Der Rückzug von RWE aus dem Wasserstoff-Megaprojekt in Namibia trifft das Land hart. Das Vorhaben galt als Symbol für grünen Wasserstoff und den geplanten Ammoniakexport nach Europa. Mit einem Investitionsvolumen von rund zehn Milliarden US-Dollar stand das Megaprojekt für große Hoffnungen – und nun auch für ein erhebliches Investitionsrisiko (reuters: 29.09.25).
Ein Megaprojekt mit hohen Erwartungen
Das Hyphen-Vorhaben zielte auf den Aufbau einer nachhaltigen Industrie für grünen Wasserstoff. Ab 2027 sollte jährlich etwa 300.000 Tonnen Ammoniak produziert und nach Europa verschifft werden. Der Ammoniakexport sollte nicht nur die Energiekrise in Europa abfedern, sondern auch Namibias Wirtschaft stärken. Doch schon bei Vertragsabschluss im Jahr 2022 handelte es sich lediglich um ein unverbindliches Memorandum, ohne feste Abnahmegarantie.

Der technologische Anspruch des Projekts war hoch. Klassischerweise erfolgt die Ammoniakproduktion auf Basis von Erdgas. Der Wechsel zu grünem Wasserstoff aus erneuerbaren Energien hätte den CO₂-Ausstoß massiv gesenkt. Gleichzeitig blieb die Umsetzung komplex und barg enorme ungelöste technische Hürden, was das Investitionsrisiko erheblich erhöhte.
Gründe für den Rückzug aus dem Megaprojekt
RWE bestätigte, dass keine weiteren Aktivitäten in Namibia verfolgt werden. „Wir haben die relevanten Projekte geprüft, darunter auch das Vorhaben mit Hyphen in Namibia“, hieß es in der offiziellen Mitteilung. Hauptgrund sei die schleppende Entwicklung der europäischen Nachfrage nach grünem Wasserstoff und dessen Derivaten.
Diese Entscheidung reiht sich in eine Serie globaler Rückzüge ein. Weltweit kalkulieren Konzerne ihre Engagements neu, da Investitionsrisiko und Marktentwicklung schwer planbar sind. Trotz hoher Erwartungen an den Ammoniakexport bleibt die Nachfrage in Europa hinter den Prognosen zurück.
Proteste und indigene Interessen
Bereits im Frühjahr äußerten indigene Gruppen Bedenken. Sie verwiesen darauf, dass das geplante Megaprojekt Teile eines Nationalparks und traditionelles Nama-Land betreffe. Das European Centre for Constitutional and Human Rights unterstützte die Kritik. Andrea Pietrafesa erklärte, man begrüße die Entscheidung, keine Rohstoffe von Flächen zu beziehen, „auf denen indigene Rechte verletzt werden“.
Hyphen betonte jedoch, dass mit RWE nur ein Memorandum vorlag. Ein verbindlicher Vertrag über den Ammoniakexport kam nicht zustande. Trotz des Ausstiegs hält Hyphen an der Vision fest, Namibia als Zentrum für grüner Wasserstoff zu etablieren.
Namibia verliert Glaubwürdigkeit
RWE versicherte, die Entscheidung stehe nicht im Zusammenhang mit den Protesten. Offiziell bleibt die schleppende Marktentwicklung ausschlaggebend. Dennoch zeigt sich, dass ökonomische, politische und soziale Aspekte eng verflochten sind.
Für Namibia bedeutet das Aus des Megaprojekts einen herben Rückschlag. Ohne starke Partner aus Europa lassen sich die ehrgeizigen Pläne nur schwer umsetzen. Damit wächst das Investitionsrisiko, während die Energiekrise in Europa eigentlich nach neuen Lösungen verlangt. Grüner Wasserstoff aus Namibia hätte hier Chancen eröffnet, doch ohne feste Zusagen droht das Vorhaben zu scheitern.
Lesen Sie auch:
- China errichtet Solarkraftwerk in Namibia – finanziert vom deutschen Steuerzahler
- Umstrittenes Wasserstoff-Projekt: Deutsche Unterstützung bedroht Nationalpark in Namibia
- Wasserstoff-Wahn: Europas Energiewende bedroht wertvolle Ökosysteme in Chile
- Der staatlichen Wasserstoff-Strategie brechen die Grundpfeiler weg