Nach über 100 Jahren – Maschinenbauer Hüller Hille schließt Tore endgültig

Nach Jahren voller Rückschläge steht Hüller Hille endgültig vor dem Ende. Der traditionsreiche Maschinenbauer aus Mosbach, einst ein Symbol für deutsche Präzision, schließt zum 31. Januar 2026. Für die Beschäftigten bedeutet das nicht nur den Verlust ihres Arbeitsplatzes, sondern auch das Scheitern eines langen Kampfes gegen die Insolvenz. Zugleich zeigt der Fall, wie stark die Industriekrise den Mittelstand trifft und welche Folgen ein globaler Wettbewerbsdruck für Traditionsfirmen haben kann (rnz: 08.10.25).


Letzte Hoffnung zerschlagen

Die verbliebenen Mitarbeiter erhielten Anfang Oktober die endgültige Nachricht: Alle Arbeitsverträge laufen aus, viele Angestellte müssen das Werk sofort verlassen. Insolvenzverwalter Olaf Spiekermann von Brinkmann & Partner bestätigte gegenüber der Rhein-Neckar-Zeitung, dass „aufgrund der wirtschaftlichen Lage und monatelanger Lohnrückstände keine andere Lösung mehr möglich“ sei. Die Insolvenzmasse reicht nicht aus, um Gehälter zu bezahlen oder laufende Kosten zu decken.

Traditionsbetrieb Hüller Hille schließt nach über 100 Jahren. Jobverluste treffen die Region nach dem das Aus des Maschinenbauers hart
Traditionsbetrieb Hüller Hille schließt nach über 100 Jahren. Jobverluste treffen die Region nach dem das Aus des Maschinenbauers hart

Nur neun Mitarbeiter begleiten bis Ende Januar die letzten Arbeiten in Service und Maschinenbau. Für die Mehrheit endet die Tätigkeit schon jetzt, teils ohne Bezahlung. Dennoch können Betroffene über die Agentur für Arbeit Lohnersatzleistungen beantragen, um die schlimmsten Folgen abzufedern. Die Industriekrise hinterlässt hier sichtbare Spuren, besonders im einst florierenden Maschinenbau.

Hüller Hille – ein Symbol des deutschen Maschinenbaus

Der Niedergang von Hüller Hille hat tiefe Wurzeln. Das Unternehmen, das 1923 in Ludwigsburg gegründet wurde, vereinte technisches Know-how und höchste Präzision. Nach der Fusion mit der Maschinenfabrik Diedesheim 1994 unter dem Dach des Thyssen-Konzerns galt die Firma als Aushängeschild des deutschen Maschinenbaus. Doch die wechselhafte Eigentümerstruktur brachte Instabilität.

Seit 2019 befindet sich das Unternehmen in chinesischem Besitz, doch anstatt Stabilität folgten Schulden und Stillstand. Wirtschaftliche Probleme, fehlende Aufträge und globale Krisen führten schließlich zur Insolvenz. Rund 100 Beschäftigte klagten 2024 ihr Gehalt beim Amtsgericht Mannheim ein – ein dramatisches Zeichen der Not.

Belastung für die Belegschaft

Die vergangenen Jahre waren für die Beschäftigten eine nervenaufreibende Zeit. Immer neue Versprechungen, gefolgt von Enttäuschungen, ließen das Vertrauen schwinden. Als die IG Metall im Sommer die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens verlangte, war der Absturz kaum noch aufzuhalten. Im August übernahm Spiekermann offiziell die Verwaltung – zu spät für Hüller Hille.

Gewerkschafter Thomas Bohlender von der IG Metall Heidelberg machte deutlich, dass auf ausstehende Lohnzahlungen kaum Hoffnung besteht. „Die Chance ist minus eins, dass da noch irgendein Geld fließen wird“, erklärte er. Damit endet eine Ära, die einst für Qualität und Präzision stand – und für die Kraft des deutschen Maschinenbaus, der nun selbst in die Krise geraten ist.


Die Insolvenz als Spiegel der Industriekrise

Der Fall Hüller Hille steht exemplarisch für die Lage vieler mittelständischer Betriebe. Der Maschinenbau kämpft mit hohen Energiekosten, globalem Wettbewerbsdruck und einer schwächelnden Wirtschaft. Fehlende Investitionen und unklare Eigentümerstrukturen beschleunigen den Niedergang.

Besonders die Industriekrise zeigt, dass selbst renommierte Marken ohne stabile Finanzierung und klare Strategie kaum überleben können. Die Insolvenz von Hüller Hille ist damit mehr als das Ende eines Unternehmens – sie steht für den Verlust eines Stücks industrieller Identität.

Ende einer Ära

Nach über hundert Jahren Maschinenbaugeschichte in Mosbach verlischt ein Stück deutscher Industriegeschichte. Die Hallen von Hüller Hille, einst Inbegriff für technische Präzision, stehen bald leer. Für viele Mitarbeiter bedeutet das nicht nur das Ende eines Jobs, sondern auch das Ende eines Lebensabschnitts.

Der Name Hüller Hille bleibt dennoch ein Synonym für Innovation, handwerkliches Können und den Stolz einer ganzen Region – auch wenn die Ära des Unternehmens nun endgültig vorbei ist.

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