Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Grüne) will die Besitzer neuer Wärmepumpen mit einer Sonderregel bei der Strompreisbremse finanziell entlasten. Wärmepumpen gelten als wichtiges Instrument für die Reduktion fossiler Energien, die den Klimaschutz fördert. Durch die steigenden Stromkosten könnte der Ausbau nun stocken. Wer seit 2022 mit einer Wärmepumpe heizt, spart fossile Energie, würde aber bei erhöhtem Stromverbrauch nach den derzeit geltenden Regeln nicht oder kaum von den Entlastungen durch die Strompreisbremse profitieren. Daher plant Habeck einen Ausgleich für die Betroffenen (focus, 18.11.2022).
Ankündigung auf dem Wärmepumpengipfel
Habeck hatte vor wenigen Tagen einen sogenannten Wärmepumpengipfel durchführen lassen, an dem auch Vertreter des Handwerks und der Industrie teilnahmen. Der Minister kündigte an, dass es keine Benachteiligung der Besitzer von Wärmepumpen geben solle, wenn die geplanten Energiepreisbremsen ab kommendem Jahr greifen. Der Hintergrund: Die Strompreisbremse legt als Referenzwert den Stromverbrauch von 2021 zugrunde. Nach diesem Wert erhalten alle Verbraucher ein Kontingent von staatlichen Subventionen für einen bestimmten Energiepreis und einen bestimmten Verbrauch. Für private Verbraucher wird der Grenzwert mit 40 ct/kWh für 80 % des Verbrauchs aus 2021 festgelegt, für die Industrie gelten abweichende Regelungen.
Wer nun im laufenden Jahr durch den Einbau einer Wärmepumpe Gas gespart, aber mehr Strom verbraucht hat, würde nach der Logik dieser Strompreisbremse für sein vorbildliches Verhalten bestraft. Die Betroffenen haben ja 2021 ohne Wärmepumpe noch weniger Strom verbraucht und erhielten dementsprechend eine geringere Subvention. Dies müsse mit einer Sonderregel bereinigt werden, so der Wirtschaftsminister. Er konnte zu dieser Sonderregel allerdings noch keine Details nennen.
Berechtigte Sorge
Der Wirtschaftsminister betrachtet das Problem durchaus sehr korrekt, wie der Bundesverband Wärmepumpe bestätigt. Demnach sorgen sich viele Kunden mit neu installierter Wärmepumpe, dass die Strompreisbremse keinesfalls ihre erhöhten Heizkosten kompensiert. Durch ihre Gas- oder Öl-basierte Heizung hatten sie bis zum Jahr 2021 viel geringere Stromkosten, sodass die Subvention für ihren derzeitigen Verbrauch nicht annähernd ausreicht. Das wirkt doppelt ungerecht, weil eine Wärmepumpe schon in der Anschaffung teurer ist als eine Öl- oder Gasheizung. Zwar fördert der Bund den Einbau einer Wärmepumpe mit maximal einem Drittel der Kosten, doch das genügt nicht für eine vollständige Kompensation. Nun kommen noch die höheren Strompreise hinzu.
Möglichkeiten der Wärmepumpenförderung
Es dürfte schwer sein, nach der Neuinstallation einer Wärmepumpe im Jahr 2022 den Stromkostenzuschuss angemessen zu berechnen. Denkbar wäre eventuell ein Referenzwert aus den ersten Betriebsmonaten. Habeck hat aber noch weitere Ideen. So plädiert er dafür, eine „Superabschreibung“ für Neuinvestitionen in Klimaschutztechnologie, die im Koalitionsvertrag der Ampel ohnehin vorgesehen ist, nun einzuführen. Dies sei nötig, um die CO₂-Emissionen im Gebäudebereich deutlicher als bisher zu senken. Wärmepumpen sind hierfür eine inzwischen bewährte Technologie, weshalb in Deutschland bis 2030 insgesamt 6 Millionen von ihnen installiert werden sollen, 1,4 Millionen gibt es schon. Sie beziehen ihre Energie aus der Umwelt (Grundwasser und/oder Luft) sowie in kleinerem Umfang aus Abwärme und wandeln diese in Heizenergie um, was aber stromintensiv abläuft. Eine wirklich umweltfreundliche Wärmepumpe sollte daher im Grunde nur mit Ökostrom laufen.
Eigenheimbesitzer, Vermieter und Besitzer von Gewerbeimmobilien haben das klimafreundliche Potenzial schon längst erkannt, weshalb es eine ungebrochene Nachfrage nach Wärmepumpen gibt. Im laufenden Jahr dürften 230.000 von ihnen neu eingebaut werden, 2021 waren es etwa 150.000. Nun kam der Ukraine-Krieg dazwischen, der zur allseits bekannten Energiekrise führte. Es droht eine stockende Neuinstallation von Wärmepumpen, dabei hat der Bund sehr ambitionierte Ziele: Schon ab 2024 sollen jährlich 500.000 neue Wärmepumpen hinzukommen. Produktionskapazitäten in der Industrie gibt es hierfür, auch das Handwerk will die Installationen bewältigen. Dafür müssen noch mehr Fachkräfte eingestellt werden, denn schon derzeit warten viele Kunden rund ein halbes Jahr auf ihre neue Wärmepumpe, wie Martin Sabel als Geschäftsführer des Bundesverbandes Wärmepumpe erklärte.
Forcierung der Wärmepumpeninstallation
Schon vor einigen Jahren haben mehrere EU-Staaten beschlossen, die europäische Zulieferindustrie für Wärmepumpen zu stärken. Hierfür ist eine gemeinsame Plattform für Transformationstechnologien geplant. Das Handwerk soll bei der Qualifizierung von Fachkräften für Wärmepumpen und weitere erneuerbare Energien gestärkt werden. Auch soll sich der Markt für die Wärmepumpentechnologie weiter auf große Gebäude zubewegen. Weiterhin ist der Einbau in große Bestandsbauten ein Kernthema des Jahres 2023. Derzeit sind die wichtigsten Abnehmer von Wärmepumpen die Besitzer von Eigenheimen oder kleinen Gewerbegebäuden, wobei der Einbau in Neubauten dominiert. Diese Ziele will die Bundesregierung keinesfalls aufgeben. Daher muss nun über eine angepasste Strompreisbremse für neue Wärmepumpen schnell entschieden werden.
Lesen Sie auch:
- Ingenieurin zu Habecks Wärmepumpenplan – „unbegreiflicher Irrsinn“
- Düstere Studie zur Stromversorgung von Wärmepumpen
- Wärmepumpe – Habecks Ausbauplan ist unerreichbar
- Stromfresser Wärmepumpe
- Droht jetzt auch der Wärmepumpe das Aus?