Die deutschen Firmen haben im Juni ihre Produktion deutlich weiter zurückgefahren als erwartet. Statt der vorhergesagten 0,5 Prozent Reduzierung waren es 1,5 Prozent. Das Statistische Bundesamt teilte dies am Dienstag mit. Viele Ökonomen hatten einen kleineren Rückgang prognostiziert. Viele Experten gehen davon aus, dass dieser Trend in den nächsten Monaten so weitergeht. Alexander Krüger von Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank meint, dass viele Firmen noch pessimistischer sind, als vor einigen Wochen. Er rechnet nur noch mit einem minimalen Produktionszuwachs. Jörg Krämer von der Commerzbank geht von einem weiteren Einbruch der Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte aus (tagesschau: 07.08.23).
Wirtschaftsministerium sieht keine baldige Besserung
Die Industrie produzierte im Juni 1,3 Prozent weniger als im Mai. Das Bundeswirtschaftsministerium meint, dass trotz mehr Nachfrage die Aussichten für die Industrie unsicher bleiben. Grund dafür sind unbeständige Großaufträge. Viele Firmen erwarten weniger Geschäfte und Exporte. Also, eine schnelle Besserung ist unsicher. Im Juni lag die Autoproduktion 3,5 Prozent niedriger. Der Bau zeigte auch weniger Aktivität, so das Bundesamt. Aber die Pharmaindustrie produzierte 7,9 Prozent mehr, was gut für die gesamte Industrie war. Krämer meint, dass die Produktion in Deutschland im Juni zeigt, dass in den nächsten Monaten mit schlechteren Zahlen zu rechnen ist. Lange schon gehen die Auftragszahlen zurück. Viele Firmen haben ihre Corona-Aufträge bereits erfüllt.
Mehr Bestellungen, aber schwächere Produktion?
Die Industrie bekam kürzlich viele neue Bestellungen, vor allem aus der Luft- und Raumfahrt. Im Juni stiegen die Aufträge um 7,0 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Im Mai gab es bereits einen Zuwachs von 6,2 Prozent. Doch laut Analyst Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg spiegeln die Produktionszahlen die Realität besser wider als die Neuaufträge. Er meint, die deutsche Industrieleistung sei momentan eher schwach. Der ifo-Geschäftsklima-Index zeigt, dass die deutsche Wirtschaft weiterhin Probleme hat. Die Baubranche, die wegen hoher Zinsen und weniger Aufträgen kämpft, meldete im Juni einen Produktionsrückgang von 2,8 Prozent. Aber Energieversorger produzierten 0,6 Prozent mehr als im Vormonat.
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