Norwegens Energieminister Terje Aasland beschreibt die aktuelle Lage als „eine absolut beschissene Situation“. Die Strompreise im Land erreichen Rekordhöhen. Die regierenden Parteien fordern daher die Abschaffung des Stromkabels nach Dänemark. Auch eine Neuverhandlung der Energieverbindungen zu Großbritannien und Deutschland steht zur Debatte (ft: 12.12.24).
Interkonnektoren unter Druck
Die Verbindungskabel gelten als Hauptursache für die hohen Preise. Kritiker betonen, dass Norwegen seine Wasserkraft erst dann exportieren sollte, wenn der Inlandspreis niedrig bleibt – wie es jahrzehntelang der Fall war. Fehlende Winde in Deutschland und der Nordsee verstärken den Preisanstieg in Südnorwegen. Gleichzeitig führt dies zu politischen Spannungen innerhalb der EU, die auf Norwegens Stromreserven angewiesen ist.
Ein EU-Botschafter in Oslo erklärt: „Dies ist ein kritischer Moment für die EU-Norwegen-Beziehungen. Eine Reduzierung der Energieverbindungen stößt auf Widerstand.“
Politische Folgen der Energiekrise
Der Streit um die Stromverbindungen beeinflusst die kommende Parlamentswahl. Prognosen deuten auf einen Sieg der Mitte-Rechts-Opposition hin. Die rechtspopulistische Fortschrittspartei will ebenfalls die Verbindung nach Dänemark kappen und die Verträge mit Großbritannien und Deutschland überarbeiten, um die „Preisinfektion“ aus Europa zu stoppen.
Norwegische Haushalte erhalten staatliche Unterstützung. Die Regierung übernimmt 90 Prozent der Kosten über einem bestimmten Preis. Die Fortschrittspartei fordert jedoch, dass der Staat bereits bei niedrigeren Preisen einspringt. Sie argumentiert, dass die hohen Strompreise dem Staat durch die Wasserkraft Milliarden einbringen.
Ungleiche Preise in Skandinavien
Auch Schweden leidet unter extremen Preisunterschieden. Verbraucher in Göteborg zahlten deutlich mehr für Strom als Bewohner von Luleå. Grund dafür sind mangelhafte Stromübertragungsleitungen zwischen Nord- und Südschweden.
In Norwegen zeigt sich ein ähnliches Bild: Der Süden mit hohem Verbrauch leidet unter hohen Preisen, während im Norden günstig produzierte Energie nicht effizient transportiert wird. Diese strukturellen Probleme verschärfen die Energiekrise zusätzlich.
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