Neue EU-Verordnung schreibt Klimaneutralität für LKW-Anhänger vor – 70.000 Arbeitsplätze bedroht

Die neue EU-Verordnung zur CO₂-Reduktion trifft nicht nur Lastwagen mit Motor, sondern auch Anhänger ohne eigenen Antrieb. Ab 2030 gelten strenge Vorgaben, die für die Hersteller gravierende Konsequenzen haben könnten. 70.000 Arbeitsplätze stehen auf der Kippe, weil die Wirtschaftlichkeit vieler Betriebe infrage steht. Branchenvertreter sprechen von einer gefährlichen Fehlentwicklung, die zu höheren Kosten und sogar zu mehr Emissionen führen könnte (bild: 17.09.25).


EU setzt auf VECTO-Programm für Anhänger

Hintergrund ist die Verordnung (EU) 2024/1610, die seit dem 1. Juli 2024 in Kraft ist. Sie verpflichtet auch Produzenten von Anhängern, verbindliche CO₂-Reduktionsziele einzuhalten. Berechnungen erfolgen über das VECTO-Programm, ein spezielles Computer-Modell, das technische Veränderungen wie niedrigeres Gewicht oder eine reduzierte Höhe positiv bewertet. Die Theorie klingt überzeugend, doch die Praxis zeigt eine andere Seite.

Eine neue EU-Verordnung schreibt Klimaneutralität für LKW-Anhänger zu CO₂-Reduktion. vor - Strafzahlungen bedrohen 70.000 Arbeitsplätze
Eine neue EU-Verordnung schreibt Klimaneutralität für LKW-Anhänger zu CO₂-Reduktion. vor – Strafzahlungen bedrohen 70.000 Arbeitsplätze

Durch weniger Ladevolumen entsteht das Risiko zusätzlicher Leerfahrten. Statt weniger Verkehr könnten mehr Lkw unterwegs sein, was den Ausstoß trotz CO₂-Reduktion sogar ansteigen lässt. Jeder Hersteller muss bereits jetzt einen „Carbon-Footprint“ für jedes Fahrzeug berechnen und diesen nach Brüssel übermitteln.

Strafzahlungen gefährden Existenz vieler Firmen

Die Branche warnt, dass die Folgen dramatisch ausfallen könnten. Ab 2030 drohen Strafzahlungen von 4.250 Euro pro Gramm CO₂ pro Tonne und Kilometer. Solche Kosten könnten Anhänger um bis zu 40 Prozent verteuern. Mittelständische Firmen, die seit Jahrzehnten in Europa produzieren, geraten damit unter enormen Druck.

Laut internen Berechnungen einzelner Unternehmen könnten selbst kleine Abweichungen bei den Zielen horrende Summen verursachen. „Unsere Hochrechnungen alleine für das Unternehmen Krone kommen aktuell auf Strafzahlungen von circa 140 Millionen Euro, sollten wir die Ziele um nur 2,5 Prozent verfehlen“, erklärt Gero Schulze Isfort, Chef von Krone Commercial Vehicles und Sprecher der Kläger.

Industrie warnt vor Abwanderung ins Ausland

Viele Hersteller sehen in den Vorgaben eine Gefahr für den gesamten Produktionsstandort Europa. Wenn sich nichts ändert, rechnen Experten mit Werksschließungen und einer Verlagerung ins Ausland. Für tausende Arbeitsplätze in Deutschland und anderen EU-Staaten stünde damit die Zukunft auf dem Spiel.

Bleibt die Regulierung unverändert, sei „die Produktion in Deutschland beziehungsweise in der EU nicht mehr wirtschaftlich“, so Isfort. Er verweist darauf, dass Unternehmen gezwungen sein könnten, ihre Kapazitäten in Länder außerhalb Europas zu verlagern, wo keine Strafzahlungen drohen.


Vorwurf: Klimaziele verfehlt, Arbeitsplätze vernichtet

Die acht größten Anhängerhersteller haben deshalb Klage vor dem Europäischen Gerichtshof eingereicht. Sie fordern die Abschaffung des VECTO-Programms und praxisnahe Regeln, die echten Klimaschutz bringen. „Diese Verordnung zerstört Wirtschaft und Jobs – und verfehlt die Klimaziele“, lautet ihr Vorwurf.

Die Industrie sieht sich dadurch doppelt belastet: Einerseits steigen die Produktionskosten, andererseits droht eine reale Erhöhung der Emissionen. Für die Betriebe bedeutet das eine fatale Kombination aus ökonomischem Druck und ökologischer Ineffizienz, die letztlich die Klimaziele konterkariert.

Ausblick: Entscheidung mit Signalwirkung

Ob die EU an den Vorgaben festhält, entscheidet sich in den kommenden Jahren. Klar ist: Die aktuellen Pläne treiben die Branche an den Rand des Machbaren. Für die Hersteller geht es nicht nur um wirtschaftliche Fragen, sondern auch um den Erhalt von tausenden Arbeitsplätzen in Deutschland und Europa. Sollte die Politik an der jetzigen Linie festhalten, droht eine Entwicklung, die weit über den Transportsektor hinausreicht und das Ziel einer nachhaltigen CO₂-Reduktion ins Gegenteil verkehrt.

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