Nach Angaben des finnischen Energiekonzerns Gasum hat Russland am 21. Mai die Gaslieferungen nach Finnland eingestellt. Dies bestätigte auch der russische Staatskonzern Gazprom Export. Gazprom Export verweist auf ausstehende Zahlungen für das im April gelieferte Gas. Der finnische Konzern Gasum hat bestätigt, dass er die russische Forderung, die Gaslieferungen in Rubel zu bezahlen, nicht akzeptiert. Russland liefert aus dem gleichen Grund auch kein Gas mehr nach Polen und Bulgarien.
Finnland bezieht 92 Prozent seines Gasbedarfs aus Russland
Gasum-Chef Mika Wiljanen sagte dazu: „Es ist tief bedauerlich, dass die Gas-Lieferungen aus unserem Vertrag jetzt gestoppt werden. Wir haben uns aber sorgfältig auf diese Situation vorbereitet, und falls es keine Störungen im Gasnetzwerk gibt, werden wir all unsere Kunden in den kommenden Monaten mit Gas beliefern können.“ Finnland wird das fehlende Gas über die Erdgaspipeline Balticconnector beziehen.
Finnland bezieht mit 92 Prozent seines Gasbedarfs fast das gesamte Gas aus Russland. Laut finnischem Rundfunks deckt Finnland allerdings nur rund fünf Prozent seines Energiebedarfs mit Gas. Dabei ist Gasum derzeit der einzige Energiekonzern in Finnland, der Gas direkt aus Russland bezieht.
Einstellung der Gaslieferungen nach Finnland hat keine Auswirkung auf deutsche Gasversorgung
Laut Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums und der Bundesnetzagentur hat die Einstellung der Gaslieferungen nach Finnland aber keine Auswirkungen auf die deutsche Gasversorgung. Laut Bundesnetzagentur sei die Gasversorgung in Deutschland nach wie vor gewährleistet. Das Wirtschaftsministerium bestätigte, dass man die Situation sehr genau beobachte. Dabei sei man mit den finnischen und europäischen Partnern im ständigen Austausch.
Laut der Finnlandexpertin Minna Alander sei die Einstellung der russischen Gaslieferungen kein Grund zur Panik. Selbst größere Verbraucher wie die Chemieindustrie und Bäckereien haben derzeit keine Probleme mit der Versorgung. Auch der Vorsitzenden des finnischen Energie-Branchenverbands, Jukka Leskelä, erwartet keine Versorgungsprobleme. Laut Leskelä sei bis zum Herbst und Winter noch viel Zeit. Viele Unternehmen hätten bereits Sicherheitsvorkehrungen getroffen und bereits nach Alternativen zum russischen Gas gesucht. Ab Herbst wollen die Finnen ein Flüssiggasterminal gemeinsam mit Estland in Betrieb nehmen.
Hintergrund dürfte Antrag auf NATO Beitritt sein
Hintergrund für die Einstellung der russischen Gaslieferungen dürfte vermutlich der von Finnland gestellte Antrag zur Aufnahme in die NATO sein. Russland hatte bereits angekündigt, darauf mit Maßnahmen zu reagieren.
Finnland erhält auch keinen Strom mehr aus Russland
Einige Tage vor dem Gaslieferstopp hat das russische Unternehmen Rao Nordic angekündigt, keinen Strom mehr nach Finnland zu liefern. Als Grund wurden ebenfalls eine ausgebliebene Zahlung genannt. Dabei rechnet der finnische Netzbetreiber Fingrid allerdings nicht mit Versorgungsengpässen. Finnland bezieht ungefähr 10 Prozent seines Stroms aus Russland. Dies könne man sehr gut durch Importe aus Schweden und Norwegen kompensieren.