RWE plant Verkauf seiner Anteile am Stromnetzbetreiber Amprion

Der Energiekonzern RWE plant den Verkauf seiner Anteile am Stromnetzbetreiber Amprion. Die erste Gebotsrunde startet nun. Nach Informationen des Handelsblatts sollen erste Interessensbekundungen eingehen. Mehrere mit dem Projekt vertraute Personen berichten darüber. Der Stromnetzbetreiber spielt eine zentrale Rolle in der deutschen Energieinfrastruktur (handelsblatt: 13.03.25).


Erste Bieterrunde beim Stromnetzbetreiber beginnt

In einem ersten Schritt sollen unverbindliche Angebote abgegeben werden. Eine zweite Runde mit verbindlichen Geboten könnte folgen. Analysten schätzen den Wert der Beteiligung auf etwa 1,6 Milliarden Euro. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte bereits im Dezember entsprechende Zahlen genannt. Zu den potenziellen Käufern zählen Staatsfonds und Pensionsfonds, sowohl aus Kanada, als auch aus Norwegen und den Niederlanden. Aber auch der katarische Staatsfonds QIA gilt als möglicher Interessent. Theoretisch könnte auch die deutsche Förderbank KfW einsteigen.

Durch den Verkauf der RWE-Anteile am Stromnetzbetreiber Amprion, könnte kritische deutsche Infrastruktur in ausländische Hände gelangen
Durch den Verkauf der RWE-Anteile am Stromnetzbetreiber Amprion, könnte kritische deutsche Infrastruktur in ausländische Hände gelangen

Das Bundeswirtschaftsministerium betont jedoch, dass weder der Bund noch die KfW an Verhandlungen beteiligt sind. RWE erklärt: „Wie bereits kommuniziert, prüfen wir angesichts des hohen Kapitalbedarfs für den Netzausbau verschiedene Optionen und Finanzierungsmöglichkeiten. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir dem nichts hinzufügen möchten.“

Katar als Großaktionär von RWE

Die geplante Transaktion betrifft kritische Infrastruktur. Daher erhält die Debatte um ausländische Eigentümerschaft besondere Brisanz. Der katarische Staatsfonds hält bereits 9,1 Prozent an RWE. Vor drei Jahren unterstützte er das Unternehmen finanziell beim Kauf des US-Solarkonzerns Con Edison. Damit wurde RWE auf einen Schlag der zweitgrößte Betreiber von Solaranlagen in den USA.

Für Katar wäre eine Beteiligung an Amprion ein logischer Schritt. Die Golfstaaten diversifizieren ihre Investments und setzen verstärkt auf erneuerbare Energien. Staaten wie Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Oman durchlaufen aktuell den größten wirtschaftlichen Wandel ihrer Geschichte.

Rolle der KfW ungewiss

Es geht um Strategie, nicht nur um Rendite. Golfstaaten investieren weltweit Milliardenbeträge in grüne Technologien. 2023 flossen laut Global SWF mehr als 80 Milliarden Dollar in nachhaltige Projekte. Nahezu die Hälfte davon stammte aus Fonds des Nahen Ostens. Deutschland zeigt sich in dieser Frage gespalten. 2018 verhinderte die KfW den Einstieg des chinesischen Netzbetreibers SGCC bei 50Hertz, indem sie selbst 20 Prozent übernahm. Ob sie diesmal aktiv wird, bleibt unklar. Wegen des Regierungswechsels gilt sie als politisch eingeschränkt handlungsfähig.

Insider glauben, dass die KfW bestenfalls als Juniorpartner eines anderen Investors auftreten könnte. Eigenständig einen Preis für die Amprion-Anteile zu bieten, dürfte schwierig sein. RWE prüft mehrere Verkaufsmodelle. Der gesamte 25-Prozent-Anteil könnte veräußert werden. Alternativ wäre ein Teilverkauf denkbar. Zwei verschiedene Käufer könnten jeweils 12,5 Prozent übernehmen. Ein Modell könnte vorsehen, dass ein ausländischer Staatsfonds 12,5 Prozent erhält und die KfW die andere Hälfte übernimmt. Dadurch gäbe es keine Sperrminorität für den ausländischen Investor. Die restlichen 75 Prozent hält derzeit die Beteiligungsgesellschaft M31. An ihr sind Versicherer wie Swiss Life und Talanx beteiligt. Auch hier könnten Eigentumswechsel stattfinden. Laut älteren Berichten erwägt die Münchener Rück einen Verkauf ihres 14-Prozent-Anteils.


Amprion-Deal als Testlauf für Tennet?

Die zunehmende Investitionszurückhaltung bei deutschen Stromnetzbetreibern ist bemerkenswert. Neue Investoren zu finden, gestaltet sich schwierig. Der niederländische Netzbetreiber Tennet verhandelt seit Jahren über einen Verkauf seiner deutschen Netze. Im Sommer lehnte die Bundesregierung einen Kauf ab. Für Amprion könnte sich eine bessere Chance ergeben. Die Kaufpreise liegen niedriger als bei Tennet, wo Summen von mehr als 20 Milliarden Euro im Raum stehen. Zudem geht es hier nur um den Erwerb bestehender Anteile, nicht um eine Kapitalerhöhung. Bankberater halten es für möglich, dass einige der Interessenten nach der ersten Runde abspringen. Sie könnten den Amprion-Prozess lediglich als Gelegenheit nutzen, um sich für eine spätere Tennet-Transaktion vorzubereiten. Der Stromnetzbetreiber Amprion bleibt damit im Fokus möglicher Investoren, die strategische Vorteile in einer Beteiligung sehen.

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Zuletzt aktualisiert am Januar 14, 2025 um 20:39 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
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