Die Minister der Bundesregierung wollen, dass die Autofahrer auf Elektrofahrzeuge umsteigen. Dabei lassen sie keine Gelegenheit aus, um auf den damit verbundenen Klimaschutz hinzuweisen und neuerdings auch, um die Abhängigkeit von russischen Energieträgern zu reduzieren. Dazu animierte die Regierung die Autofahrer mit üppigen Subventionen zum Kauf eines Elektrofahrzeugs. Bei so viel Argumenten sollte man allerdings davon ausgehen, dass die Politiker als Vorbild vorausgehen. Aber weit gefehlt. Die Mehrheit der Minister in der Ampelregierung fahren nach wie vor Dienstwagen mit Verbrennungsmotor.
Nur zwei Minister der Bundesregierung fahren ein vollelektrisches Fahrzeug
Gerade einmal zwei Mitglieder des Regierungskabinetts fahren einen vollelektrischen Dienstwagen. Das sind Landwirtschaftsminister Cem Özdemir, der einen Audi e-Tron fährt und Umweltministerin Steffi Lemke, mit ihrem Mercedes-Benz EQC. Die Deutsche Umwelthilfe überprüft in regelmäßigen Abständen den Fuhrpark der Bundesminister. Jetzt hat die DUH der neuen Ampelregierung ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Die Geschäftsführerin der DUH Barbara Metz stellt dazu fest: „Unser Dienstwagen-Check enttarnt die selbst ernannte Klima-Regierung«. Die meisten Minister gäben sich bei ihren Dienstwagen, so Metz, bloß einen grünen Anstrich.
Die DUH konnte gegenüber der letzten Überprüfung einen marginalen Fortschritt feststellen. Bei der letzten Überprüfung vor der Bundestagswahl gab es für alle Minister der Großen Koalition noch eine Rote Karte. Jetzt haben zumindest zwei Minister eine Grüne Karte erhalten. Die Politiker argumentieren jetzt mit Lieferproblemen, wie sie jeder normale Bürger auch hätte. So verweist die Familienministerin Lisa Paus darauf, dass ihr bestellter BMW i4 noch nicht geliefert wurde.
Die Entwicklungshilfeministerin Svenja Schulze ist von ihrem rein elektrischen Dienstwagen aus der Vorgängerregierung auf einen Plug-in-Hybriden umgestiegen.
Wasser predigen und Wein trinken
Das häufigste Modell bei den Dienstwagen der Minister ist eine Audi A8-Hybrid. Dieses Modell stößt laut DUH im realen Fahrbetrieb 283 Gramm je Kilometer aus. Das ist gut das Dreifache als der zulässige Flottenwert von 95 Gramm pro Kilometer, aber immer noch nicht die Spitze des Eisbergs. Den nimmt Bauministerin Klara Geywitz mit ihrem 7er-BMW ein. Das Fahrzeug mit Benzinmotor kommt laut DUH im realen Fahrbetrieb auf einen CO₂-Ausstoß von gut 330 Gramm Kilometer. Bemerkenswert ist auch, dass Plug-in-Hybride am meisten genutzt werden. Dieses Konzept wurde von der neuen Regierung nicht, mehr als klimaschonend eingestuft und soll auch nicht mehr subventioniert werden.
Dabei hat die DUH die Minister, die mit gepanzerten Dienstwagen unterwegs sind, aus der Betrachtung herausgenommen. Der gepanzerte Dienstwagen des Bundeskanzlers hat dabei bereits einen Normwert von 411 Gramm CO₂ pro Kilometer. Der Verbrauch im realen Fahrbetrieb dürfte allerdings um ein Vielfaches höher sein.