Norwegen stoppt geplantes Stromkabel nach Schottland: Selbstversorgung hat Vorrang

Norwegen will keinen weiteren Strom aus Wasserkraft nach Europa exportieren. Deshalb wird das bereits geplante Stromkabel zwischen Norwegen und Schottland vom Energieministerium abgelehnt. Norwegen begründet diesen Schritt damit, dass die nationale Stromversorgung Vorrang hat (businessportal-norwegen: 16.03.23).


Norwegen lehnt den Bau eines Stromkabels nach Schottland ab

Das norwegische Ministerium für Erdöl und Energie hat den Antrag von NorthConnect KS für den Bau eines Stromkabels zwischen Norwegen und Schottland abgelehnt. Energieminister Terje Aasland begründete die Entscheidung damit, dass die Regierung sicherstellen müsse, dass das Stromsystem die grundlegenden Ziele der Stromversorgung jederzeit erfülle. Die Produktionskapazität in der Wasserkraft solle deshalb nicht für weitere Exporte nach Europa zur Verfügung stehen. Das norwegische Wasser- und Energiedirektorat NVE hatte das NorthConnect-Projekt zwar als sozioökonomisch rentabel bewertet, aber auch festgestellt, dass es nicht zur erhöhten Versorgungssicherheit in Norwegen selbst beiträgt.

Norwegen will keinen weiteren Strom aus Wasserkraft mehr nach Europa exportieren. Kein Stromkabel nach Schottland - geplanter Bau abgelehnt
Norwegen will keinen weiteren Strom aus Wasserkraft mehr nach Europa exportieren. Kein Stromkabel nach Schottland – geplanter Bau abgelehnt
Bild: I, Skotten, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Norwegen will seinen Strom selbst nutzen

Das Ministerium berücksichtigte bei seiner Entscheidung Kriterien wie Einschränkungen der Netzkapazität, Ungewissheit und Folgen einer zunehmenden Belastung des norwegischen Stromsystems mit Energiesystemen in anderen Ländern, sowie Veränderungen des norwegischen und europäischen Energiesystems und des Strommarktes. Forschungs- und Hochschulminister Ola Borten Moe erklärte: „Wir müssen norwegische Energie nutzen, um die norwegische Industrie aufzubauen und zu wettbewerbsfähigen Preisen in Norwegen beizutragen. Die Erfahrungen mit den letzten beiden Auslandskabeln deuten darauf hin, dass wir jetzt keine weiteren Exporte planen sollten. Deshalb sagen wir Nein zu diesem privaten Auslandskabel“. Norwegen müsse die norwegische Energie nutzen, um die norwegische Industrie aufzubauen und wettbewerbsfähige Preise im Inland zu bieten. Es könne in Zukunft relevant sein, die Austauschkapazität zu erhöhen, aber dies würde mehrere Jahre dauern. Eine Entscheidung über Offshore-Wind-Hybridkabel sei noch nicht gefallen.


NorthConnect KS war ein Gemeinschaftsunternehmen von vier öffentlichen Energieversorgungsunternehmen, das von der Europäischen Kommission im Oktober 2013 als „Projekt von gemeinsamem Interesse“ (PCI) eingestuft wurde. 47 norwegische Kommunen stimmten dem Bau des Projekts zu.

Lizenz für Stromkabel nach Schottland bereits 2017 beantragt

Im Jahr 2017 beantragte NorthConnect eine Lizenz für eine neue Übertragungsverbindung nach Schottland. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich bereits jeweils zwei neue Stromkabel nach Deutschland und Großbritannien im Aufbau. Diese beiden Kabel wurden 2020 und 2021 in Betrieb genommen und erhöhten die Austauschkapazität im Ausland um 2.800 MW. Die gesamte Austauschkapazität beträgt nun rund 9.000 MW.

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