Das deutsche Stromnetz muss ausgebaut werden, so viel ist sicher. Durch den Ausbau der erneuerbaren Energien kommt es zu immer mehr Stromproduzenten. Diese dezentrale Stromproduktion hat zur Folge, dass das Stromnetz massiv ausgebaut werden muss. Neue Stromleitungen werden aber viel zu langsam gebaut.
Der Bundestagsabgeordnete Oliver Krischer hat beim Bundeswirtschaftsministerium nachgefragt, wie der Netzausbau im Jahr 2021 voranschreitet. Die Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums ist ernüchternd. Nur etwa 120 km Höchstspannungsleitungen wurden demnach in diesem Jahr gebaut.
Netzausbau weit hinter Plan
Der Netzausbau hat schon vor längerer Zeit begonnen. Bereits 2018 wurden 171 km neues Stromnetz gebaut. Im Jahr 2019 waren es etwa 203 km und im Jahr 2020 etwa 341 km. Die Zahlen von mehreren hundert Kilometern klingen auf den ersten Eindruck sehr hoch, insgesamt liegt man jedoch weit hinter dem Plan.
Um die Energiewende erfolgreich durchzuführen werden laut Bundesnetzagentur etwa 12234 km neue Stromleitungen benötigt. Man erkennt also, dass der bisherige Ausbau nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Nur etwa 1739 km des neu geplanten Stromnetzes sind bereits fertiggestellt. Für etwa 3000 km des geplanten Stromnetzes wurde noch nicht einmal ein Genehmigungsantrag gestellt.
Die neuen Stromleitungen werden unbedingt benötigt um den Strom der vielen Klein-Kraftwerke, wie Solaranlagen und Windkraftanlagen, zum Verbraucher zu leiten. Da das Netz aber noch bei weitem nicht so gut ausgebaut ist kommt es zu großen Kosten und Problemen.
Kein Netzausbau bedeutet höhere Kosten
Wenn der Strom nicht richtig fließen kann kommt es in bestimmten Regionen zu Stromüberproduktion. Der produzierte Strom kann ohne Netz nicht fließen. Man muss bedenken, dass jedes Kabel nur eine gewisse Menge Strom leiten kann. Wenn es also bei sehr vielen Klein-Kraftwerken zu einer Stromüberproduktion kommt hat man keine andere Wahl als einige dieser Kraftwerke herunterzufahren bzw. vom Stromnetz zu trennen.
Die Crux an der ganzen Sache ist folgendes: Erneuerbare Energien wie Solaranlagen und Windkraftanlagen haben eine Abnahmegarantie für den Strom, den sie produzieren könnten. Ja das ist richtig. KÖNNTEN. Wenn eine Solaranlage also vom Stromnetz getrennt wird bekommt der Betreiber der Anlage den Strom trotzdem bezahlt. Den Strom, der gar nicht in das Stromnetz geflossen ist. Mehr erfahren Sie hier in unserem Artikel: „1,4 Milliarden für Phantomstrom„
Zudem gibt es Regionen in denen der Strom knapp wird, weil die Leitung zu den Kraftwerken noch nicht gebaut wurde. In diesen Regionen muss dann ein zusätzliches Kraftwerk hochgefahren werden um den Strommangel zu decken. Dieser Strom wird natürlich auch bezahlt. Man zahlt also doppelt. Einmal für den produzierten Strom und einmal für den nicht produzierten Strom. Letztendlich trägt der Endverbraucher diese Kosten mit dem Strompreis. Aus diesem Grund hat Deutschland den teuersten Strom der Welt.