argumente und alte Berechnungen
Auch Umweltverbände erzeugen ein inkonsistentes Bild. Die Deutsche Umwelthilfe spricht von einer „fossilen Agenda“, ignoriert jedoch, dass Reiche lediglich den Bedarf der Bundesnetzagentur abarbeitet. Ein Teil der Bewegung nutzt moralische Argumente, ohne technische Grundlagen zu berücksichtigen. Dadurch entsteht ein Zerrbild.
Ein Blick zurück zeigt zusätzliche Widersprüche: Die Denkfabrik Agora Energiewende kalkulierte in „Klimaneutrales Deutschland 2035“ sogar mit mehr als 60 Gigawatt Gaskraftwerke. Diese Zahl übertrifft die heutigen Forderungen der Bundesnetzagentur deutlich. Damals blieb Kritik aus. Heute jedoch trifft Reiche harter Widerstand, obwohl die aktuellen Zielgrößen weit unterhalb der Agora-Prognose und den Forderungen der Bundesnetzagentur liegen.
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