Nikola-Pleite trifft deutsche Zulieferer besonders hart

Die Insolvenz des Elektro-Lkw-Bauers Nikola bringt erhebliche Verluste für deutsche Zulieferer. Millionenbeträge stehen auf dem Spiel. Schon seit dem Börsengang im Juni 2020 befand sich der Aktienkurs im freien Fall. Der einst 29 Milliarden Dollar wertvolle Konzern fiel zuletzt unter 40 Millionen Dollar. Nun meldete Nikola Gläubigerschutz nach Chapter 11 an. Ein schneller Verkauf der restlichen Geschäfte soll folgen (wiwo: 24.02.25).


Hohe Verluste für deutsche Unternehmen

Nicht nur Aktionäre mussten herbe Verluste hinnehmen. Auch zahlreiche Geschäftspartner erhalten voraussichtlich nur einen Bruchteil ihrer Forderungen zurück. Besonders betroffen sind bekannte deutsche Autozulieferer.

Der Elektro-Lkw-Bauer Nikola hat Gläubigerschutz beantragt - deutsche Zulieferer wie Bosch, ZF und Knorr erleiden herbe Verluste
Der Elektro-Lkw-Bauer Nikola hat Gläubigerschutz beantragt – deutsche Zulieferer wie Bosch, ZF und Knorr erleiden herbe Verluste
Bild: MarcelX42CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Laut Insolvenzantrag ist Bosch mit 13,3 Millionen Dollar der drittgrößte unbesicherte Gläubiger. Zudem schuldet Nikola dem Unternehmen weitere 4 Millionen Dollar. Eine Stellungnahme von Bosch blieb aus.

Auch ZF ist betroffen. Dessen Nordamerika-Sparte beziffert ihre offenen Forderungen auf eine Million Dollar. Bei Knorr-Bremse und der Norma Group liegen die Verluste bei jeweils rund 460.000 Dollar. Beide Unternehmen verzichten auf öffentliche Kommentare. Auch SAP gehört zu den Geschädigten. Laut Gerichtsunterlagen stehen Forderungen in Höhe von 417.000 Dollar aus.

Insolvenzverfahren mit ungewissem Ausgang

Die Aussicht, dass Gläubiger ihr Geld zurückerhalten, ist gering. Laut Gerichtsdokumenten belasten Milliardenschulden das Unternehmen. Steve Girsky, Vorstandschef von Nikola, nennt „Markt- und gesamtwirtschaftliche Faktoren“ als Ursache der Pleite. „Leider haben all unsere Mühen nicht ausgereicht, um diese Herausforderungen zu überwinden.“

Der Konzern startete einst mit der Idee, batterieelektrische Lastwagen zu entwickeln. Später verlagerte sich der Fokus auf wasserstoffbetriebene Brennstoffzellen-Lkw. Allerdings verursachte jeder verkaufte Lastwagen massive Verluste.

Imageprobleme und wirtschaftliche Fehlschläge

Nikolas Ruf litt bereits vor der Insolvenz. 2022 wurde Firmengründer Trevor Milton wegen Betrugs verurteilt. Ihm wurde vorgeworfen, Investoren durch falsche Aussagen über den technischen Fortschritt des Unternehmens getäuscht zu haben. Besonders umstritten war ein Video von 2017, in dem ein Lastwagen nur durch einen Hangabtrieb in Bewegung gesetzt wurde.

Zwar lieferte Nikola zuletzt einige Lkw aus. Doch die Verkaufszahlen blieben zu gering für ein tragfähiges Geschäftsmodell. Im dritten Quartal des vergangenen Jahres erreichten 88 Brennstoffzellen-Sattelschlepper die Händler. Nach einem Rückruf wegen Brandgefahr kehrten 78 batteriebetriebene Fahrzeuge auf die Straße zurück.


Eine Branche unter Druck

In den ersten neun Monaten des Jahres 2024 verzeichnete Nikola einen Verlust von über 800 Millionen Dollar bei einem Umsatz von lediglich 24 Millionen Dollar. Die Insolvenz des Unternehmens ist kein Einzelfall. Andere US-Hersteller von Elektrofahrzeugen wie Fisker, Proterra und Lordstown Motors traf ein ähnliches Schicksal.

Für deutsche Zulieferer bedeutet das Fiasko schmerzhafte Verluste. Bosch, ZF, Knorr-Bremse und Norma dürften den finanziellen Schaden verkraften. Dennoch zeigt sich erneut, wie riskant Geschäfte mit Start-ups in der E-Mobilitätsbranche sein können.

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