Experten aus der Wirtschaft äußern massive Bedenken gegen den von der Bundesregierung geplanten Rückbau wesentlicher Teile des Gasnetzes. Sie warnen vor einem milliardenschweren Schaden für die Wirtschaft. Diese Kritik findet in der Debatte um die Energieversorgung und Nachhaltigkeit breiten Raum (msn: 10.04.24).
Rückbau des Gasnetzes: Top-Experten fordern Umdenken und klare Alternativen
Clemens Fuest, Präsident des renommierten Ifo-Instituts in München, hebt in einem Gespräch hervor: „Hier wird der Fehler wiederholt, funktionierende Anlagen abschalten zu wollen, bevor klar ist, ob und wie neue Anlagen funktionieren.“ Er betont, dass die optimale Umstellung auf elektrische Heizsysteme ein vielschichtiger Prozess darstellt. Dieser sollte nicht nur regional differenziert betrachtet werden, sondern auch die Kosten für die Aufrechterhaltung der Netze berücksichtigen. Fuests Standpunkt ist klar: „Bevor man abschaltet und demontiert, muss man zeigen, dass die Alternative funktioniert.“
Veronika Grimm, eine führende Ökonomin, sieht ebenfalls die beschleunigte Abschaltung der Gasnetze skeptisch. In ihren Worten an die Zeitung macht sie deutlich: „Man sollte erst aussteigen, wenn man die Voraussetzungen für Alternativen geschaffen hat.“ Auch wenn eine Kosten-Nutzen-Analyse ergeben sollte, dass die Beibehaltung des aktuellen Systems teurer ist, müsse man die Dynamiken und möglichen Hindernisse beim Aufbau alternativer Energiequellen bedenken. Grimm argumentiert, dass es einzelne Verbraucher unverhältnismäßig hart treffen könnte und fordert einen belastbaren Plan für diese Fälle.
Rückbau-Dilemma: Wirtschaftsführer fordern Plan B für Deutschlands Energiezukunft
Achim Wambach, Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), meldet sich ebenfalls zu Wort. Seine Kritik richtet sich gegen das Fehlen eines Plan B. „Es ist richtig, den Verbrauchern rechtzeitig zu sagen, was passieren wird. Aber es fehlt beim Gasnetz ein Plan B. Niemand weiß, ob die Transformation auch wirklich klappt.“ Wambach unterstreicht die Unsicherheit hinsichtlich der zukünftigen Versorgung mit Wasserstoff, Biomasse und anderen Alternativen. Er warnt davor, das Gasnetz zurückzubauen, bevor klar ist, wie die Energieversorgung der Zukunft aussehen wird. Darüber hinaus fordert er ein umsichtiges Risikomanagement für die Energiewende. Besonders bei regionalen Gasnetzen sieht er die Stadtwerke in der Verantwortung. Das Ziel muss es sein, rechtzeitig tragfähige Alternativen zu entwickeln, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten, falls sich der Gasausstieg nicht wie geplant umsetzen lässt.
Die Stimmen aus der Wirtschaft verdeutlichen die Bedeutung einer durchdachten Vorgehensweise bei der Umstellung der Energieversorgung. Die Notwendigkeit eines belastbaren Plans und der sorgfältigen Abwägung aller Optionen steht im Zentrum der Diskussion. Die geplante Stilllegung großer Teile des Gasnetzes erfordert eine umfassende Prüfung und Vorbereitung, um negative Auswirkungen auf die Wirtschaft und einzelne Verbraucher zu vermeiden.
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