Modernisierung des Pumpspeicherwerks Waldeck 1

Wenn die Rede von Sonnen- und Windenergie ist, kommt stets die Frage nach der Speicherung überschüssigen Stroms auf, der bei strahlendem Sonnenschein und einer frischen Brise das Netz überlastet, aber während einer Dunkelflaute (weder Sonne noch Wind) genutzt werden kann. Dann stehen chemische Energiespeicher (Batterien) im Fokus, die allerdings auf einer jungen Technologie beruhen und beim permanenten Ausbau der erneuerbaren Energien gigantische Ausmaße annehmen müssen, um die große Menge an Elektrizität aufzunehmen.


Doch das Problem existiert nicht erst seit ein paar Jahren. Schon vor einem Jahrhundert produzierten unter anderem Kohlekraftwerke, die sich nur bis zu einer gewissen Untergrenze (~60 %) ihrer Kapazität abregeln lassen, vor allem nachts zu viel Strom, der gespeichert werden musste. Dazu dienen von jeher Pumpspeicherwerke. Sie pumpen mit der überschüssigen Energie Wasser von einem tiefen in ein hohes Becken, von dem es bei erhöhtem Strombedarf durch große Röhren wieder nach unten schießt und dabei Turbinen für die Stromerzeugung antreibt. Eines dieser Pumpspeicherwerke steht im hessischen Waldeck und verrichtet dort schon seit 1933 seine Dienste. Der Düsseldorfer Energiekonzern Uniper modernisiert es jetzt mit 50 Millionen Euro. (HNA, 18.03.2025)

Investition in moderne Standards beim Pumpspeicherkraftwerk Waldeck 1

Die Modernisierung von Waldeck 1 ist das aktuell größte Uniper-Projekt, wie der Leiter des Vorhabens Wolfgang Malecek gegenüber Pressevertretern erklärte. Die vorhandene Technik, so etwa die Fallschützen für den Auslauf am Speicherbecken, haben immerhin fast 100 Jahre auf dem Buckel. Bis zuletzt wurden sie mit Kurbeln und Hebeln betätigt, doch das funktionierte. Allerdings entspricht die Anlage nicht mehr modernen Sicherheitsbestimmungen, so Malecek. Daher stellte seine Mannschaft zuerst die Fallschützen außer Dienst, deren Stahltore bislang mit einer Winde herabgelassen wurden.

Uniper modernisiert das Pumpspeicherkraftwerk Waldeck 1 mit 50 Mio. Euro. Die Fertigstellung ist für 2027 geplant.
Uniper modernisiert das Pumpspeicherkraftwerk Waldeck 1 mit 50 Mio. Euro. Die Fertigstellung ist für 2027 geplant.
Bild: Wolkenkratzer, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Uniper setzt nun neue Absperrklappen ein, erhält aber das historische Windenhaus und die Maschinerie im Innenraum, denn beides steht unter Denkmalschutz. Für die neuen Absperrklappen wurde ein zusätzliches Gebäude in einer Grube errichtet, zu dem unterirdische Rohre verlaufen. Die Rostschutzbeschichtung in den Rohren muss erneuert werden. Die Arbeiter entfernen zunächst mit einem Sandstrahler die alte Innenbeschichtung, unmittelbar danach tragen sie die neue auf. Für die Arbeit in den engen Rohren werden sie mit speziellen Wagen vom Ausgang der oberen Abschlussklappe herabgelassen. Sie stehen unter Zeitdruck: Sobald die alte Innenbeschichtung fehlt, beginnt die Rostbildung in den Rohren. Diese werden als Gegenmaßnahme klimatisiert. Bei Regen pumpt die Belegschaft das Restwasser im oberen Speicherbecken ab, damit es nicht in die Rohre gelangt.

Erneuerung der Dichtungen

Die Speicherbecken wurden schon beim ursprünglichen Bau in den 1930er Jahren mit Kunststoff abgedichtet. Inzwischen sind diese Dichtungen an einigen Stellen nicht mehr vollkommen intakt, allerdings wurden bislang nicht die zulässigen Grenzen für Sickerwasser überschritten. Dennoch ersetzt Uniper das ursprüngliche PVC, das nicht unbegrenzt haltbar ist, nun durch Betonvorsatzschalen. Der nächste Schritt ist die Erneuerung der unter dem Becken verlaufenden Drainagerohre, die Sickerwasser sammeln und es zu Messstationen leiten. Für das gesamte Projekt waren umfangreiche Vorarbeiten nötig, die im Herbst 2024 begannen und an denen verschiedene Baufirmen beteiligt sind. Die erste Bauphase direkt am Pumpspeicherwerk startete am 1. März 2025. Für den April 2027 ist die Fertigstellung geplant.


Einbezug von Natur und Tourismus

Waldeck 1 auf dem Peterskopf liegt im Nationalpark Kellerwald-Edersee. Wegen der strengen Vorschriften zum Schutz der Natur muss Uniper eng mit den Behörden kooperieren. Die Auswirkungen auf Fauna, Flora und den Tourismus sollen so gering wie möglich ausfallen. Entsprechende Maßnahmen reichen bis zu Details wie der Ausleuchtung des Speicherbeckens während der Arbeitszeiten, die sich nur nach unten richten darf. Auch müssen die Strahler ausschließlich gelbes Licht abgeben. Blaulicht wäre effektiver, würde aber Tiere – vor allem Insekten – verwirren. Nächtliche Lkw-Fahrten sind möglichst zu vermeiden.

Mit diesen Auflagen kann sich Uniper gut arrangieren, wie der Gesamtprojektleiter Wolfgang Malecek versichert. Ein ökologischer Gutachter besichtigt einmal pro Woche die Baustelle. Malecek liegt der Naturschutz ganz persönlich am Herzen. So rief er in seinem Pressestatement unter anderem dazu auf, den hier heimischen Feuersalamander zu schützen, der durch den Hautpilz Bsal gefährdet wird. Damit greift der Manager eine Warnung der Nationalparkleitung auf. Den Hautpilz verbreiten Wanderer, die deshalb ihre Schuhe vor dem Betreten des Gebiets gründlich reinigen sollten. Der Tourismus muss während der Bauarbeiten einige Einschränkungen hinnehmen, jedoch nicht pausieren. Zwar muss die Jausenstation „Waldbölker“ schließen, auch wurde der Peterskopfweg gesperrt. Doch es gibt alternative Routen, die gut ausgezeichnet und beschildert wurden. Auch bleibt die Aussichtsplattform Peterskopf erreichbar, allerdings per Standseilbahn nur am Sonntag. An den übrigen Wochentagen benötigen sie die Arbeiter für ihren Materialtransport.

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