Northvolt-Pleite bringt Porsche und Scania in Bedrängnis

Die Insolvenz von Northvolt stellt europäische Unternehmen vor große Herausforderungen. Besonders Porsche und Scania geraten in Bedrängnis, da sie auf Batterien aus Schweden gesetzt hatten. Währenddessen hofft die Politik, dass das geplante Werk in Heide weitergeführt werden kann (manager-magazin: 12.03.25).


Schwierige Zeiten für Europas Batteriebranche

Der Traum einer eigenständigen europäischen Batterieproduktion erhält einen schweren Dämpfer. Northvolt meldete in Schweden Insolvenz an, nachdem keine tragfähige Lösung gefunden wurde. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht“, erklärte Verwaltungsratschef Tom Johnstone. Alle Optionen seien geprüft worden, doch dieser Schritt sei unausweichlich. Die schwedische Regierung plant, Northvolt aktiv bei der Suche nach neuen Investoren zu unterstützen.

Die Northvolt-Insolvenz trifft Porsche und Scania hart. Fehlende Batteriezellen gefährden Projekte und zwingen  zu Notlösungen
Die Northvolt-Insolvenz trifft Porsche und Scania hart. Fehlende Batteriezellen gefährden Projekte und zwingen zu Notlösungen

Interessanterweise sind die Tochtergesellschaften in Deutschland und Nordamerika nicht betroffen. Ein Insolvenzverwalter entscheidet nun über deren Zukunft gemeinsam mit den Gläubigern.

Krise in Skellefteå

In Skellefteå, dem Hauptsitz von Northvolt, breitet sich Unsicherheit aus. Bürgermeister Lorents Burman und Verwaltungschefin Kristina Sundin Jonsson fordern schnelle staatliche Unterstützung, da Stadt und Region die Last nicht alleine tragen können. Die Beschäftigten erhalten vorübergehend Lohnfortzahlungen aus einem staatlichen Fonds, und die Produktion soll in reduziertem Umfang weiterlaufen.

Für viele Mitarbeiter bedeutet die Insolvenz existenzielle Sorgen, da ihre Aufenthaltsgenehmigungen direkt mit ihrem Arbeitsplatz verknüpft sind. „Konkursverwalter Mikael Kubu übernimmt und wir hoffen, dass der Betrieb am Laufen gehalten werden kann“, erklärte Wirtschaftsministerin Ebba Busch. Sie betonte, dass der Fachkräftemangel Europa zusätzlich belasten würde, falls Northvolt endgültig scheitert. Ohne eine tragfähige Lösung droht eine verstärkte Abhängigkeit von asiatischen Batterieherstellern.

Folgen für Scania und Porsche

Besonders hart trifft die Insolvenz die Automobilindustrie. Scania hatte sich in der Entwicklung seiner Elektro-Lkw stark auf Northvolt verlassen. Noch bis vor Kurzem setzte das Unternehmen voll auf Batteriezellen aus Schweden. Scania-Chef Christian Levin ließ lange keine alternativen Zulieferer zu, sieht sich nun jedoch gezwungen, auf Zellen des chinesischen Herstellers CATL umzusteigen.

Die finanziellen Belastungen sind enorm. Insgesamt investierte Scania rund 500 Millionen Euro in gemeinsame Projekte mit Northvolt. Ende 2024 wurde dem schwedischen Partner ein Darlehen von 100 Millionen Euro gewährt. Ein Übernahmeangebot für die Sparte „Systems Industrial“ liegt derzeit auf Eis, doch Scania signalisiert weiterhin Interesse an einer Übernahme – inklusive Schulden.

Auch Porsche steht vor einem Problem. Die geplante Elektroversion des 718 basiert auf Batterien von Northvolt. Ein alternativer Lieferant existiert nicht. Aufgrund der Verzögerungen verschob sich der Marktstart des Fahrzeugs bereits mehrfach. Ursprünglich für 2024 geplant, ist die Einführung des Modells nun frühestens für 2027 vorgesehen.

Zukunft des Werks in Heide ungewiss

Währenddessen ist unklar, wie es mit dem geplanten Northvolt-Werk in Heide weitergeht. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bleibt dennoch optimistisch. Er setzt darauf, dass ein Investor das Projekt übernimmt. Der Bund stellt dafür Staatshilfen in Höhe von 900 Millionen Euro bereit.

„Ich bin noch immer guter Hoffnung, dass über das Insolvenzverfahren ein neuer Investor gefunden wird – sowohl für Heide als auch möglicherweise für das Mutterunternehmen“, äußerte Habeck. Gespräche dazu laufen weiter. Die Expertise von Northvolt in der Batterieproduktion bleibt wertvoll. Die entscheidende Frage ist nun, ob ein finanzkräftiger Investor das Unternehmen stabilisieren kann.

Auch Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther hält das Werk in Heide für essenziell. „Wir brauchen in Deutschland und Europa eine starke Batterieindustrie.“ Volkswagen, mit einem 21-prozentigen Anteil an Northvolt, beobachtet die Entwicklung genau.

Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen betont, dass Mittel aus der Wandelanleihe ausschließlich für das Heide-Projekt genutzt werden dürfen. „Die KfW hat das sichergestellt“, erklärte er. Falls Northvolt das Werk nicht weiterführt, könnte ein anderer Hersteller das Projekt übernehmen.


Hohe Erwartungen, ernüchternde Realität

Northvolt hatte 2016 das Ziel, Europas Abhängigkeit von asiatischen Batteriezellen zu reduzieren. Laut der Internationalen Energieagentur stammen derzeit 85 Prozent der globalen Batteriezellenproduktion aus China.

Doch der Aufbau einer eigenen Produktion gestaltete sich schwierig. Technische Probleme begleiteten Northvolt von Anfang an. BMW kündigte aufgrund der Schwierigkeiten einen milliardenschweren Auftrag. Hinzu kommt der stagnierende Absatz von Elektroautos in Europa, der die gesamte Branche belastet. Vor Kurzem kündigte die EU Maßnahmen zur Förderung der europäischen Batterieproduktion an. Ob das Northvolt noch helfen kann, bleibt fraglich.

Mit rund acht Milliarden Euro Schulden zählt Northvolt nun zu den größten Insolvenzfällen in der Geschichte Schwedens. Der Fall erinnert an das Scheitern des Autoherstellers Saab vor über zehn Jahren. Verwaltungsratschef Johnstone hofft dennoch, dass der Betrieb weitergeführt werden kann. Die endgültige Entscheidung liegt nun in den Händen des Insolvenzverwalters.

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