Porsche will eigenen Batteriehersteller Cellforce abwickeln – Massenentlassung geplant

In Stuttgart steht ein schwerer Schlag für die Porsche Batterietochter bevor. Nach Recherchen des „Spiegel“ droht Cellforce die fast vollständige Schließung. Das Projekt, das als strategischer Schritt in die Welt der Batteriezellen begann, endet nun in einer Massenentlassung. Rund 200 von 286 Beschäftigten verlieren voraussichtlich ihre Jobs. Am Standort Kirchentellinsfurt könnte allenfalls eine kleine Forschungs- und Entwicklungseinheit verbleiben. Die Arbeitsagentur Reutlingen erhielt bereits die Anzeige zur Massenentlassung (spiegel: 20.08.25).


Kurswechsel bei Cellforce

Porsche äußerte sich nicht zu den Vorgängen. Schon Ende April teilte der Konzern jedoch mit, dass die Porsche Batterietochter nicht eigenständig fortgeführt werden solle. Im Sommer liefen noch Gespräche mit potenziellen Investoren. Vertreter von BMW besuchten Kirchentellinsfurt, zudem interessierten sich Rüstungsunternehmen für Teile von Cellforce, um Batteriezellen für Militärdrohnen zu entwickeln. BMW kommentierte die Gespräche nicht.

Porsche stoppt Cellforce: Massenentlassung, Millionenverluste und gescheiterte Batteriezellen-Produktion treffen die Porsche Batterietochter
Porsche stoppt Cellforce: Massenentlassung, Millionenverluste und gescheiterte Batteriezellen-Produktion treffen die Porsche Batterietochter

Das Aus von Cellforce bedeutet für Porsche einen drastischen Bruch. Vorstandschef Oliver Blume wollte den Sportwagenbauer ursprünglich als Elektro-Vorreiter mit eigener Batteriezellenproduktion positionieren. Nun droht ein Rückschlag, der auch den Volkswagen-Konzern belastet. Abschreibungen auf Produktionsanlagen schlagen mit 295 Millionen Euro zu Buche. Seit 2021 floss angeblich ein Milliardenbetrag in die Porsche Batterietochter, doch eine serienreife Batteriezelle kam nicht zustande.

Massenentlassung trifft Beschäftigte hart

Am kommenden Montag sind alle Mitarbeiter zu einer Vollversammlung geladen. Entwicklungschef Michael Steiner spricht dort zu den Beschäftigten. Viele Angestellte fürchten den Jobverlust, da Cellforce – im Gegensatz zum Mutterkonzern – keine Beschäftigungsgarantie bietet. Eine Betriebsratswahl ist zwar vorgesehen, findet aber erst im September statt. „Keine Massenkündigungen, bevor ein Betriebsrat gewählt ist“, fordert Kai Lamparter von der IG Metall in Reutlingen.

Auch die Politik reagiert alarmiert. Ministerpräsident Winfried Kretschmann forderte Blume am selben Tag ins Staatsministerium. Das Land Baden-Württemberg unterstützte die Porsche Batterietochter Cellforce mit zweistelligen Millionenbeträgen. Angesichts des Scheiterns könnten die Fördergelder nun zurückverlangt werden.


Milliardenprojekt ohne Batteriezellen-Erfolg

Die Dimension des Scheiterns ist enorm. Porsche investierte massiv in Batteriezellen, die als Herzstück der Elektromobilität gelten. Doch der entscheidende Durchbruch blieb aus. Für Blume, der auch Volkswagen führt, bedeutet das Scheitern der Porsche Batterietochter einen erheblichen Reputationsverlust. Während Wettbewerber ihre Batteriezellen-Produktion ausbauen, fehlt Porsche nun ein eigener Hersteller.

Für die Region um Reutlingen und Tübingen bedeutet die Massenentlassung von Cellforce eine starke Belastung. Hunderte hochqualifizierte Fachkräfte suchen neue Perspektiven. Gleichzeitig geraten politische Förderprogramme für Zukunftstechnologien unter Druck. Das Ende von Cellforce zeigt, wie riskant milliardenschwere Projekte ohne gesicherte technologische Basis sein können.

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