LNG-Terminal Rügen: Ein gebrochenes Versprechen nach dem anderen

Eine Schiffslieferung mit Flüssigerdgas (LNG) aus den USA sorgt auf Rügen für Aufregung. Ursprünglich hieß es vom Betreiber des LNG-Terminals, dass nur Gas aus Norwegen angelandet würde. Jetzt scheint das Versprechen nicht mehr zu gelten. Das Gas, das am Mittwoch im Hafen von Mukran ankommt, stammt wahrscheinlich aus umstrittenem Fracking (nordkurier: 21.05.24).


Brisante Wende: Fracking-Gas aus den USA trotz Versprechen auf Rügen angelandet

Bereits beim Bau der Erdgaspipeline Nord Stream 2 spielte Fracking-Gas aus den USA eine Rolle. Washington hatte damals mit Sanktionen gedroht, um den Verkauf des eigenen Gases nach Deutschland zu fördern. Fracking-Gas ist wegen der Fördermethode und möglicher Umweltfolgen umstritten. Entgegen den Aussagen des Terminalbetreibers Deutsche Regas soll nun doch solches Gas auf Rügen anlanden. Ina Latendorf, Bundestagsabgeordnete der Linken, kritisiert dies scharf. Sie betont, dass ein Versprechen nach dem anderen gebrochen wird.

Entgegen allen Versprechen: Fracking-Gas aus den USA landet doch auf Rügen. „Ein Versprechen nach dem anderen wird gebrochen“
Entgegen allen Versprechen: Fracking-Gas aus den USA landet doch auf Rügen. „Ein Versprechen nach dem anderen wird gebrochen“

Die Bundesregierung habe sich längst von der Einbeziehung der Bürger und Betroffenen verabschiedet. Zudem sei der Bedarf für die Regasifizierung in Mukran und Lubmin wissenschaftlich widerlegt. „Die zugesagte Ertüchtigung der Bahnverbindung von Berlin in den Norden ist auf unbestimmte Zeit verschoben,“ erklärt Latendorf.

Entgegen allen Versprechungen: Fracking-Gas aus den USA landet doch auf Rügen

Wegen der Gaslieferung aus den USA wirft Latendorf dem Terminalbetreiber vor, die Zusicherung, nur konventionell gefördertes Gas zu beziehen, gebrochen zu haben. Das Unternehmen erklärt jedoch, keinen Einfluss auf die Herkunft des Gases und die Fördermethoden zu haben. Noch im April hieß es, im Beisein von MV-Umweltminister Till Backhaus, dass nur Gas aus Norwegen angelandet würde. Nun teilt die Deutsche Regas mit, dass dies nicht zugesichert worden sei. Die Entscheidung über die Herkunft des Gases läge bei den Lieferanten, nicht bei den Betreibern der Terminals.

Laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft stammen derzeit etwa 83 Prozent des nach Deutschland importierten LNGs aus den USA. Das erwartete Schiff, die „Rias Baixas Knutsen“, soll ebenfalls eine Ladung US-amerikanisches LNG an Bord haben. Ein Sprecher von Deutsche Regas erklärt: „Wir gehen davon aus, dass dieses Schiff US-amerikanisches LNG geladen hat.“


„Gefracktes Vertrauen“

Ina Latendorf spricht von einem „gefrackten Vertrauen“. Sie bezeichnet die Täuschung der Menschen als unerträglich. Die Bundesregierung habe Transparenz, Offenheit und Verlässlichkeit versprochen, doch weder offene Informationen geliefert noch Zusagen eingehalten. Fragen im Bundestag, etwa zur Finanzierung der Werbekampagne oder den Gewinngarantien für die Deutsche ReGas, würden nicht beantwortet.

Beim Fracking wird Gestein hydraulisch aufgebrochen, um Erdgas aus dichtem Gestein zu fördern. Laut Bundesumweltministerium wird dafür durch Bohrlöcher eine Flüssigkeit mit hohem Druck eingepresst, um Risse im Gestein zu erzeugen oder bestehende Risse zu weiten. Fracking in Schiefer-, Ton-, Mergel- und Kohleflözgestein ist in Deutschland grundsätzlich verboten. Es ist nur zu Forschungszwecken erlaubt. Für konventionelles Fracking in anderen Gesteinen gelten strenge Anforderungen.

Diese Entwicklungen zeigen die komplexen und oft widersprüchlichen Aspekte der Energiepolitik in Deutschland. Die Diskussion um das LNG-Terminal auf Rügen und die Herkunft des Gases wird wohl weitergehen. Die Kritiker fordern mehr Transparenz und Einhaltung der Versprechen, während die Betreiber auf die Gegebenheiten des Marktes verweisen.

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