Mittlerweile sind die deutschen Gasspeicher fast zu 100 Prozent gefüllt, doch der deutsche Staat hat dafür unnötig viel Geld bezahlt und damit unsere Steuergelder verzockt (Wirtschaftskurier: 19.10.22).
Regierung hat Gas zum Füllen der Speicher viel zu teuer eingekauft
Mit einem immensen finanziellen Kraftakt hat es die Bundesregierung geschafft, die deutschen Gasspeicher auf gut 96 Prozent ihrer Speicherkapazität zu füllen. Dass dies in so kurzer Zeit möglich war, ist allerdings die Folge davon, dass nahezu jeder Preis dafür bezahlt wurde. Gut acht Milliarden Euro hat dies letztendlich gekostet. Fachleute sehen diese Kosten allerdings als unnötig hoch an. Auf diesen Vorwurf antwortet das Bundeswirtschaftsministerium, dass Geschwindigkeit und die damit verbundenen hohen Preise eben notwendig gewesen sein, um Deutschlands Versorgung im Winter sicherzustellen.
Es ist allerdings nach Meinung von Experten auf dem Gasmarkt sehr wahrscheinlich, dass man die gleiche Menge Gas durchaus wesentlich billiger hätte einkaufen können. Deshalb ist es auch notwendig, dass dieses milliardenschwere Vorgehen aufgearbeitet wird und entsprechende Lehren daraus gezogen werden.
Überhastete Käufe am Spotmarkt haben Preise in die Höhe getrieben
Die erste Lehre wäre, dass der Staat genauso mit dem Geld umgeht, wie dies auch private Verbraucher oder Unternehmen in der Regel tun, und zwar mit einem Maß zum Risiko. Niemand konnte vorher genau wissen, wie sich der Gaspreis entwickelt. Die Regierung ist auf den ältesten Trick der Verkäufer hereingefallen. „Kaufen Sie jetzt, ich weiß nicht, ob es morgen noch etwas gibt“. So in Panik versetzt, hat die Regierung in einer finanziellen Harakiri-Aktion das gesamte Gas am Spotmarkt eingekauft. Mit dieser irrwitzigen Aktion hat sie die Preise, ohne Absicherung, dass diese auch fallen könnten, selbst nach oben getrieben.
Nach Meinung der Experten wäre es wesentlich sinnvoller gewesen, zweigleisig zu fahren, und zwar einen Teil der erforderlichen Mengen über Terminkontrakte zu sichern und einen anderen Teil am Spotmarkt zu kaufen. Als die Speicher fast voll waren, sank der Preis für Erdgas auf den tiefsten Stand seit Juni. Ein sicheres Zeichen dafür, dass man zu viel bezahlt hat. Erst seit dem 5. Oktober kauft Deutschland Gas auch am Terminmarkt ein.
Beauftragte Trading Hub Europe GmbH hatte zuvor keine Erfahrung am Gasmarkt
Zu den hohen Preisen kam es auch dadurch, dass das Wirtschaftsministerium mit der Trading Hub Europe GmbH ein Unternehmen beauftragt hat, dessen gesetzlich definierte Aufgaben ganz andere sind. Die Trading Hub Europe GmbH hatte noch nie zuvor Gas in einem Wert von mehreren Milliarden Euro eingekauft. Die Regierung wäre wesentlich besser beraten gewesen, wenn sie erfahrene Marktakteure damit beauftragt oder zumindest als Berater hinzugezogen hätte.
Regierung hat gut eine Milliarde Euro verzockt
Experten schätzen, dass durch professionellere Einkäufer und weniger überhastetes Handeln zwischen 10 und 20 Prozent, also rund eine Milliarde Euro, gegenüber dem tatsächlich bezahlten Preis hätte gespart werden können.
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