Die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni kritisiert die Klimapolitik der Europäischen Union scharf. Aus ihrer Sicht gefährdet die aktuelle Strategie nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit Europas, sondern auch dessen industrielle Basis. Ihre Mahnungen treffen auf ein Europa, das zwischen Klimazielen und wirtschaftlicher Realität eine neue Balance finden muss (firstpost: 18.05.25).
Zweifel an der grünen Marschrichtung der EU
Meloni stellt infrage, ob der eingeschlagene Weg zur Klimaneutralität wirtschaftlich tragfähig ist. Der EU-Fokus auf Elektrifizierung, insbesondere bei Fahrzeugen, könne laut ihr zu einer gefährlichen Abhängigkeit von globalen Lieferketten führen. In diesem Zusammenhang warnt sie vor einem Szenario, in dem Europa seine industrielle Stärke verliert – eine „industrielle Verödung“ sei nicht auszuschließen.

Ihre Kritik richtet sich vor allem gegen die einseitige Fixierung auf batterieelektrische Antriebe. Während Hersteller gezwungen sind, Milliarden in neue Technologien zu investieren, fließen zentrale Komponenten wie Batterien überwiegend aus Asien nach Europa. Dieser Trend verstärke die technologische Abhängigkeit und schwäche die europäische Wertschöpfungskette.
Alternativen zur reinen Elektrifizierung gefordert
Meloni fordert einen breiteren Ansatz in der Transformation. Biokraftstoffe, Wasserstoff und synthetische Energieträger müssten stärker berücksichtigt werden. Diese Technologien könnten nicht nur emissionsarme Mobilität ermöglichen, sondern auch bestehende industrielle Strukturen erhalten.
Zudem spricht sich Meloni für eine überarbeitete Berechnungsmethodik bei Fahrzeugemissionen aus. Der gesamte Lebenszyklus – von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung – müsse in die Klimabilanz einfließen. Nur so lasse sich ein fairer Vergleich zwischen den Technologien herstellen.
Treffen mit Merz bringt Thema auf EU-Ebene
Beim jüngsten Treffen mit dem deutschen Bundeskanzler Friedrich Merz brachte Meloni ihre Bedenken deutlich zum Ausdruck. Sie plädiert für eine ausgewogenere ökologische Transformation, die wirtschaftliche und soziale Stabilität nicht untergräbt. In ihrer Vision steht nicht der Verzicht im Vordergrund, sondern ein technologieoffener Fortschritt, der Vielfalt und Innovation fördert.
Merz zeigte sich offen für die Debatte und betonte ebenfalls, dass ökologische und ökonomische Interessen in Einklang gebracht werden müssten. Die deutsch-italienische Annäherung in der Energiepolitik könnte neuen Schwung in eine bislang einseitig geführte europäische Diskussion bringen.
Wachsende Skepsis auch in anderen EU-Staaten
Melonis Position findet zunehmend Widerhall in anderen Mitgliedstaaten. Auch Regierungen in Osteuropa sowie in Frankreich und Belgien drängen auf mehr Flexibilität in der Umsetzung des Green Deal. Sie kritisieren unter anderem starre Fristen und mangelnde Rücksicht auf nationale Besonderheiten.
Die Debatte zeigt: Der Klimaschutz genießt in Europa weiter hohe Priorität, doch der Weg dorthin steht auf dem Prüfstand. Meloni hat eine Diskussion angestoßen, die über Italien hinaus an Relevanz gewinnt. Dabei steht nicht die Ablehnung der Klimaziele im Vordergrund, sondern die Forderung nach einem pragmatischeren Kurs.
Fazit: Melonis Warnung trifft einen Nerv
Mit ihrer Kritik trifft Meloni einen empfindlichen Punkt im europäischen Diskurs. Der Spagat zwischen Dekarbonisierung und industrieller Substanz verlangt nach neuen Antworten. Die EU steht vor der Herausforderung, ambitionierte Klimaziele mit wirtschaftlicher Vernunft zu verbinden – ohne Ideologie, aber mit technologischem Realismus.
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