Schaeffler will europaweit 4700 Arbeitsplätze abbauen, davon 2800 in Deutschland. Sparziele und eine schwache Nachfrage sind ausschlaggebend. Besonders betroffen sind Standorte, die aus früheren Übernahmen stammen. Probleme in der Industriesparte sowie ein schwächelnder Automarkt haben das Unternehmen zu dieser Entscheidung veranlasst. Insgesamt sind zehn deutsche Standorte und fünf in Europa involviert. Zwei der europäischen Werke stehen vor der Schließung (welt: 05.11.24).
Details zum Stellenabbau
Ein Teil der Stellen wird verlagert, wodurch sich der Nettoabbau auf 3700 Arbeitsplätze reduziert. Genauere Pläne dazu sollen bis Ende des Jahres folgen. Schaeffler hofft, bis 2029 jährliche Einsparungen von etwa 290 Millionen Euro zu erzielen. Diese Einsparungen kommen unter anderem durch Synergien mit Vitesco zustande, einem Antriebsspezialisten, den Schaeffler im Oktober übernommen hat. Diese Übernahme führte zu einem Anstieg der Mitarbeiterzahl um 35.000 auf weltweit 120.000.
Die schwache Konjunktur belastet die Branche weiterhin. Vor allem in Europa bleibt die Nachfrage in vielen Bereichen niedrig. Dies sorgt für Überkapazitäten an deutschen und europäischen Standorten. Besonders Schweinfurt und Homburg im Bereich Maschinenbau sind betroffen. Zudem soll das 2022 übernommene Unternehmen Melior Motion, bekannt für Planetengetriebe, verkauft werden. Die anhaltenden Probleme in der Automobilbranche und der Übergang zur Elektromobilität verschärfen die Situation.
Herausforderungen der Automobilindustrie
Die Nachfrage nach Teilen für Verbrennungsmotoren sinkt weiter. Um die Kostenstruktur anzupassen, muss das Geschäft in diesem Bereich reduziert werden. Gleichzeitig bleibt das Wachstum im Bereich Elektromobilität hinter den Erwartungen zurück. Die Standorte Herzogenaurach, Schwalbach und Regensburg spüren diesen Rückgang besonders stark. Ein weiterer Belastungsfaktor ist der zunehmende Konkurrenzdruck, insbesondere aus China. Die dortige starke Lokalisierung der Entwicklungsleistungen erhöht den Druck auf europäische Unternehmen.
„Der erhöhte Wettbewerb führt zu weiter steigendem Preis- und Kostendruck“, äußerte Konzernchef Klaus Rosenfeld. Die getroffenen Maßnahmen seien notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Laut Rosenfeld wird Schaeffler Lösungen suchen, die möglichst sozialverträglich sind. Dies soll mit „Augenmaß“ geschehen, um die Auswirkungen für die Belegschaft abzumildern.
Schwierigkeiten in der Branche
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) bestätigt die prekäre Lage vieler Zulieferer. Ein erheblicher Auftragsmangel setzt den deutschen Mittelstand zunehmend unter Druck. In einer aktuellen Umfrage des VDA gab jedes zweite Unternehmen an, wirtschaftlich hinter den Erwartungen zurückzubleiben. Nur fünf Prozent der Firmen konnten ihre Ziele übertreffen. 19 Prozent bestätigten ihre bereits pessimistischen Prognosen. Für ein Viertel lief es wie erwartet, jedoch ohne positive Überraschungen.
Im kommenden Jahr blicken viele Unternehmen weiterhin skeptisch in die Zukunft. Laut VDA erwarten nur 17 Prozent eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage. 45 Prozent rechnen mit einer unveränderten Situation, während 38 Prozent eine Verschlechterung prognostizieren. Die Ungewissheit in der Branche bleibt groß, und viele Firmen kämpfen um ihre Existenz. Der Druck auf die Zulieferer wächst stetig, und langfristige Strategien werden entscheidend sein.
Zukunftsaussichten
Die Automobilindustrie steht vor einem umfassenden Wandel. Schaeffler versucht, sich auf die neuen Herausforderungen einzustellen. Doch die Umsetzung dieser Maßnahmen stellt eine erhebliche Belastung für die betroffenen Standorte dar. Der Fokus auf Kostensenkungen und die Umstrukturierung sind Teil einer langfristigen Strategie. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Lage entwickelt und ob die eingeleiteten Maßnahmen greifen. Der Konzern steht vor einer schwierigen Phase, die sowohl Risiken als auch Chancen birgt.
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