Chinas Branchenriese BYD steht unter starkem Druck. Eine erneute Produktionskürzung zeigt, dass der Preiskrieg im Heimatmarkt tiefe Spuren hinterlässt. Obwohl westliche Hersteller den Erfolg des Unternehmens oft bewundern, gerät die Erfolgsgeschichte bei der Elektromobilität ins Wanken.
Gewinnrückgang trotz steigender Umsätze
Ende vergangener Woche veröffentlichte BYD seine Quartalszahlen. Zum ersten Mal seit dreieinhalb Jahren zeigt sich ein deutlicher Gewinnrückgang. Das Ergebnis lag bei rund 770 Millionen Euro – fast 30 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig konnte das Unternehmen im ersten Halbjahr ein Umsatzplus von 23,3 Prozent und einen Gewinnanstieg von 13,8 Prozent erzielen. Diese Diskrepanz verdeutlicht die Unsicherheit auf dem Markt.

Auch die Börse reagierte: Aktien von Batterieproduzenten und E-Autobauern legten spürbar zu. Grund ist das Eingreifen der Regierung in Peking. Das Wirtschaftsministerium kündigte strengere Regeln gegen Dumpingpreise und falsche Werbung an. Ziel ist es, den ruinösen Preiskrieg einzudämmen und den Wettbewerb zu ordnen.
Produktionskürzung als Warnsignal
Noch deutlicher als die Finanzdaten zeigen die Produktionszahlen die Brisanz der Lage. Im August rollten 353.090 Fahrzeuge vom Band, darunter Elektroautos und Plug-in-Hybride. Das entspricht einem Minus von 3,78 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bereits im Juli hatte die Fertigung um 0,9 Prozent nachgelassen. Eine weitere Produktionskürzung war die Folge.
Es handelt sich um die erste Kürzung seit 2020, als die Pandemie die Branche belastete. Besonders problematisch ist der Absatzrückgang: Allein im August brach der Verkauf in China um 14,5 Prozent ein und erreichte nur 292.813 Fahrzeuge. Damit steckt BYD mitten in einer Absatzkrise, die seit vier Monaten anhält.
Absatzziel gerät außer Reichweite
In den ersten acht Monaten konnte BYD lediglich etwas mehr als die Hälfte seines Jahresziels erreichen. Analysten reduzierten daraufhin ihre Prognosen. Die Absatzkrise zeigt, wie gefährlich der Preiskrieg in der Elektromobilität ist. Selbst Marktführer geraten unter massiven Druck, wenn Rabattschlachten die Margen zerfressen.
Gleichzeitig blicken westliche Hersteller mit gemischten Gefühlen auf die Entwicklung. Einerseits gilt BYD nach wie vor als Maßstab für Effizienz und Wachstum, andererseits zeigt die aktuelle Lage, dass auch Branchengrößen Schwächen offenbaren. Produktionskürzung, Absatzkrise und Gewinnrückgang sind keine Randnotizen, sondern ernsthafte Warnsignale.
Regierung verstärkt Regulierung
Peking möchte verhindern, dass ein unkontrollierter Preiskrieg die Elektromobilität destabilisiert. Mit Maßnahmen gegen Dumpingpreise sollen faire Bedingungen geschaffen werden. Allerdings könnte dieser Kurs kleinere Anbieter noch stärker belasten.
Für BYD bleibt die Lage angespannt. Zwar verfügt der Konzern über enorme Produktionskapazitäten, doch eine weitere Produktionskürzung ist nicht auszuschließen. Der Wettbewerb verschärft sich, die Absatzkrise hält an, und der Gewinnrückgang setzt zusätzliche Grenzen. Ob das Unternehmen seine Position als Branchenführer behaupten kann, hängt nun stark von den kommenden Monaten ab.
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