Die EU plant eine groß angelegte Atomoffensive. Bis 2050 sollen über 240 Milliarden Euro in den Ausbau der Kernkraft fließen. Das Geld soll nicht nur alte Reaktoren verlängern, sondern auch neue Großanlagen finanzieren. Zusätzlich fließen Mittel in kleinere Reaktortypen und langfristig in die Kernfusion. Öffentliche und private Gelder gelten als Voraussetzung für den Erfolg der Strategie (heise: 13.06.25).
Frankreich treibt Atomoffensive voran – Deutschland steigt aus
Während Deutschland 2023 endgültig aus der Atomkraft ausgestiegen ist, treiben andere Länder die Atomoffensive entschlossen voran. Frankreich, Belgien und auch Polen bauen auf nukleare Energie. Polen plant, ab 2028 erstmals Atomstrom zu erzeugen. Die EU-Kommission betrachtet Kernkraft als CO2-arme Energiequelle, die im Energiemix nicht fehlen darf.

Nach europäischem Recht darf jeder Mitgliedsstaat seine eigene Energiepolitik verfolgen. Die unterschiedlichen Wege werden dadurch legitimiert. Während Deutschland auf Wind- und Solarkraft setzt, entstehen andernorts neue Reaktoren. Die weltpolitische Lage hat diese Entwicklungen zusätzlich beschleunigt.
Atomoffensive als Reaktion auf geopolitische Risiken
Ursula von der Leyen hat den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine als zentrales Argument für neue Atompläne genannt. Die Kommission betont: „Alle CO2-freien und CO2-armen Technologien seien erforderlich, um Europas Energiesystem zu dekarbonisieren.“ Laut Schätzungen soll der Strom in der EU bis 2040 zu 90 Prozent aus dekarbonisierten Quellen stammen. Neben erneuerbaren Energien bleibt auch Atomstrom ein strategisches Standbein.
Ziel ist es, das Klima zu schützen und gleichzeitig die Versorgungssicherheit zu stärken. Die Atomenergie soll dabei helfen, Europas Abhängigkeit von fossilen Importen deutlich zu reduzieren.
Sicherheitsstandards und Endlager bleiben im Fokus
Für die EU steht fest: Nur mit höchsten Standards bei nuklearer Sicherheit und strenger Gefahrenabwehr lässt sich die neue Atompolitik verantworten. Auch bei der Entsorgung sieht Brüssel Handlungsbedarf. Die Infrastruktur für radioaktive Abfälle muss ausgebaut und modernisiert werden. Die Kommission spricht von einer „sicheren und verantwortungsvollen Entsorgung“.
Trotz ambitionierter Investitionspläne bleibt die Entsorgungsfrage ungelöst. Ohne verlässliche Endlager drohen Risiken, die das Vertrauen in die Technologie belasten. Dennoch setzt Brüssel weiter auf die Atomkraft – mit langfristiger Strategie und enormen Summen.
Uneinheitliche Linie in Europa
Ein gemeinsamer europäischer Kurs bei der Energiepolitik erscheint unrealistisch. Zu unterschiedlich sind die nationalen Prioritäten. Während Frankreich neue Reaktoren plant, setzt Deutschland konsequent auf erneuerbare Quellen. Doch die EU-Kommission hält an ihrer Atomoffensive fest – als Teil eines diversifizierten Energiemixes.
Die politische Debatte dürfte sich verschärfen. Kritiker verweisen auf Sicherheitsrisiken und ungelöste Endlagerfragen, Befürworter auf Energieautarkie und Klimaziele. Klar ist: Die EU verfolgt ihren nuklearen Kurs mit Nachdruck.
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