Esprit, einst eine feste Größe auf deutschen Einkaufsstraßen, steht vor dem endgültigen Aus. Die Modekette kämpft um ihre Existenz, nachdem sie im Mai Insolvenz angemeldet hat. Noch Anfang August muss ein Investor gefunden werden, sonst droht die Schließung aller Filialen in Deutschland. Aktuell werden die Gehälter der Mitarbeiter von der Bundesagentur für Arbeit übernommen, da Esprit Europe GmbH nicht über ausreichende finanzielle Mittel verfügt. Sollte kein Investor einspringen, könnte das Unternehmen seine Beschäftigten nicht mehr bezahlen und wäre gezwungen, den Betrieb einzustellen (chip: 30.07.24).
Ein Blick auf die Aktienentwicklung
Die finanzielle Misere des Unternehmens zeigt sich auch an der Entwicklung des Aktienkurses. 2007 lag der Wert einer Esprit-Aktie noch bei 30 Euro, doch schon drei Jahre später waren es nur noch 15 Euro. Im Jahr 2011 fiel der Kurs dramatisch auf zwei Euro. Heute hat eine Esprit-Aktie kaum noch Wert, sie wird mit nur einem Cent gehandelt. Dieser massive Verlust an Börsenwert spiegelt das sinkende Vertrauen von Anlegern und Partnern wider.
Laut einer Umfrage der Fachzeitschrift „Textilwirtschaft“ hat auch das Vertrauen im Handel stark gelitten. Zahlreiche Modehäuser haben bereits angekündigt, Esprit aus ihrem Sortiment zu nehmen oder dies in naher Zukunft zu tun. Grund dafür sind unter anderem erhebliche Lieferprobleme. So berichtet der Einkaufschef von Galeria in München, dass zwischen Juli und September keine Produktion der Herbst-/Winter-Kollektion stattgefunden hat. Es bleibt ungewiss, wie sich die Situation weiterentwickeln wird.
Hoffnungsschimmer oder endgültiger Abgesang?
Trotz der düsteren Lage gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer: Investoren zeigen Interesse an den Markenrechten von Esprit. Zu den Interessenten zählen unter anderem Alteri, bekannt für Marken wie Street One und Cecil, sowie das Modehaus Peek & Cloppenburg. Diese Investoren bieten allerdings Beträge, die unter dem Zerschlagungswert des Unternehmens liegen. Sollte kein Investor bereit sein, einen höheren Preis zu zahlen, könnte Esprit vollständig aufgelöst werden.
Die Verhandlungen betreffen nicht nur die Markenrechte, sondern auch die Zukunft der Mitarbeiter. Esprit Europe GmbH betreibt derzeit 56 Filialen und beschäftigt etwa 1.500 Personen. Das Unternehmen hat vor einigen Jahren den Hauptsitz von Ratingen nach Hongkong verlegt. Die Zukunft dieser Arbeitsplätze hängt nun von den Verhandlungen ab, die in den kommenden Wochen anstehen. Ohne einen rettenden Investor steht Esprit vor einem endgültigen Aus in Deutschland, und die langjährige Geschichte der Modekette könnte zu Ende gehen.
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