Wärmepumpen gelten als die Heizung der Zukunft und sowohl die Bundesregierung als auch die EU-Kommission arbeiten daran, die Heizsysteme entsprechend umzustellen. In Deutschland soll die Anzahl der eingebauten Wärmepumpen bis 2030 auf sechs Millionen steigen, was einer Verfünffachung entspricht. Allerdings stellt der steigende Strombedarf eine Herausforderung dar. Laut der schwedischen Energieministerin Ebba Busch gibt es derzeit in Europa einen Strommangel.
Strommangel und die Rolle der Kernkraft: Schwedens Energieministerin spricht Klartext
In einem Interview mit BILD erklärt Busch, was Europa tun muss, um dem Strommangel entgegenzuwirken, und warum Deutschland weiterhin auf Kernkraft setzen sollte (Bild: 09.06.23). Die EU plant mit der Ökodesign-Richtlinie eine verstärkte Einführung von Wärmepumpen in Europa. Doch die Frage bleibt, ob genügend Strom für diese neuen Regelungen vorhanden ist.
Auf die Frage, wie wir zukünftig sauber und effizient heizen können, betont Busch, dass Wärmepumpen definitiv Teil der Lösung sind. Sie verweist darauf, dass in Schweden auf die Beheizung von Häusern mit Gas verzichtet, sich aber insgesamt von fossilen Energiequellen verabschieden muss.
Atomkraft spielt eine entscheidende Rolle.
Busch betont, dass Atomkraft unverzichtbar ist, wenn man sich um die Zukunft der Enkelkinder und den Planeten sorgt. Um von Gas und Kohle wegzukommen, ist ein radikaler Wechsel erforderlich. Laut Busch gibt es keine Daten, die belegen, dass Europa seine Ziele ohne Kernkraft erreichen kann.
Busch erklärt, dass sie glücklich war, Robert Habeck zu treffen und den Kontakt aufrechtzuerhalten. Sie teilt seine Bedenken bezüglich der Klimaziele, sieht aber auch für Deutschland keine Möglichkeit, diese Ziele ohne Kernkraft zu erreichen.
Schwedens Energieministerin warnt vor einseitiger Debatte über erneuerbare Energien und unsicherem Stromnetz
Auf die Frage nach der CO₂-Reduzierung im schwedischen Strommix äußert sich Busch, dass der Ausstoß definitiv weiter sinken muss. Dies sei jedoch nur möglich, wenn die Stromproduktion erhöht werde. Sie beabsichtigt, die Genehmigungsverfahren für Windparks erheblich zu verkürzen. Busch zeigt Besorgnis über die einseitige Debatte über erneuerbare Energien in Europa. Es werde nicht über die Auswirkungen auf das Stromnetz diskutiert, wenn man ausschließlich auf wetterabhängige Energiequellen setzt. Das Stromnetz sei nicht darauf ausgelegt, mit solchen Schwankungen umzugehen. Dadurch entstehe ein unsicheres Energiesystem.
Busch betont, dass Schweden und Deutschland eine lange Handelsgeschichte teilen, die bis in die Hanse-Zeit zurückreicht. Sie sieht nun den Übergang in ein neues, sauberes Industriezeitalter. Aus ihrer Sicht ist es fraglich, wie Deutschland weiterhin wirtschaftlich erfolgreich sein kann, wenn es stark auf den Import von Strom aus anderen Ländern angewiesen ist. Insbesondere wenn die Alternative der Einsatz von fossilen Brennstoffen wie Kohle ist.