Die Skysails Power GmbH hat Insolvenz angemeldet. Das Hamburger Unternehmen entwickelte sogenannte Drachenkraftwerke, mit denen Strom aus starken Winden in großer Höhe erzeugt werden sollte. Nachdem eine entscheidende Finanzierungsrunde nicht abgeschlossen werden konnte, eröffnete das Amtsgericht Hamburg ein vorläufiges Insolvenzverfahren. Trotz staatlicher Förderung, technischer Erfolge und einzelner Verkäufe erwies sich das Geschäftsmodell als wirtschaftlich nicht tragfähig. Der Zusammenbruch betrifft nicht nur Skysails, sondern auch den gesamten Ansatz, erneuerbare Energien mithilfe neuartiger Energietechnologien, Höhenwind und Flugwindenergie zu erschließen (taz: 21.12.25).
Drachenkraftwerke als Kern der Unternehmensstrategie
Skysails baute keine klassischen Windräder, sondern spezialisierte Drachenkraftwerke. Dabei handelt es sich um Anlagen, bei denen automatisch gesteuerte Flugdrachen an Seilen in mehreren hundert Metern Höhe fliegen. Dort nutzen sie starke und vergleichsweise konstante Winde. Die entstehende Zugkraft wird über eine Seilwinde auf eine Bodenstation übertragen, die einen Generator antreibt und elektrische Energie erzeugt.

Das bekannteste Projekt war die Forschungsanlage „SkyPower100“ im nordfriesischen Klixbüll. Diese Anlage verfügte über eine elektrische Nennleistung von 100 Kilowatt und diente vor allem der technischen Erprobung. Spätere Systeme aus der Produktlinie „Kyo“ wurden von Skysails mit einer maximalen Leistung von bis zu 450 Kilowatt angegeben. Der erwartete Jahresertrag lag bei bis zu 1.780 Megawattstunden, abhängig von Standort und Windverhältnissen. Damit bewegten sich die Anlagen im Bereich kleiner Windkraftwerke, allerdings mit deutlich reduziertem Materialeinsatz.
Stromerzeugung im wiederkehrenden Zyklus
Die Energiegewinnung erfolgt bei Drachenkraftwerken in klar definierten Phasen. Während der Leistungsphase zieht der Drachen das Seil aus der Bodenstation, wodurch der Generator Strom produziert. Sobald die maximale Seillänge erreicht ist, beginnt die Rückholphase. Der Drachen wird in eine Position mit geringer Zugkraft gebracht, währenddessen der Generator als Motor arbeitet und das Seil wieder einzieht.
Nach Angaben des Unternehmens benötigt dieser Rückholvorgang nur einen Bruchteil der zuvor erzeugten Energie. Dieses Verhältnis sollte die Wirtschaftlichkeit der Drachenkraftwerke sichern und machte die Technik für Fördergeber attraktiv. Gleichzeitig erhöhte die komplexe Steuerung die technischen Anforderungen und die Betriebskosten, was sich später wirtschaftlich auswirkte.
Standorte, Verkäufe und Markterfahrung
Skysails beschäftigte zuletzt 124 Mitarbeiter. Neben dem Firmensitz in Hamburg betrieb das Unternehmen eine Produktionsstätte in Seevetal sowie ein Forschungs- und Testgelände in Klixbüll. Dort wurden die Anlagen unter realen Netzbedingungen erprobt. Nach öffentlich bekannten Informationen wurden jedoch nur wenige Systeme tatsächlich verkauft.
Als gesichert gilt mindestens ein Verkauf nach Mauritius. Branchennahe Quellen sprechen insgesamt von rund fünf gebauten und ausgelieferten Anlagen. Ein industrieller Serienhochlauf fand nicht statt. Obwohl Höhenwind als energiereich gilt und die Flugwindenergie technisch funktioniert, blieb der kommerzielle Durchbruch aus. Diese Erfahrung teilen auch andere Anbieter vergleichbarer Energietechnologien.
Staatliche Förderung und hohe Erwartungen
Zwischen 2018 und 2022 erhielt Skysails für das Projekt „SkyPower100“ rund 1,73 Millionen Euro an Fördermitteln des Bundes. Zusätzlich unterstützten das Land Schleswig-Holstein, die Stadt Hamburg und die Gemeinde Klixbüll das Vorhaben. Ziel war es, innovative erneuerbare Energien zur Marktreife zu führen und neue Formen der Stromerzeugung zu etablieren.
Mit der Förderung stiegen die Erwartungen an einen wirtschaftlichen Erfolg. Der Übergang von der Demonstrationsphase in einen stabilen Markt gelang jedoch nicht. Während die Entwicklungskosten weiterliefen, blieben größere Umsätze aus.
Insolvenz als wirtschaftlicher Endpunkt
Auslöser der Insolvenz war das Scheitern von Investorengesprächen. Eine laufende Finanzierungsrunde konnte nicht rechtzeitig abgeschlossen werden. Bereits zuvor hatte Skysails hohe Verluste aufgebaut. Allein im Jahr 2023 belief sich das Minus auf 8,5 Millionen Euro, während sich der Verlustvortrag auf fast 30 Millionen Euro summierte. Zwar sprach das Unternehmen noch von Aufträgen im zweistelligen Millionenbereich, doch diese reichten nicht aus, um die Liquidität kurzfristig zu sichern.
Nun prüft ein vorläufiger Insolvenzverwalter, ob Teile des Unternehmens, Patente oder die Technologie der Drachenkraftwerke verwertet werden können. Technisch bleibt der Ansatz der luftgestützten Windkraft interessant. Wirtschaftlich ist das Projekt Skysails jedoch vorerst gescheitert.
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