Vor Spaniens Küste hängen dutzende LNG-Tanker im Stau fest und bekommen keinen Entladetermin, weil die örtlichen LNG-Terminals ausgebucht sind. Auch vor andere EU-Staaten sollen LNG Tanker vor Anker liegen und auf freie Entladeslots warten (Spiegel: 18.10.22).
Dutzende LNG-Tanker hängen vor Spaniens Küste fest
Seit die russischer Energielieferungen ausbleiben, kaufen die europäische Aufkäufer so ziemlich alles LNG auf, was sie bekommen können. Jetzt hängen dutzende Tanker vor den europäischen Küsten fest und finden kein Terminal, an dem sie ihre Ladung entladen können. Dabei verlieren sie jeden Tag einen Teil ihrer Ladung, da immer wieder Gas verdampft und abgeblasen werden muss, damit die Tanks nicht bersten. Deshalb besteht auch die Gefahr, dass sich die Schiffe nach alternativen Häfen außerhalb Europas umsehen, um ihre Ladung dort loszuwerden, warnen Experten.
Größte Anlaufstelle Europas ist an der Kapazitätsgrenze
Laut Beobachter der Szene treiben mittlerweile mehr als 35 LNG Tanker vor Spanien und im Mittelmeer und warten auf einen Slot zu Entladung. Laut einem Insider kann Spanien an seinen insgesamt sechs Terminals nur sechs Slots pro Woche anbieten. Der spanische Gasnetzbetreiber teilte in einer veröffentlichten Erklärung mit, dass er aufgrund von Überkapazitäten möglicherweise LNG-Ladungen zurückweisen müsse. Dabei verfügt Spanien über die größten Wiederverdampfungskapazität in der gesamten EU, um LNG wieder in Gas umzuwandeln. Sie machen ein Drittel des gesamten LNG und 44 Prozent der LNG-Speicherkapazität Europas aus. Deshalb ist Spanien auch die größte Anlaufstelle,
Gefahr, dass Tanker wieder abdrehen und Ladung außerhalb Europa verkaufen
Weitere LNG-Tanker liegen in der Nähe anderer europäischer Länder vor Anker. Der LNG-Analyst beim Datenanalyseunternehmen ICI, Alex Froley, sagte:. »Wir sehen eine große Anzahl von Ladungen, die vor der Küste Südspaniens warten oder im Mittelmeer kreisen. Auch harren einige Ladungen vor dem Vereinigten Königreich aus.“
Schwimmende Terminals in Deutschland noch nicht einsatzbereit
Deutschland verfügt über keine eigenen LNG-Terminals. Erst im neuen Jahr sollen zwei schwimmende LNG-Anlagen in Wilhelmshaven und Brunsbüttel einsatzbereit sein. Die beiden Terminals haben dann eine Kapazität von jährlich bis zu 12,5 Milliarden Kubikmeter. Zwei weitere schwimmende Terminals sollen in Stade und Lubmin zum Einsatz kommen. Bis dahin ist Deutschland auf Terminals im Ausland angewiesen.
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