Zwei Jahre nach dem Ausbruch des Konflikts in der Ukraine hat Deutschland offiziell seine Gasimporte aus Russland gestoppt. Doch die Realität zeigt, dass russisches Gas weiterhin seinen Weg ins Land findet, allerdings nicht direkt aus Russland, sondern auf indirekten Pfaden (ntv: 23.02.24).
Teures Umweg-Gas: Wie russisches Gas trotz Sanktionen und neuer Infrastruktur weiter nach Deutschland fließt
Vor dem Ukrainekrieg hatte die Abhängigkeit von russischer Energie die politische Landschaft Europas geprägt. Deutschland reagierte schnell auf die geopolitischen Veränderungen und reduzierte seine Importe von russischem Pipeline-Gas drastisch. Eine neue Infrastruktur für Flüssiggasimporte wurde etabliert, doch paradoxerweise gelangt durch diese nun wieder russisches Gas nach Deutschland. Dieses Gas ist allerdings viel teurer als das ehemalige Pipeline-Gas.
Die Hauptquelle für Gasimporte stellt nun Norwegen dar, wo keine Beimischung russischen Gases erfolgt. Jedoch ist die Situation bei Importen aus den Niederlanden, Belgien und Frankreich anders. Diese Länder beziehen weiterhin Gas aus Russland, welches dann über das europäische Netzwerk auch nach Deutschland fließt. Laut Sebastian Gulbis, einem Experten im Energiebereich, stammte im Januar etwa ein Fünftel aller europäischen LNG-Importe aus Russland.
Russisches Öl findet ebenfalls seinen Weg
Die Diskussion um Energieimporte beschränkt sich nicht nur auf Gas. Auch russisches Öl erreicht Deutschland über Umwege, beispielsweise über Indien. Indien importiert Rohöl aus Russland und exportiert verarbeitete Produkte wie Benzin oder Diesel weiter, unter anderem nach Deutschland. Trotz EU-Sanktionen und Preisdeckeln umgeht Russland erfolgreich die Restriktionen, was die Komplexität des globalen Energiemarktes unterstreicht.
Die Rolle von Uran und Brennelementen
Neben fossilen Brennstoffen spielt auch Uran eine bedeutende Rolle in der Energieversorgung der EU. Trotz politischer Spannungen liefert Russland weiterhin Uran und Brennelemente in die EU. In Deutschland sorgt diese Praxis für Kontroversen, vor allem, nachdem bekannt wurde, dass russisches Uran in einer Brennelementfabrik in Niedersachsen verarbeitet wird. Dies zeigt, dass die Energiebeziehungen zwischen der EU und Russland weiterhin vielschichtig und verflochten sind.
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