Der Automobilkonzern Stellantis hat entschieden, die Produktion in seinem Werk Mirafiori bei Turin erneut zu unterbrechen. Betroffen ist insbesondere die Fertigung des elektrischen Fiat 500e, die bereits in der Zeit von Mitte September bis Anfang November aufgrund schwacher Nachfrage stillstand. Nun sollen die Produktionsbänder vom 2. Dezember bis zum 5. Januar komplett ruhen (ecomento: 02.12.24).
Luxus- und Elektrofahrzeuge gleichermaßen betroffen
Nicht nur der Fiat 500e, sondern auch die Maserati-Modelle GranTurismo und GranCabrio mit Verbrennungsmotor fallen der erneuten Pause zum Opfer. Laut Konzerninformationen bleiben jedoch die Tätigkeiten in den Büros des Werks unberührt. Die Nachfrage nach elektrischen Kleinwagen ist in Europa stark eingebrochen. Der Absatz in diesem Segment ging in den ersten zehn Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahr um über 50 Prozent zurück.
Zusätzlich zeigen Märkte außerhalb Europas wie China und die USA ein rückläufiges Interesse an Luxusfahrzeugen. Maserati, eine der Premiummarken von Stellantis, spürt diese Entwicklungen deutlich.
Produktionszahlen in Italien unter Druck
Die Produktionskapazität von Stellantis in Italien zeigt einen dramatischen Rückgang. In den ersten neun Monaten dieses Jahres sank die Pkw-Produktion im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 41 Prozent. Besonders die Fertigung im Werk Mirafiori war von den Marktschwächen betroffen. Bereits im September wurden die Produktionsbänder dort angehalten, da die Nachfrage auf dem europäischen Markt für Elektroautos „extrem zurückging“.
Dieser Stopp war ursprünglich bis zum 11. Oktober geplant, wurde jedoch um mehrere Wochen verlängert. Nach einer kurzen Wiederaufnahme der Produktion im November folgt nun die erneute Unterbrechung.
Europaweite Marktunsicherheiten
Stellantis sieht die Ursachen für die schwierige Lage vor allem in der Unsicherheit europäischer Märkte. Etwa 97 Prozent der Produktion in Mirafiori sind für den europäischen Markt bestimmt. Hier konkurrieren die Hersteller in einem Umfeld, das durch Überkapazitäten und sinkende Kaufbereitschaft geprägt ist.
Die Schwierigkeiten beschränken sich nicht nur auf den Bereich der Elektroautos. Auch traditionelle Antriebe und Luxusfahrzeuge leiden unter einer veränderten Nachfrage.
Sparkurs und Werksschließungen
Neben Produktionsstopps plant Stellantis weitere Maßnahmen, um auf den Gewinneinbruch zu reagieren. Kürzlich wurde bekannt, dass das Transporterwerk im britischen Luton geschlossen werden soll. Dieses Werk war ab 2025 für die Fertigung batterie-elektrischer Transporter vorgesehen. Mit diesen Maßnahmen versucht der Konzern, seine Kosten zu senken und sich an die veränderten Marktbedingungen anzupassen.
Die Herausforderungen für Stellantis verdeutlichen die tiefgreifenden Veränderungen in der Automobilindustrie. Sowohl das Segment der Elektrofahrzeuge als auch der Markt für Luxusautos stehen vor großen Unsicherheiten.
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