Viele der oft zitierten Studien aus den Denkfabriken zur Energiewende erfüllen nicht einmal die Mindeststandards für wissenschaftliche Arbeiten (cicero: 17.08.23). Daher sollte die finanzielle Unterstützung solcher Institute durch Steuergelder enden. Trotz vieler Qualitätssiegel bleibt ein Missverständnis bestehen: NGO, also „Non-Governmental Organization“. Das „N“ soll für Unabhängigkeit stehen. Aber wie sieht die Realität aus?
Die Denkfabrik Agora Energiewende beschreibt sich online als unabhängig und ideologiefrei. Sie behauptet, sie diene weder wirtschaftlichen noch politischen Zielen. 2021 bekam sie 922.493 Euro vom Bundeswirtschaftsministerium. Ein Jahr später stieg dieser Wert auf 1.707.954 Euro, das ist eine Zunahme um 185 Prozent. 2022 erhielt Agora insgesamt 3.070.028 Euro von verschiedenen Ministerien. Mit diesem Geld könnte man 60 Doktoranden an einer deutschen Universität finanzieren.
Sollten Denkfabriken Steuergeld erhalten?
Diese Frage gilt nicht nur für NGOs, sondern auch für andere Institutionen und Berater. Oft ordnet man sie den NGOs zu. Um das zu klären, gilt zu prüfen: Haben NGO-Mitarbeiter die nötige Ausbildung für wissenschaftliche Arbeit? Kann man ihren politischen Lösungen trauen?
Das Buch „Grenzen des Wachstums“ vom Club of Rome (1972) hilft bei der Beurteilung. Das Team bestand aus 17 Personen, wobei nur sechs einen Doktortitel hatten. Da ein Doktortitel oft für eigenständige wissenschaftliche Arbeit benötigt wird, zeigt das eine eingeschränkte Qualifikation des Teams. Das Buch wollte die Zukunft der Menschheit bis 2100 mit Computern vorhersagen. Aber wie vertrauenswürdig sind ihre Analysen und Empfehlungen? Ein Check der Ergebnisse wäre hilfreich.
Wie zuverlässig sind Katastrophen-Studien wirklich?
Das Ergebnis der Computermodelle zeigt: Viele Szenarien führen zu einem großen Problem. Es könnte zu einem Ressourcenmangel, einem Einbruch in Lebensmittel- und Industrieproduktion und einem starken Rückgang der Bevölkerung kommen. Die Daten legen nahe, dass nur durch starke staatliche Maßnahmen – strenge Geburtenkontrolle und das Halten der Industrieproduktion auf dem Stand von 1972 – ein weltweites Gleichgewicht möglich ist. Laut den Verfassern hätten diese Schritte notwendig sein können, um genug Essen, eine konstante Bevölkerung und eine langsam schrumpfende Ressourcenmenge sicherzustellen.
Um die Zuverlässigkeit der Studie zu überprüfen, sollte man sie aus dem Blickwinkel ihrer Veröffentlichung und auch aus der heutigen Sicht sehen. 1972 bemängelte Robert Gillette im Magazin Science, dass die Arbeit nicht in einer begutachteten Zeitschrift erschienen ist. Thomas Boyle fand 1973 heraus, dass aufgrund eines Programmierfehlers drei von zwölf Berechnungen in der Studie nicht korrekt waren.
Daher war die Studie zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung bereits fragwürdig. Heute kann man das bestätigen. Hätten die Politiker damals den Ratschlägen gefolgt, lebten heute viele Chinesen und Inder in Armut, aus der sie dank Innovation und harter Arbeit entkamen. Das Buch „Grenzen des Wachstums“ basiert im Nachhinein nicht auf solider Wissenschaft und hätte nur durch schwere Verletzungen der Menschenrechte umgesetzt werden können. Es wäre besser, das Buch nicht zu verherrlichen, sondern es als Fehler in der Politikberatung zu sehen.
Wissenschaft oder Schein? Warum Denkfabriken mehr auf den Prüfstand gehören
Wenn wir uns aktuelle Denkfabriken ansehen: Wie steht es um die Fachkenntnisse ihres Teams? Ein Blick auf Webseiten wie die von Agora zeigt, dass viele Mitarbeiter nicht den Doktortitel haben. Ein Doktortitel sichert Qualität in der Forschung, ähnlich wie ein zweites Staatsexamen für Richter. In Denkfabriken scheint dieses Niveau seltener zu sein als an Hochschulen.
Studien von Instituten wie Agora Energiewende erscheinen meist nicht in Fachzeitschriften mit Begutachtung. Das fehlende sogenannte Peer-Review bedeutet, dass sie nicht unabhängig geprüft sind. Denkfabriken behaupten oft, sie hätten Qualitätschecks durch Aufsichtsteams oder Berater. Doch weil diese Gruppen weder unabhängig noch geheim arbeiten, erfüllen sie nicht wissenschaftliche Qualitätsstandards.
Interessant ist die unterschiedliche Behandlung durch Medien. Der Physikprofessor Roland Wiesendanger erhielt Kritik von Medien, weil er seine Corona-Pandemie-Studie nicht in einer geprüften Zeitschrift veröffentlichte. Aber dieselben Medien zitieren gern Studien zur Energiewende von Denkfabriken, die auch nicht überprüft sind.
Energiewende-Studien: Wie seriös sind Denkfabriken wirklich?
Energiewende-Denkfabriken erfüllen oft nicht die Kriterien für seriöse Forschung oder praktische politische Vorschläge. Deshalb sollte die Öffentlichkeit vorsichtig sein, wenn Energiewende-Studien in Politik und Medien auftauchen. Meist halten sie nicht mal grundlegende wissenschaftliche Standards ein.
Dies führt zu einer klaren Antwort auf die Frage, ob solche Denkfabriken staatliche Mittel erhalten sollten. Besser nicht. Das spart Geld im Bundeshaushalt und erhöht die Unabhängigkeit der Denkfabriken. Manche könnten dann zu echten NGOs werden, andere würden einfach verschwinden – ohne Schaden für die Gesellschaft.
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