Rekord bei Firmenpleiten im März – Insolvenzwelle setzt sich immer weiter fort

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland erreichte im März einen neuen Rekord. Nach Daten des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) lag die Zahl der beantragten Insolvenzen zwölf Prozent über dem Vorjahreswert. Bereits Ende 2024 zeichnete sich diese Entwicklung ab. Der Anstieg betrifft alle Branchen und Regionen und hat sich im ersten Quartal weiter beschleunigt (handelsblatt: 07.04.25).


Insolvenzen auf Rekord seit der Finanzkrise

Im ersten Quartal 2025 zählten die Amtsgerichte 4237 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften. Diese Zahl liegt ein Prozent über dem Wert des Vorquartals und erreicht damit einen Rekord seit der Finanzkrise 2009. Nordrhein-Westfalen verzeichnete mit 339 Fällen die meisten Insolvenzen, gefolgt von Bayern (204) und Baden-Württemberg (147). Auf die Einwohnerzahl bezogen, lag Berlin mit 10,9 Insolvenzen je 100.000 Einwohner an der Spitze.

Deutschland verzeichnet im März einen Rekord bei Firmeninsolvenzen mit deutlichen Folgen für den Arbeitsmarkt
Deutschland verzeichnet im März einen Rekord bei Firmeninsolvenzen mit deutlichen Folgen für den Arbeitsmarkt

Steffen Müller vom IWH erkennt darin keine kurzfristige Entwicklung. Vielmehr zeige sich nun eine überfällige Marktbereinigung. „Extrem niedrige Zinsen haben Insolvenzen über viele Jahre verhindert, und während der Pandemie sind Insolvenzen von bereits zuvor schwachen Unternehmen aufgrund von Stützungsmaßnahmen ausgefallen.“ Diese Effekte entfalten nun ihre volle Wirkung.

Rekord bei betroffenen Arbeitsplätzen

Die Zahl gefährdeter Arbeitsplätze erreichte ebenfalls einen Rekord. Besonders in der Industrie trafen Insolvenzen eine Vielzahl von Beschäftigten. Allein in den größten zehn Prozent der zahlungsunfähigen Unternehmen standen im März über 16.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel. Dieser Wert liegt 13 Prozent unter dem Februar, aber 43 Prozent über dem März 2024. Im gesamten Quartal waren rund 49.000 Beschäftigte betroffen.

Auch kleinere Betriebe gerieten zunehmend unter Druck. In nahezu allen Branchen stieg die Zahl der betroffenen Arbeitsplätze. Die wirtschaftliche Belastung wächst, und in vielen Regionen geraten Arbeitsmärkte an ihre Belastungsgrenze.

Ursachen: Zinspolitik und neues Insolvenzrecht

Der aktuelle Anstieg lässt sich nicht allein durch konjunkturelle Schwächen erklären. Eine Reform des Insolvenzrechts führte dazu, dass mehr Unternehmen ein gerichtliches Verfahren zur Sanierung nutzen. Gleichzeitig erschwert die Zinsentwicklung eine gesunde Finanzierung. Seit 2022 steigen die Zinsen spürbar – vor allem für verschuldete Firmen eine kritische Entwicklung.

Während der Pandemie verhinderten staatliche Hilfen zahlreiche Insolvenzen. Doch diese Effekte verlieren an Kraft. Müller stellt fest: „Der Zinsanstieg und der Wegfall der Stützungsmaßnahmen haben ab 2022 Nachholeffekte bei Insolvenzen ausgelöst.“ Die Lage bleibt angespannt, und viele Unternehmen finden keine tragfähigen Geschäftsmodelle mehr.


Konjunktur belastet zusätzlich

Auch die wirtschaftliche Großwetterlage verschlechtert sich. Neue Zölle aus den USA treffen deutsche Exporteure empfindlich. Fachleute rechnen mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im ersten Halbjahr 2025. Investitionen in Infrastruktur könnten zwar langfristig für Wachstumsimpulse sorgen, doch laut Prognosen nicht vor 2026.

Solange keine deutliche Entlastung in Sicht ist, bleibt der Druck hoch. Vor allem mittelständische Unternehmen kämpfen mit sinkenden Aufträgen und steigenden Kosten. Der Rekord aus dem März könnte sich im Laufe des Jahres noch übertreffen lassen – ein Wendepunkt ist nicht absehbar.

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Zuletzt aktualisiert am Januar 14, 2025 um 21:39 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
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