Die gesetzlichen Krankenkassen stehen vor einem massiven Defizit. Im Jahr 2024 betrug das Finanzloch 6,2 Milliarden Euro. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sieht die Ursachen nicht nur in gestiegenen Ausgaben durch Inflation, sondern auch in verpassten Reformen der vergangenen Jahre. Gleichzeitig schmolzen die Finanzreserven auf 2,1 Milliarden Euro. Damit liegen sie weit unter der gesetzlichen Mindestreserve von 0,2 Monatsausgaben (spiegel:07.03.35).
Steigende Kosten und wachsende Belastung
Ein großer Anteil der Ausgaben floss in Klinikbehandlungen, die mit 101,7 Milliarden Euro zu Buche schlugen. Das bedeutete einen Anstieg um 8,1 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr. Die Ausgaben für Arzneimittel summierten sich auf 55,2 Milliarden Euro, während Arztbesuche in Praxen mit 50,1 Milliarden Euro zu Buche schlugen. Während die Leistungsausgaben um 8,1 Prozent wuchsen, sanken die Verwaltungskosten leicht um 0,6 Prozent.

Lauterbach betonte die Notwendigkeit von Strukturreformen, um steigende Beitragssätze zu vermeiden. Der seit 2017 nicht erhöhte Bundeszuschuss für versicherungsfremde Leistungen müsse regelhaft dynamisiert werden. Zudem soll die Digitalisierung im Gesundheitswesen vorangetrieben werden.
Krankenkassen schlagen Alarm
Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen warnt vor weiter steigenden Kosten. Sprecher Florian Lanz machte deutlich, dass das Ausgabenwachstum beispiellos sei. Eine sofortige Reaktion sei erforderlich. Preis- und Honorarerhöhungen dürften nicht über die laufenden Einnahmen hinausgehen.
Gleichzeitig betonte Lanz, dass künftige Maßnahmen keine Kürzungen zur Folge haben sollten. Beitragszahler könnten jedoch keine weiteren überproportionalen Kostensteigerungen im Gesundheitswesen tragen. Insbesondere die Pharmaindustrie, Krankenhäuser und Arztpraxen profitierten von den aktuellen Strukturen.
Beitragssätze steigen weiter
Zum Jahresbeginn hoben 82 Krankenkassen ihren Zusatzbeitrag an. Bei elf Kassen blieb er unverändert, nachdem es bereits im Vorjahr Anpassungen gab. Der durchschnittliche Zusatzbeitrag stieg auf 2,92 Prozent. Damit lag er über dem amtlichen Orientierungswert von 2,5 Prozent.
Der gesamte Krankenkassenbeitrag setzt sich aus dem allgemeinen Beitragssatz von 14,6 Prozent und dem individuell festgelegten Zusatzbeitrag zusammen. Mit den aktuellen Erhöhungen steigt die Belastung für Arbeitnehmer weiter an. Ohne strukturelle Eingriffe dürften die finanziellen Probleme der Krankenkassen weiter eskalieren.
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