Laut Siemens-Chef Roland Busch wird der aktuelle Energiewandel die Strompreise vorerst weiter erhöhen, bevor sie langfristig wieder auf ein konkurrenzfähiges Niveau fallen werden. Dies hängt von verschiedenen Faktoren ab (TZ: 25.07.23).
Siemens-Chef prognostiziert: Strompreise steigen weiter an, Deutschland bleibt Strom-Importland
In den kommenden Jahren prognostiziert Siemens-Chef Roland Busch, dass die Strompreise weiter steigen werden. Obwohl Wind- und Solarenergie in Zukunft Strom fast kostenlos liefern könnten, erfordern sie zunächst hohe Investitionen. Gleichzeitig ist es wichtig, in die Grundlast zu investieren, um das Energiesystem stabil zu halten. Auch der Ausbau der Stromnetze und Speicherkapazitäten ist notwendig.
„Ich rechne mit steigenden Strompreisen“, macht der Siemens-Chef gegenüber Bild deutlich (Bild: 18.07.23). Der Grund: „Das derzeitige Energiesystem hat niedrige Investitionen, aber teure Betriebskosten.“ Bei den erneuerbaren Energien sei es genau andersherum. Windräder und PV-Anlagen laufen praktisch umsonst, wenn sie erst mal gebaut sind. Parallel müssen aber weitere Investitionen in die Grundlast erfolgen, um das System sicher zu halten. Auch der Bau von Speicher und der erforderliche Ausbau der Netze wird noch sehr viel Geld verschlingen. „Das alles macht es erst mal sehr teuer“, so Busch.
Seine Prognose: „Deutschland wird ein Strom-Importland sein und bleiben.“ Die ehrgeizigen Energie-Pläne der Bundesregierung sieht er äußerst kritisch. Busch rechnet damit, dass Deutschland auch 2030 noch auf fossile Brennstoffe angewiesen sein wird. „Es wird immer enger, die Ausbau-Ziele für Erneuerbare zu erreichen.“ Man müsse Genehmigungen für Wind, Sonne und den Netzausbau schneller vorantreiben.
„Schnelligkeit ist ein besonders wichtiges Stichwort“, betont der Siemens-Vorstandsvorsitzende. „Wenn sich nicht zeitnah etwas ändert, könnte Deutschland abgehängt werden. Die Welt wird uns überholen, wenn wir nicht schneller werden“, warnt der Konzernchef.
Steigende Stromkosten in Deutschland – Experten sehen Bedarf an Gas und steigenden Stromverbrauch als Hauptgründe
Auch das Prognos-Institut teilt diese Ansicht (WiWo: 19.07.23). Laut ihrer veröffentlichten Analyse werden die Großhandelsstrompreise in den kommenden Jahren trotz eines leichten Rückgangs immer noch über dem Niveau von 2019/2020 liegen.
Stromkosten werden voraussichtlich steigen, so das Prognos-Institut. Ein vorübergehender Rückgang wird erwartet, aber danach steigen die Großhandelsstrompreise wieder an. Ein Hauptgrund dafür ist der steigende Bedarf an Gas für die Stromerzeugung, was die Gaspreise durch den teurer werdenden CO₂-Emissionshandel in die Höhe treibt.
Ein weiterer Grund für den Anstieg der Strompreise ist der steigende Stromverbrauch in Deutschland. Der Einsatz von Elektroautos und Wärmepumpen wird ab Mitte des Jahrzehnts zunehmen und mehr Strom nachgefragt. Auch die Produktion von Wasserstoff wird mehr Strom benötigen, da Deutschland verstärkt auf diese umweltfreundliche Energiequelle setzt.
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